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In den Armen des Meeres

In den Armen des Meeres

Titel: In den Armen des Meeres
Autoren: Brenda Joyce
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zu belohnen, nicht, wenn er sie als Gefangene gehalten hatte. Er musterte sie, und sie erwiderte seinen Blick, voller Entschlossenheit. »Das Leben ist voller Überraschungen«, sagte sie leise. »Es ist selten nur schwarz und weiß.«
    Seine Miene wurde weicher. Sein Herz schien überzufließen vor Liebe. War sie noch weiser, als sie es während der letzten Jahre schon geworden war? »Wir werden darüber reden«, erwiderte er endlich und hatte das seltsame Gefühl, dass diese Runde an sie gehen würde. Dann wandte er sich an den Franzosen. »Wo wohnt Janssen?«
    »In dem Gasthaus weiter die Straße runter«, sagte Gautier, offensichtlich erleichtert.
    Elysse griff wieder nach Alexis Arm. »Kannst du es nicht den Behörden überlassen, ihn zu verfolgen? Ich brauche dich«, flüsterte sie drängend.
    Sein Herz schlug schneller. Wollte sie ihn jetzt verführen, damit er nicht das tat, was ein Mann tun musste? »Ich kann Janssen das nicht durchgehen lassen, Elysse, und das weißt du auch.«
    Lächelnd strich sie ihm über die Wange. »Ich war nicht sicher, ob wir jemals wieder zusammen sein würden. Und ein Mord verstößt gegen das Gesetz, Alexi.«
    Er dachte an jene Nacht vor langer Zeit auf Windhaven zurück, als er mit Montgomery gekämpft hatte. »Wir sind nicht in Großbritannien. Hier herrscht Gesetzlosigkeit.«
    »Haben wir beide nicht genug gelitten?«
    Er sah sie an und wusste, dass auch sie an Montgomery dachte. Aber diese Situation hier war nicht zu vergleichen mit dem Geschehen in jener Nacht. Janssen hatte Elysse in Gefahr gebracht. Er hatte sie töten wollen.
    »Wir haben unsere Ehe auf dem Tod eines Mannes aufgebaut«, flüsterte sie.
    Er wusste, was sie dachte – sie begannen ein neues Leben, und wenn er das in die Tat umsetzte, was er vorhatte, dann würde sich auch ihre Zukunft auf dem Tod eines Mannes gründen. Aber Janssen verdiente es zu sterben.
    Plötzlich erbleichte Elysse.
    Er warf einen Blick über seine Schulter zurück – und erblickte Baard Janssen weiter unten auf der staubigen Straße. Der Däne blieb abrupt stehen, offenbar sehr erschrocken, sie alle zu sehen. Alexi konnte es auch kaum glauben. Dann überkam ihn pures Entzücken. Das hier war zu gut, um wahr zu sein.
    Janssen machte kehrt und begann zu laufen.
    Alexi nahm seine Pistole und zielte. Er würde diesen Kerl töten, auch wenn Montgomerys Bild ihn noch immer verfolgte, auch wenn er kein Mörder war, auch wenn Elysse recht hatte und sie ihre Zukunft nicht auf diese Weise beginnen sollten.
    »Du bist kein Mörder«, rief Elysse. »Tu das nicht, Alexi! Die Behörden sollen ihn hängen.«
    Einen Moment lang zielte er. Wie gern hätte er den Abzug gedrückt! Dann sah er Bilder der vergangenen sechs Jahre seines Lebens vor sich, und außerdem Bilder von Elysse während der vergangenen Wochen in London. Eine elegante, anmutige Frau. Sie hat so schwer gekämpft um ihren Stolz und um ihre Würde. Sie hatte Verletzungen und Demütigungen überlebt. Es würde schon genug Gerede geben wegen ihrer Entführung – sie brauchte nicht noch den Klatsch, den es verursachen würde, wenn er Janssen umbrachte. Sie sollte nicht noch ein Gerichtsverfahren durchstehen müssen, das es zweifellos geben würde. Alexi ließ die Waffe sinken. »Du hast recht. Du verdienst mehr als das. Und ich werde es dir verschaffen.« Er lächelte ihr kurz zu, und sie erwiderte das Lächeln, erleichtert. »Aber Janssen wird wegen Piraterie gehängt werden.« Geiselname und Lösegelderpressung waren keine Verbrechen, für die ein Mann gehängt wurde – Piraterie allerdings schon. Alexi nahm die Verfolgung auf.
    Janssen warf einen Blick über die Schulter zurück und sah, dass er verfolgt wurde. Er beschleunigte seine Schritte und bog um eine Ecke. Alexi strengte sich an, sein Herz hämmerte, und er lief schneller, als er es je für möglich gehalten hätte. Er bog um dieselbe Ecke – und sah, wie Janssen mit einem Messer auf ihn zukam.
    Seine Reflexe waren blitzschnell. Als Janssen ausholte, sprang er zur Seite, wich dem Stich aus, der ihn sonst zweifellos in den Rücken getroffen hätte. Stattdessen erwischte Janssen ihn nur an der Schulter. Alexi stöhnte vor Schmerz, doch es gelang ihm, den anderen Mann zu packen und ihn zu Boden zu ringen. Auf Janssens Brustkorb sitzend, legte er ihm die Hände um die Kehle. »Du wolltest meiner Frau Gewalt antun, du verdammter Bastard?« Er war kein Mörder, aber dieses Untier verdiente den Tod, und er konnte nicht anders – in
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