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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen
Autoren: John Saul
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zuschustern; dass Ted besser qualifiziert war, war dem völlig schnuppe. Und so ging es immer - es kam auf Beziehungen an, nicht auf Können, sondern darauf, wem man in den Arsch kroch oder mit wem man sich gut stellte...
    Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, weil er spürte, wie Mary ihm zärtlich die Hand drückte. »Tut mir leid«, sagte sie leise und, ganz als hätte sie seine Gedanken lesen können, fuhr sie fort: »Wenn du meine Meinung wissen willst: Er hat dir nie eine faire Chance geben wollen. Er hat die Stelle doch immer für Elaines Bruder reserviert.«
    »Aber warum hat er uns dann heute abend eingeladen?« wollte Ted wissen. Seine Wut war wie weggeblasen und hatte einer Niedergeschlagenheit Platz gemacht, die Mary noch viel schmerzhafter empfand.
    Sie drückte seine Hand fester. »Weil er deinen Rat haben wollte! Eine Stunde nach unserer Ankunft ist mir das klargeworden - er hat von dir nur wissen wollen, was du mit dem Sumpfgebiet auf dem Grundstück des Kondominiums machen würdest. Er weiß, woher du kommst. Er weiß genau, wieviel du weißt. Und er hat dir nicht einmal eine Stelle anbieten müssen, um es zu erfahren - er hat es umsonst bekommen.«
    »Wie dumm!« stieß Ted hervor, entzog sich Marys Hand und schlug auf das Armaturenbrett ein. »Warum hast du mich nicht gebremst? Warum hast du...«
    Mary konnte plötzlich nicht anders; sie musste lachen. »Dich bremsen! Wann habe ich dich je von etwas abhalten können? Außerdem bist du nicht dumm - im Gegenteil, du bist clever. Nur manchmal ein bißchen generös, das ist alles. Du verschenkst Ideen, die du verkaufen könntest, und dann fragst du dich, warum niemand deine Ideen kaufen will. Und nun widersprich mir nicht, Ted - du weißt genau, dass ich recht habe.«
    Als er verbissen schwieg, fuhr sie fort: »Bitte, Ted, nun entspann dich mal! Hör auf, dir so viele Sorgen zu machen und auf die ganze Welt wütend zu sein. Du hast bisher noch immer eine Stelle gefunden. Es wird diesmal bestimmt nicht anders sein.«
    »Jawohl«, knurrte Ted, »und bis dahin hält meine Tochter mich für unfähig, und meine Frau...«
    »Deine Frau liebt dich«, brachte Mary den Satz für ihn zu Ende. »Und wenn Kelly den Eindruck erweckt, als ob sie dich für unfähig hielte, gibt sie damit wenigstens zu, dass du existierst. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest - mit mir spricht sie nicht einmal mehr.«
    Ted lächelte dünn. »Vielleicht solltest du darüber froh sein. Dann sagt sie dir wenigstens nicht, wie doof du bist, weil du etwas gegen rosarote Haare hast.«
    »Die Sache mit dem Haarfärben«, seufzte Mary, »ist drei Monate her. Übrigens - hast du denn nicht gesehen, mit was für Kindern sie zusammen ist? Ein paar von denen haben sogar violettes Haar und tragen einen Ring in der Nase.«
    »Was haben die bloß im Kopf? Wissen sie denn nicht...«
    »Sie wollen anders sein, das ist alles«, unterbrach Mary. »Das ist bei den meisten einfach nur Teil des Großwerdens. Aber bei Kelly...«
    Sie schwieg. Ted steuerte den Wagen in die Einfahrt. Beim Anblick des Hauses runzelte Mary die Stirn. Es war hell erleuchtet. Sie hätte erleichtert sein sollen; normalerweise war das Haus dunkel und leer, wenn sie nach Mitternacht heimkam. Aber ganz abgesehen von dem Licht - sie konnte Kellys Nähe förmlich spüren.
    Und sie spürte, dass da etwas nicht in Ordnung war.
    Sie blieb im Wagen sitzen und machte keine Anstalten, die Tür zu öffnen, als Ted den Motor abgeschaltet hatte. Ihr Unbehagen wuchs.
    »Mary?« fragte Ted schließlich. »Was ist denn los?«
    Die Worte riefen Mary in die Wirklichkeit zurück. Sie tastete nach dem Türgriff, stieg aus, bewegte sich über den gesprungenen Steinweg und blieb vor der Haustür stehen. Sie hätte die Tür öffnen sollen - Kelly dachte eigentlich nie dran, abzuschließen - und tat es doch nicht. Sie streckte Ted den Arm entgegen, als er nachkam, um auch ihn mehr oder weniger vom Betreten des Hauses abzuhalten.
    »Was ist los?« wiederholte er.
    »Ich... weiß nicht«, flüsterte sie. »Da stimmt etwas nicht. Ich kann es spüren.«
    Über Teds Gesicht breitete sich ein Grinsen; er sprach plötzlich schleppender. »Was sollte denn nicht in Ordnung sein? Ich bin arbeitslos, meine Tochter hasst mich, und meine Frau meint, ich verschenke alles, was ich besitze.« Er packte den Knauf. Die Tür flog auf.
    Er wollte schon eintreten, zögerte - nun spürte auch er eine merkwürdige Kälte. Das Grinsen verging ihm, als er über die
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