Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
Vom Netzwerk:
diese Information sicher nicht sehr erfreut“, bemerkte er nebenbei und faltete die Hände ineinander. Er sah mich offen an.
„Sie haben ihr nichts von dem Verweis erzählt?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
Er zögerte und fuhr sich durch das kurze, dunkle Haar. „Ich konnte nicht“, gestand er schließlich. Seine Ehrlichkeit verblüffte mich. Ich plumpste zurück auf den Stuhl und starrte die blau-weiss-karrierte Tischdecke an. In drei Monaten war sowieso alles vorbei. Ich sollte Mum keine unnötigen Sorgen bereiten. Mit einem lauten
Rums
landete meine Stirn auf der Tischplatte. Mir war egal, dass mein Lehrer auf der anderen Seite saß. Nachdem er den Mantel abgelegt hatte, hatte sich wieso etwas schwerwiegend verändert.
Allein der Gedanke, mich bei einem Arzt auszukotzen, ließ mich Galle würgen. Bisher war ich mit der Situation wunderbar allein zurecht gekommen. Wäre Haiss nicht aufgetaucht, hätte ich das Ultimatum locker einhalten und Rex zufrieden stellen können.
„Eine Sitzung!“, murmelte ich in das Deckchen. „Eine einzige Sitzung! Mehr kann man von mir nicht verlangen!“
„Fantastisch!“ Wieso freute er sich denn so?
Er erhob sich so schnell, dass er vor meinen Augen verschwamm. Ich blinzelte irritiert. Der neue Gadget gefiel mir irgendwie nicht. Auch wenn er äußerst attraktiv aussah und sein Lächeln mich erröten ließ, zog ich doch lieber den cholerischen Mantelträger vor. Ich mochte aus Prinzip keine Kerle, die mich dazu brachten mich wie eine hormongesteuerte junge Frau zu fühlen. Nicht dass ich Gadget unbedingt zu dieser Sorte Mann zählte, der Typ war mindestens zwanzig Jahre älter als ich!
Der Mantel verschluckte den heißen Typ, der Hut trug den Rest zur vollendeten Verwandlung bei.
„Wieso tragen Sie diesen Fetzen überhaupt?“ Ich musste es einfach wissen.
Er zog die Schultern hoch und drückte mir eine Visitenkarte in die Hand. „Er ist ein Profi!“ Meine Frage ignorierte er schlichtweg. „Ich lasse dich für morgen freistellen. Vielleicht rufst du Dr. Jenks an!“
„Das ist nicht nötig.“ Ich warf einen Blick durch das kleine Küchenfenster in den Garten. Mir fiel sofort die Stelle an der Eiche auf, wo die Baumrinde fehlte. Hellbraun und bloßgestellt blitzte der Kern hervor. „Ich werde morgen in die Schule gehen.“ Haiss würde mich kennenlernen!
Gadget zögerte. Dann schüttelte er unmerklich den Kopf, tippte mit zwei Fingern an die Hutkrempe und verabschiedete sich. „Vergiss den Anruf nicht!“, rief er und winkte ohne sich umzudrehen.

Zweiter Streich
     
     
    Ziellos wanderte ich durch unser Haus. Vom Flur, zur Küche, ins Gästebad und die Treppe hinauf in Mums Schlafzimmer. Dort kuschelte ich mich ganze zehn Minuten in ihr frisch gemachtes Bett. Ich atmete den zarten Duft tief ein und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Sobald ich die Mundwinkel ein wenig verzog, machten sich die Schürfwunden bemerkbar. Ich war nicht der Typ Mädchen, der bei jeder Kleinigkeit zu heulen anfing. Es lag nicht einmal an den blöden Schmerzen in meinem Gesicht, oder dass meine Augen ununterbrochen wie Feuer brannten. Es lag eher an
ihm
und an die Vorstellung seiner Reaktion, wenn er mich am Wochenende sehen würde. Mittlerweile stand ich zum dritten Mal vor dem Badezimmerspiegel und beobachtete, wie die Verzweiflung Stück für Stück von mir Besitz ergriff. „Jetzt reiß dich zusammen! So schlimm sieht es gar nicht aus!“ Überhaupt nicht!!!
 Jedenfalls nicht, wenn man darüber hinwegsehen konnte, dass meine rechte Seite vom Kieferknochen bis zum Auge mittlerweile so blutunterlaufen war, dass ich aussah, als hätte mir ein Schwergewichtler beim Boxen eins auf die Fresse gegeben. Mit fliegenden Fingern tastete ich die geschundenen Stellen ab. Ich sah fürchterlich aus! So konnte ich unmöglich am Wochenende nach draußen gehen!
„Dafür mach ich dich fertig, Haiss!“, knurrte ich den Spiegel und krallte meine Hände beidseitig am Waschbeckenrand fest. „Du legst dich nicht mit mir an“, flüsterte ich und holte aus dem Apothekenschränkchen eine von Mums homöopathischen Salben. Ich ließ mir Zeit damit, die Pflaster von meiner Wange und dem Unterkiefer zu lösen, dann griff ich, wie Mum zuvor, nach dem Hautdesinfektionsmittel und schmierte mir anschließend großzügig die Arnika-Salbe ins Gesicht. Angebliche reduzierten die Inhaltsstoffe sehr viel schneller die Blutergüsse und hoffentlich auch den ganzen scheußlichen Rest.
Mich wurmte sehr, dass mein Arm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher