Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Carolyn Jewel
Vom Netzwerk:
nicht.
    Nikodemus schüttelte den Kopf. » Das ist unglaublich«, meinte er. » Wirklich unglaublich, Carson. Gleich werden Sie wohl auch noch behaupten, dass Sie es nicht verdient haben zu sterben.«

2
    Die Kellnerin, eine hübsche Chinesin im gleichen Alter wie Carson, brachte ihnen die Suppe und Frühlingsrollen. Nikodemus musterte die junge Frau von Kopf bis Fuß. Ohne jede Eile. Und die Kellnerin konnte ihren Blick nicht einen Moment von ihm abwenden.
    Carson wusste Bescheid über Männer und ihre Flirtmethoden. Manchmal, nicht sehr oft, hatte einer von Magellans Assistenten mit ihr geflirtet. Und dann hatte es diesen jungen Mann gegeben, der zu Studienzwecken zu Magellan gekommen und eine Weile geblieben war. Das war ein wenig übers Flirten hinausgegangen, was hieß, dass sie in Bezug auf das andere Geschlecht nicht völlig unbedarft war.
    Die Kellnerin– die wirklich ausgesprochen hübsch war– sagte etwas auf Chinesisch zu Nikodemus. Er antwortete in der gleichen Sprache, und sie lachten beide. Als sie ging, schaute er ihr hinterher.
    Schweigend aßen sie ihre Suppe. Carson rührte die Frühlingsrollen nicht an, Nikodemus dagegen ließ sie sich schmecken. Er sah nicht übermäßig gut aus, es war eher seine Ausstrahlung. Nun ja, doch, er sah gut aus. Wenn auch auf andere Weise als Magellans Männer mit ihren italienischen Anzügen und dem auffallend kurzen Haar.
    Carson musste Nikodemus immer wieder ansehen, da er sich so sehr von den Männern in ihrer Umgebung unterschied: das lange Haar; der Ohrring; das unbeschwerte Lächeln; das Selbstvertrauen, das man ihm anmerkte.
    Nachdem er alles aufgegessen hatte, die Suppe und sämtliche Frühlingsrollen, ihre wie seine, blickte er auf sein Handgelenk. Obwohl er keine Uhr trug, war die Geste eindeutig. Eindringlich schaute er dann Carson an. Das Sternenlicht ließ seinen Ohrring aufblitzen.
    » Verraten Sie mir, warum Sie meine Hilfe brauchen, und wenn Sie schon mal dabei sind, könnten Sie auch gleich hinzufügen, warum ich Sie nicht sofort dafür umbringen sollte, dass Sie ihn bei seiner Arbeit unterstützen.«
    Für einen Augenblick brachte er ihre Welt ins Wanken. » Ich verstehe nicht«, erwiderte sie, als sie begriff, dass sie sich nicht verhört hatte.
    Ihre Brust hob und senkte sich heftig, wieder hatte sie Mühe zu atmen. Das Einzige, woran sie denken konnte, war, dass er ihr hier nichts tun würde, nicht in diesem Restaurant. Nicht in aller Öffentlichkeit. Die Kopfschmerzen kehrten mit Wucht zurück, der Schmerz pochte hinter ihren Augen. Nikodemus würde ihr nicht helfen. War sie vor Magellan geflohen, nur um jemand anderem in die Arme zu laufen, der sie umbringen wollte? Unauffällig rieb sie ihre angstfeuchten Hände an ihren Jeans ab.
    » Ich habe Ihnen doch gar nichts getan…«
    » Was ist daran so unverständlich?« Er strich sich das Haar aus der Stirn. Es schimmerte in allen möglichen Brauntönen. Wenn er es kurz geschnitten trüge, würde es ihm nicht ständig ins Gesicht fallen. » Sie brauchen nur zu sagen: › Nikodemus, ich möchte‹, – und dann, was auch immer Sie möchten– › und Sie sollten mich nicht töten, weil‹– welchen Grund Sie auch haben. Ist doch ganz einfach, oder?«
    Die Kellnerin brachte ihnen die Hauptgerichte. Sie schob Nikodemus einen Zettel zu und sagte etwas zu ihm, woraus Carson lediglich das Wort » Handy« heraushören konnte. Er steckte den Zettel in seine Brieftasche, während sie eine Gabel neben Carsons Teller legte.
    Carson stellte fest, dass er sich etwas bestellt hatte, was Tentakel besaß. Es roch merkwürdig, aber nicht schlecht. Er nahm sich von dem Reis und verteilte ein paar Löffel von seinem Gericht darauf.
    Carson griff nach ihrer Gabel. Auf ihrem Teller erkannte sie gebratenes Hühnchen mit Gemüse, überzogen mit einer klebrigen roten Sauce. Bei diesem Anblick drehte sich ihr der Magen um. Aber großen Hunger hatte sie eh nicht gehabt.
    » So schwierig kann das doch wirklich nicht sein«, fuhr er fort, und seine Stimme klang mitfühlend.
    Trotz allem oder vielleicht gerade deswegen wünschte Carson sich, sein Mitgefühl wäre echt. Sie wollte, dass jemand zu ihr hielt. Sie wollte nicht allein sein.
    » Sprechen Sie es einfach aus. Ich kann sowieso keine schlechtere Meinung mehr von Ihnen bekommen, als ich bereits habe.«
    Er wartete, während Carson überlegte, wie sie beginnen sollte. Das Dumme war, dass sich ihr Wunsch, ihn zu mögen und ihm zu trauen, nicht mit seiner Drohung vertrug,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher