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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers
Autoren: Stefan Wolf
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Boden.
    Tomasino wollte nach ihm treten,
hinterhältig und unfair. Aber Tarzan sprang ihn an. Den vorgestreckten Ellbogen
rammt er dem Kerl vor den Magen.

    Tomasinos schwarze Augen traten wie
Ping-Pong-Bälle hervor. Sein Gesicht schien zu platzen. In Hüfthöhe knickte er
ab. Langsam fiel er zu Boden, wo er keuchend liegen, blieb.
    Zeisig blutete aus dem Mundwinkel. Aber
seine Augen waren klar. Tarzan half ihm auf.
    „Mein Gott!“ Leni zitterte. „Ganz
plötzlich ist er über mich hergefallen. Erst hat er mir noch geholfen. Aber
dann hat was ausgehakt bei ihm. Es ist schrecklich.“
    Zeisig atmete schwer. Sein Gesicht war
kreidebleich. Für einen Moment preßte er die Hände an die Schläfen. Dann wandte
er sich Tomasino zu.
    „Nur weil du morgen in die Anstalt
kommst, sehe ich davon ab, dich der Polizei zu übergeben, die Lump. Aber wir
sind fertig miteinander. Ich will dich nie wieder sehen.“
    Der Dompteur rührte sich nicht. Sein
Gesicht war jetzt fahl. Ein tückischer Blick war auf Zeisig gerichtet.
    Völlig meschugge (verrückt) ! dachte
Tarzan. Dem hat der Schnaps wirklich das Gehirn zerstört.
    Zeisig nahm seine zitternde Tochter bei
der Hand und führte sie hinaus. Die Jungs folgten ihnen.
    Zeisig stellte sie vor. Klößchen schien
von dem Mädchen begeistert zu sein. Jedenfalls bekam er rote Ohren, als sie ihm
die Hand gab. Verstohlen himmelte er sie an. Daß er nur aufgeweichte Schokolade
bei sich hatte, also nichts, was er anbieten konnte, wurmte ihn sehr.
    „Vielen Dank für dein Eingreifen“,
sagte Zeisig zu Tarzan. „Ohne dich stünde es jetzt schlecht um mich. Leider
habe ich nicht übertrieben, als ich sagte, daß Carlo zu einer Gefahr geworden
ist für seine Umwelt. Es kommt anfallsweise. Dann weiß er nicht mehr, was er
tut.“
    Sie gingen ins Wohnhaus zurück und
unterhielten sich noch lange.
    Die Jungs erzählten von ihrer Schule
und der Stadt, in der die Zeisigs sich noch nicht so gut auskannten. Die
wiederum revanchierten sich (sich erkenntlich zeigen) mit spannenden
Geschichten aus dem Zirkusleben.
    Später hörten sie, wie Tomasino in
seinen Wagen stieg und weg fuhr.
    „Darf der noch fahren — wenn er ständig
betrunken ist?“ erkundigte sich Tarzan.
    Zeisig hob die Achseln. „Es ist
sonderbar, aber er hat noch nie einen Unfall gehabt. Er fährt langsam und
vorsichtig. Wahrscheinlich würde es krachen, wäre er nüchtern.“
    „Kein gutes Beispiel!“ sagte Karl.
    Tarzan griff in die Tasche und zog ein
weinrotes Streichholzbriefchen hervor, das er Zeisig hinhielt.
    „Ist sicherlich Ihres. Es lag in der
Scheune. Vielleicht haben Sie’s verloren, als Sie stürzten.“
    Zeisig schüttelte den Kopf. „Das gehört
mir nicht.“
    Achselzuckend steckte Tarzan es wieder
ein. Falls dieses Reklamebriefchen — denn es trug einen Aufdruck — Tomasino
gehörte, würde der darauf verzichten müssen. Denn dem hätte er es bestimmt
nicht zurückgegeben.
    Klößchen hatte nur Augen für Leni,
blickte aber verlegen zu Boden, sobald sie sich an ihn wandte.
    Offenbar gab es ihm seine Begeisterung
ein, als er sagte: „Ich würde ja gern dabei sein, wenn morgen die Tiere
abgeholt werden. Dürfen wir wieder kommen?“
    „Aber selbstverständlich!“ versicherte
Zeisig.
    Leni fügte hinzu: „Ihr seid doch jetzt
unsere Freunde.“
    „Dann bis morgen früh!“ Klößchen
strahlte.
    Zeisigs Mundwinkel, wo Carlos
Faustschlag ihn getroffen hatte, war angeschwollen und schmerzte.
    Aber er wollte nicht zum Arzt.
    „Ich muß hier bleiben und die Tiere
bewachen. Ist sowieso die letzte Nacht. Wenn ich deswegen“, er befühlte die
Schwellung, „nicht schlafen kann, nehme ich eben eine Tablette.“
    „Lieber nicht, Papa!“ sagte Leni. „Das
ist doch dieses starke Zeug.“ Für die Jungs fügte sie erklärend hinzu: „Ich
habe mal eine genommen und war danach wie betäubt. 20 Stunden habe ich
geschlafen. Selbst dann bekam ich die Augen kaum auf.“
    Zeisig lächelte. „Das ist auch nichts
für kleine Mädchen — sondern nur für Notfälle.“
    Inzwischen ging es auf den Abend zu.
Die drei Freunde verabschiedeten sich, nach dem Zeisig versichert hatte, Carlo
sei jetzt bestimmt zur Vernunft gekommen und — von ihm — nichts mehr zu
befürchten.
    „Vorausgesetzt, er kommt überhaupt noch
mal zurück.“
    „Hat er hier sein Quartier?“ fragte
Tarzan.
    „Seit er seinen Wohnwagen verkauft hat,
schläft er in der Scheune. Ihm macht das nichts aus.“
    Die Sonne stand schon tief, als die
Jungs sich
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