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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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streifte, merkte sie, dass es ihr ähnlich ging. Jedenfalls ließ ihre Neugier an seinen dramatischen Erlebnissen erheblich nach.
    Trotzdem waren weiterhin viele Fragen unbeantwortet, und sie beschloss, ihn noch ein bisschen hinzuhalten.
    Sie wollte alles wissen und hatte noch ein Wörtchen mitzureden. »Er hat sich auf dich gestürzt?«
    Rurik seufzte leise, halbwegs zufrieden, dass er sie wenigstens streicheln durfte. »Und das war ein taktischer Fehler. Zum Glück für mich, kann ich nur sagen, denn in dem Augenblick war ich mehr tot als lebendig. Ich wäre ihm völlig ausgeliefert gewesen, weil ich nicht mal mehr die Kraft hatte, ihn wegzustoßen. Dieser verfluchte Kassian wurde krebsrot im Gesicht. Er stürzte sich auf mich, umschloss schraubstockartig meinen Hals und sagte: ›Ich bring dich um. Und dann schnapp ich mir die Frau und mach sie fertig.‹« Rurik lächelte grimmig. »Ich hab dir doch von dem Trick erzählt, dem Trick, wo ich bloß einen Teil meines Körpers transformiere?«
    »Ja?« Tasya war sich nicht sicher, ob sie die weiteren Enthüllungen überhaupt hören mochte.
    »Ich transformierte meine Hände in Krallen und schlitzte ihm damit die Kehle auf.« Rurik gestikulierte wild mit seinem freien Arm. »Dann kratzte ich ihm die Augen aus. Und dann … Tasya?«
    Tasyas Kopf fuhr Karussell, ihr wurde schwarz vor Augen. Normalerweise war sie hart im Nehmen. Aber vor ihrem geistigen Auge entstand ein grausiges Bild: Rurik hilflos am Boden niedergestreckt, seine Schulter von einem Gehstock durchbohrt, kämpfte er um sein Leben - und um ihres. »Du hast ihn getötet«, murmelte sie.
    »Ja. Ich hab ihn getötet.« Er setzte sich auf, neigte sich über sie, ihr großer Beschützer, seine Miene dunkel, geheimnisumwölkt. »Ich hab gekämpft, ich wollte Zeit gewinnen, damit du fliehen konntest. Hör auf zu weinen. Du brauchst dir deswegen keine Vorwürfe zu machen. Du hast das einzig Richtige getan. Du hast die Ikone hergebracht, und ich bin dir ewig dankbar, dass du mir dieses eine Mal vertraut hast.«
    »Ich vertraue dir. Es tut mir leid wegen der Ikone.« Sie streichelte zärtlich seine Wangen. »Ich hätte dir nicht verschweigen dürfen, dass ich sie schließlich doch gefunden hatte.«
    »Als ich mich von meinen Blessuren erholte, hatte ich eine Menge Zeit zum Nachdenken.« Er lehnte seine Stirn an ihre. »Du hast sie in der Kapelle entdeckt, hmm?«
    »Als du hereinkamst, hielt ich Schwester Maria Helvigs Hand. Sie war noch warm …« Tasya hatte mit ihrem
Schock und ihrer Trauer gekämpft, obwohl sie froh war für die Nonne. Froh, dass sie heimgekehrt war zu ihren Ordensschwestern.
    »Was hättest du in diesem tragischen Moment auch sagen sollen?«, meinte er nüchtern. »›Die Nonne ist tot, aber - hey: Ich hab die Ikone gefunden!‹?«
    »Ich hab einfach nicht daran gedacht, dir das mit der Ikone zu erzählen. Dann haben wir sie beerdigt, danach tauchten die Varinskis auf und dann …«
    »Und dann hattest du mit einem Mal einen Mordshass auf mich.« Er steckte seine Nase in ihr Haar, inhalierte den süßen Duft.
    »Stimmt, trotzdem hab ich dich geliebt. Das machte mich halb wahnsinnig.«
    »Du liebst mich.« Seine warme tiefe Stimme dehnte jedes Wort. »Sag es noch einmal.«
    »Ich liebe dich.«
    Er küsste sie, sein Atem mischte sich mit ihrem, seine Zunge erkundete, seine Wärme durchströmte ihren Körper. Jede Bewegung war Glut und Gier und Gefühl, und als seine Hand unter ihr Top glitt, über ihren Bauch und zärtlich ihre Brust umschloss, wurde Tasya schwach - sie hätte den Rest ihres Lebens in seiner sinnlichen Umarmung verbringen mögen. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern. »Erzählst du mir den Rest der Geschichte?«
    Er knotete das Verschlussband ihrer Schlafanzughose auf. »Morgen. Den erzähl ich dir morgen.«

33
    Z orana stellte den duftenden Festtagsbraten in der
    Senf-Rosmarin-Kruste feierlich auf den Tisch in der Küche der Wilders. Sie trat einen Schritt zurück und lächelte, als ihre Kinder und ihr Mann klatschten und überschwänglich ihre Kochkünste lobten.
    Tasya schloss sich ihnen an; als Pflegekind hatte sie es gelernt, sich Familientraditionen anzupassen und sich problemlos einzufügen.
    Bisweilen war ihr das nicht leichtgefallen.
    Bisweilen hatte sie sich dazu genötigt gefühlt.
    Bei den Wilders war es anders: Hier fühlte sie sich endlich zu Hause.
    Die ganze Familie hatte sie in ihr Herz geschlossen. Wie Rurik es prophezeit hatte, hatten Konstantine und
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