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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht
Autoren: Anne Perry
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schämte sich für seine Gedanken und seine Panik, vor allem aber war er ganz schwach vor Erleichterung. Er grinste Trace durch das schmutzige Wasser und das dicke Glas hindurch an.
    Dann hob er zum Dank die Hand.
    Trace winkte zurück und schüttelte immer noch den Kopf, dann deutete er auf die nächstgelegene Kiste.
    Monk nahm sein Messer heraus, und gemeinsam stemmten sie den Deckel auf. Es befanden sich Gewehre darin. Er spürte ihre Umrisse.
    Trace nahm seine Laterne und hielt sie nur wenige Zentimeter über die Waffen. Jetzt war es möglich, zu erkennen, dass es alte Modelle waren, hauptsächlich Steinschlossgewehre, viele davon völlig nutzlos, himmelweit entfernt von den modernen Enfields, die Breeland gekauft hatte. Sie waren der reinste Schwindel. Eifrig packten sie die obere Schicht aus, darunter befanden sich lediglich Ziegelsteine und Ballastmaterial.
    Sie versuchten es noch bei einer zweiten und dritten Kiste. Es war überall dasselbe. Oben lagen einige Gewehre, darunter nur Gewichte.
    Schließlich war Monk fast alles klar. Die echten Gewehre waren niemals in der Tooley Street gewesen. Sie waren anderswo gelagert gewesen und von dort zum Bahnhof Euston Square gebracht und in die Güterwaggons des Zuges verladen worden, bevor Shearer in der Mordnacht überhaupt dort auftauchte. Er hatte lediglich Breelands Geld in Empfang genommen. Wo er den Rest der Nacht verbracht hatte, würden sie vielleicht niemals erfahren.
    Diese ausrangierten Waffen, die über Ziegel und Ballast geschichtet waren, waren von den Männern gestohlen worden, deren Leichen in der Kajüte am Grund der Themse umhertrieben. Sie hatten den Prahm bis zur folgenden Nacht versteckt, getarnt von den Wracks vor dem Ufer von Bugsby’s Marshes, hatten dann wieder Segel gesetzt, um ein Rendezvous einzuhalten, bei dem sie ihre Waffen übergeben und ihre Bezahlung für die Morde entgegennehmen wollten. Stattdessen hatten sie gemeinsam mit Shearer ein Rendezvous mit ihrem eigenen Tod. Wenn er sich noch einmal eingehend mit der Sache beschäftigte, würde er sicher eine Bestätigung für die genaue zeitliche Abfolge bekommen.
    Er legte Trace die Hand auf den Arm, um ihm anzudeuten, dass es Zeit zum Auftauchen war. Sie hatten alles gesehen, was es zu sehen gab. Langsam setzten sie sich in Bewegung. War es also nur Gier gewesen, war es nur darum gegangen, die Waffen zweimal zu verkaufen und dadurch zu mehr Geld zu kommen? Zugegeben, eine Menge mehr Geld.
    Er torkelte durch die Finsternis, ertastete sich inmitten von Schlammwolken seinen Weg und wurde von der Strömung hin und her gezerrt, während die Flut zunahm und sie versuchten, sich ihr entgegenzustemmen.
    Es schien ein endloser Weg zu sein. Seine Füße schmerzten wegen des Gewichtes seiner Stiefel. Er war hinter einer gläsernen Scheibe gefangen und atmete Luft aus einer Pumpe. Er bemühte sich, sich in Erinnerung zu rufen, was sie ihm gesagt hatten. Benutzen Sie das Auslassventil. Verschaffen Sie sich mehr Auftrieb. Das war schon besser. Leben und Sonnenlicht waren nur noch wenige Faden entfernt, und doch kam es ihm wie eine andere Welt vor. Trace war neben ihm, er bewegte sich flinker, sein Schritt war sicherer. Er schwenkte seine Laterne, führte Monk und drängte ihn voran. Dann ließ er plötzlich die Laterne fallen. Monk sah, wie seine Hände sich um die Stelle krampften, an der sich unter dem Helm sein Hals befinden musste. Sein Gesicht schien sich hinter dem Glas zu verzerren, als ob er keuchte und nach Luft rang.
    Dann strafften sich seine Seile, er wurde rückwärts nach oben gezerrt und verschwand in der Düsternis. Monk war plötzlich ganz allein auf sich gestellt.
    Wo war das Boot? Er blinzelte nach oben, suchte durch die Sandwolken hindurch, die um ihn herumwirbelten, nach Trace’ Schatten, konnte ihn aber nicht entdecken.
    Dann hatte er plötzlich die Sprossen der Leiter gefunden. Er griff danach, zog sich daran hoch, begierig, so schnell wie möglich nach oben ans Licht zu kommen und um aus dem kalten und beengenden Anzug zu steigen. Es schien ewig zu dauern. Er trug noch die Bleigewichte. Über die Seile wurde ihm keinerlei Hilfe angeboten. Sie zogen ihn nicht mehr. Er musste allein hochklettern. Die Anstrengung war grenzenlos.
    Endlich durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche, und instinktiv schnappte er nach Luft, bekam aber immer noch lediglich Luft aus der Pumpe. Hände streckten sich ihm entgegen, und als das Wasser abgetropft war und der Helfer die Glasscheibe vor
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