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In den Spiegeln - Teil 1 - Das Hause der Kraniche

In den Spiegeln - Teil 1 - Das Hause der Kraniche

Titel: In den Spiegeln - Teil 1 - Das Hause der Kraniche
Autoren: Ales Pickar
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Gerät und besah es von allen Seiten. Game Boys sind nicht gerade geeignet, um zu kommunizieren, da sie nur fünf Tasten haben. Ich drückte eine von ihnen, in der Hoffnung, dass sich nun das Spiel aktivieren würde. Doch der Bildschirm blinkte nur kurz und zeigte weiterhin stoisch:
     
    session in process
    enter password now
     
    Ich erinnerte mich an Manzios Worte. Aber ich vermisste eine Tastatur. Sollte etwa...?
    »Eklipse«, brummte ich mit gerunzelter Stirn. Die Aufschrift verschwand und statt dessen erschien ein neuer Schriftzug:
     
    kernel 216xl
    voice verif subroutine in process
     
    Als dieser einige Sekunden bestanden hatte, verschwand er und wurde durch eine Meldung ersetzt, die offensichtlich kein Log, sondern direkt an mich gerichtet war:
     
    Was hast du vor?
     
    »W-was ich vorhabe?« stotterte ich und hielt sofort inne. Toll. Jetzt saß ich also da und redete mit einem Game Boy! Die Meldung verschwand und es dauerte nur Sekunden, bis die nächste erschien.
     
    Wohin wirst du gehen?
     
    Ungläubig starrte ich auf die klobigen ANSI-Buchstaben. Erst nach einer Weile murmelte ich hinter vorgehaltener Hand: »Wer ist da...?«
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
     
    Öffne den Batterieverschluß.
     
    Ich sah mich wieder um und überzeugte mich, dass ich nicht dabei beobachtet wurde, wie ich mit meinem Game Boy redete. Ein Otaku kurz vor seiner Einweisung in eine Heilanstalt. Mit einer möglichst gleichgültigen Miene drehte ich das Gerät um und klappte die kleine Luke auf. Zu meinem Erstaunen beinhaltete es keine Batterien, sondern zwei winzige drahtlose Kopfhörer. Vorsichtig nahm ich die kleinen Polster in die Hand und stöpselte sie mir in die Ohren. Dann drehte ich das Display wieder zu mir. Die Aufschriften waren verschwunden und wurden kurz durch eine Meldung ersetzt:
     
    switching PPPoE > PPPoATM
     
    Anschließend begann auf dem Display lustlos eine kleine zweidimensionale Figur herum zu hüpfen und wich irgendwelchen Pixelgeschossen aus.
    »Wer ist da?«
    In meinen Ohre knisterte es leicht. Dann erklang die Stimme.
    »Nenne mich Korvinian.«
    Die Stimme war weich und freundlich, doch zugleich auf eine seltsame Art gekünstelt und unpersönlich. Als hätte der Sprecher eine Karriere bei Kaufhaus-Werbefilmen hinter sich. Rückenschmerzen bei Reinigungsarbeiten? Mit dem neuen ErgoTrixx können Sie Ihre Wohnung in wenigen Minuten staubfrei bekommen, ohne Ihre Wirbelsäule zu belasten. Fragen Sie einen unserer Mitarbeiter, um mehr über ErgoTrixx zu erfahren.
    »Was passiert hier?« entgegnete ich und setzte mit erhobener Stimme zur nächsten vermutlich ziellosen Frage an. »Wie...«
    »Schschsch...« , gab der Call-Center-Typ freundlich von sich.
    Ich widersprach ihm nicht, da ich bei der Vorstellung, er könnte verschwinden, eine gewisse Angst empfand. Deshalb schwieg ich angespannt und starrte stumm auf den winzigen Bildschirm, der weiterhin nur monoton das Demo abspielte.
    »Hier sind die wichtigsten Fakten. Erstens. Du bist in Gefahr, doch das hast du sicherlich selbst gemerkt. Aber auch dort, wo du gerade bist, ist es für dich nicht sicher. Zweitens. Ich bin hier, um dir aus dieser Gefahr zu helfen. Drittens. Du musst genau das tun, was ich dir sage.«
    »Wer seid ihr? Wer ist Lux Aeterna?«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit. Hast du die drei Punkte verstanden?«
    »Was muss ich tun?« erwiderte ich selbstbewusst.
    »Deine Verfolger gehören einem geheimen Konsortium an. Sie nennen sich das Kerygma . Du hast eines ihrer Hauptquartiere entdeckt. In diesem Augenblick treffen Einheiten des Kerygma am Flughafen ein, während ein anderer Trupp den Bahnhof abriegelt. Mit diesen vier Gören fällst du auf wie ein bunter Hund...«
    »Habt ihr denn niemanden, der mich abholen kann?«
    »Wir haben eine Person in deinem Gebiet, die sich dir zu erkennen geben wird, wenn die Zeit gekommen ist. Aber nach Hamburg musst du allein fahren.«
    »Werden wir dann in Hamburg abgeholt?«
    Die Leitung knackte nur leicht unhörbar. Korvinian beriet sich möglicherweise mit jemandem, oder überlegte eine passende Antwort.
    »Wir werden auf dich zukommen, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Mein Gehirn fühlte sich wie Watte an. Doch ich hatte dennoch das bestimmte Gefühl, dass er mir nicht sagen würde, was ich wissen wollte, sondern lediglich, was ich wissen musste.
    »Nun bist du an der Reihe« , fuhr die Stimme in meinem Ohr fort. »Es wird dir nicht gelingen, mit den vier Frauen unbemerkt in einen Zug zu
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