Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
weiter über ihre Worte nach, während er sich nun erhob und im Zimmer auf und ab ging. Vor dem Spiegel auf dem Kaminsims blieb er stehen und begutachtete den Sitz seiner Krawatte – er hatte keine Zeit gehabt, sich umzuziehen, seit er aus dem Flugzeug gestiegen war, und das sah man. Unwillkürlich mußte er zum erstenmal daran denken, daß er älter aussah, als seine dreiundsechzig Jahre es erwarten ließen. Das war allerdings nicht weiter verwunderlich – nach allem, was Miß Beresford ihn in den letzten sechs Wochen hatte durchmachen lassen. Doch Townsend mußte sich
    eingestehen, daß er jetzt nicht vom Anruf des Direktors einer kleinen Bank in Ohio abhängig wäre, hätte er sich Miß Beresfords Rat ein bißchen früher eingeholt.
    Wie ein Hypnotiseur starrte Townsend auf das Telefon, doch es klingelte nicht. Er machte keine Anstalten, sich mit dem Stapel Briefe zu beschäftigen, die Heather ihm zur Durchsicht und Unterschrift auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür geöffnet wurde und Heather ins Zimmer trat. Sie reichte ihm ein Blatt Papier: eine Liste alphabetisch geordneter Namen.
    »Ich dachte, Sie könnten die Liste vielleicht brauchen«, sagte Heather. Sie arbeitete seit fünfunddreißig Jahren für Townsend und wußte, daß es ihm gewaltig gegen den Strich ging, untätig herumzusitzen und zu warten.
    Ungewohnt langsam fuhr Townsend mit dem Finger die
    Namensliste hinunter. Drei Namen waren mit einem Sternchen versehen; dies bedeutete, daß die betreffenden Personen früher für die Global gearbeitet hatten. Derzeit standen siebenund-20
    dreißigtausend Angestellte in Townsends Diensten, von denen er sechsunddreißigtausend nie zu Gesicht bekommen hatte.
    Doch auf dieser Liste gab es drei Personen, die irgendwann einmal bei ihm beschäftigt gewesen waren; sie arbeiteten nun für den Cleveland Sentinel, eine Zeitung, von der Townsend noch nie gehört hatte.
    »Wem gehört der Sentinel?« fragte er in der Hoffnung, den Besitzer ein bißchen unter Druck setzen zu können.
    »Richard Armstrong«, antwortete Heather dumpf.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Leider gehört Ihnen nicht eine einzige Zeitung im Umkreis von hundert Meilen um Cleveland«, fuhr Heather fort. »Bloß eine Rundfunkstation südlich der Stadt, die den ganzen Tag Country-&-Western sendet.«
    In diesem Moment hätte Townsend ohne Bedenken den New York Star gegen den Cleveland Sentinel getauscht. Wieder blickte er auf die drei Namen mit den Sternchen, doch sie sagten ihm auch jetzt noch nichts. Er schaute zu Heather auf.
    »Ob einer von denen wohl noch was für mich übrig hat?« Er bemühte sich um ein Lächeln.
    »Barbara Bennett bestimmt nicht«, entgegnete Heather. »Sie ist die Moderedakteurin des Sentinel. Nachdem Sie das Lokalblatt von Seattle übernommen hatten, für das Barbara arbeitete, wurde sie nach wenigen Tagen gefeuert. Sie hat wegen unrechtmäßiger Kündigung geklagt und behauptet, ihre Nachfolgerin habe eine Affäre mit dem Herausgeber. Wir mußten uns schließlich auf einen Vergleich einlassen. In der Verhandlung hat Barbara Sie als ›einen gewöhnlichen,
    gewinnsüchtigen Herausgeber von Pornomagazinen‹ bezeichnet. Daraufhin haben Sie die Anweisung erteilt, daß Barbara bei keiner Ihrer Zeitungen mehr eingestellt werden dürfe.«
    Townsend wußte, daß es noch gut tausend andere Personen gab, von denen jede mit Freude seine Feder in Blut tauchen würde, um seinen Nachruf für die nächste Morgenausgabe zu 21
    verfassen.
    »Mark Kendall?« fragte er.
    »Leitender Gerichtsreporter«, erklärte Heather. »Er hat einige Monate für den New York Star gearbeitet, aber es gibt nichts Schriftliches, daß Sie ihm je begegnet sind.«
    Townsend las einen weiteren Namen, der ihm nichts sagte, und wartete darauf, daß Heather ihm erneut Einzelheiten nannte. Er wußte, daß sie den besten Kandidaten für zuletzt aufgehoben hatte: selbst Heather genoß es, ihren Boß ein bißchen in der Hand zu haben.
    »Malcolm McCreedy, leitender Redakteur beim Sentinel.
    Hat von 1979 bis 1984 beim Melbourne Courier für die Corporation gearbeitet. Damals erzählte er jedem bei der Zeitung, daß Sie früher sein Saufkumpan gewesen wären.
    McCreedy wurde gefeuert, weil er seine Artikel ständig zu spät ablieferte. Offenbar galt sein Hauptaugenmerk nach der morgendlichen Redaktionskonferenz dem Whisky und nach dem Mittagessen allem, was Röcke trug. Doch trotz seiner Behauptungen konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher