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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Herzschlag durch mich hindurchschossen. Ich konnte meinen eigenen Puls hören, und er wurde immer schneller, bis ich kaum noch atmen konnte, aber ich stieß beharrlich das Blut von mir. In dieser Sekunde glaubte ich an meine unsterbliche Seele – ich würde sie nicht aufgeben, zumindest nicht willentlich.
      Plötzlich war Ather verschwunden. Ich war allein.
      Ich konnte das Blut in meinen Adern spüren, ich fühlte, wie es meinen Körper, meine Seele und meinen Geist erfüllte. Ich konnte nicht atmen, mein Kopf pochte und mein Herz raste. Dann wurde beides langsamer.
      Ich hörte, wie mein Herz aufhörte zu schlagen. Ich spürte immer noch meinen Atem.
      Ich konnte nichts mehr sehen, und die Schwärze erfüllte meinen Geist.
     
 
     

7
 
     
    Heute
     
     
 
      Ich habe nie zuvor und niemals wieder einen solch seelenzerreißenden, das Bewußtsein zerbrechenden Schmerz erfahren wie in jener Nacht. Ich habe den Geist williger Jungvampire erforscht, doch ich habe nie einen Spiegel meines Schmerzes gefunden. Die Stärke meiner Blutlinie hat ihren Preis, und der Preis war offensichtlich dieser Schmerz. Es hat uns alle verändert. Man kann nicht bewußt seinen eigenen Tod erleben und davon unberührt bleiben.
      Vielleicht war daß das Schlimmste. Oder vielleicht kommt der schlimmste Teil meiner Geschichte erst noch.
     
 
      Die Bilder aus meiner Vergangenheit verweilen in der Gegenwart. Alexanders Gesicht schwebt in meinem Kopf umher, und ich kann es nicht vertreiben. Meine beiden Leben haben nichts gemeinsam, und doch fühle ich mich, wie ich so hier in diesem Haus stehe, als wäre ich irgendwie in die Vergangenheit transportiert worden, zurück in die Zeit, als mein Bruder noch lebte.
      Auf der Suche nach Ablenkung bringe ich mich nach New York City. Ich verwandle mich jedoch nicht in einen Falken. Ich bringe mich einfach mit dieser Fähigkeit, über die nur wir verfügen, in die Stadt – die Fähigkeit, sich genau für den Augenblick, den die Reise dauert, in reine Energie, reinen Ather zu verwandeln. Ein Gedanke, und ich bin in weniger als einer Sekunde am Ziel.
      Als ich so durch die Gassen schlendere, umgebe ich meine Aura automatisch mit einem Schutzschild, schließlich will ich meine Anwesenheit nicht ankündigen. Dann trete ich durch die zerkratzte Holztür des Ambrosia, einem der vielen Vampirclubs der Stadt. Dieser Ort gehörte einst einem anderen Schützling von Ather, einem Vampir namens Kala. Aber Kala wurde von einem Vampirjäger getötet. Ja, es gibt sie wirklich, Hexen und sogar Menschen jagen uns sehr oft. Ich weiß gar nicht, wem der Club seit Kalas Tod gehört.
      Das Ambrosia ist ziemlich klein und sieht wie ein typisches Café aus – jedenfalls, wenn der Club Fenster hätte und es mehr Licht gäbe als die einzelne Kerze in der Ecke. Ich kann in dem Dämmerlicht natürlich gut sehen, aber ein Mensch wäre im Ambrosia nahezu blind.
      Am Tresen steht einer meiner Artgenossen. Ich kenne ihn allerdings nicht. Sein Kopf liegt auf der Theke, und seine Haut ist fast grau. Als ich hereinkomme, sieht er nicht einmal in meine Richtung, obwohl er den Kopf lange genug hebt, um das Glas zu leeren, das vor ihm steht. Er leckt sich das Blut von den Lippen, während ein Schauder durch seinen zerstörten Körper läuft.
      »Wer hat dir das angetan?« frage ich ihn neugierig. Es gibt keine Krankheit auf dieser Erde, die wir bekommen können, und fast kein Gift, das uns schadet. Daher wundere ich mich, daß er so krank aussieht.
      »Ein verdammter Triste«, knurrt der Fremde. »Er war im Café Sangra. Ich habe nicht einmal bemerkt, daß er kein Mensch ist.«
      Ich frage mich, was Aubrey wohl tun würde, wenn er wüßte, daß ein Triste- Hexer im Café Sangra war.
      Die Tristes sind den Menschen sehr ähnlich. Ihre Auren fühlen sich gleich an.
      Ihre Herzen schlagen, und sie atmen. Sie müssen essen wie die Menschen. Außerdem schmeckt ihr Blut genauso wie das eines Menschen.
      Und dennoch sind sie kein bißchen menschlich. Wie wir Vampire sind die Tristes unsterblich. Sie altern nicht, und ihr Blut ist für uns giftig. Dieser Junge, der versehentlich an einen von ihnen geriet, hat Glück gehabt, daß er nicht viel getrunken hat, sonst wäre er schon tot.
      »Seit wann duldet Aubrey Tristes in seinem Revier?« frage ich. Die beiden Arten – Vampire und Tristes – sind normalerweise verfeindet. Das Wort Triste kann man fast als Synonym für Vampirjäger benutzen.
      »Tut er
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