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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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»Aber die USC-Schauspielschule ist die beste weit und breit.«
    »Du willst doch nicht, dass ich so weit wegziehe.«
    Das stimmte. Kate hatte sich alle Mühe gegeben, ihrer rebellischen Tochter begreiflich zu machen, dass Kalifornien zu weit weg und »Schauspiel« auch kein vielversprechendes Hauptfach sei.
    »Ich möchte nicht übers College sprechen«, erklärte Marah, also ließ Kate das Thema erst einmal fallen.
    Ihr Gespräch driftete in andere Bereiche. Eine Stunde lang plauderten sie nur. Nicht über die Gefahr, die am Horizont lauerte und ihr ganzes Leben verändern würde, sondern über Jungen, übers Schreiben und über neue Filme.
    »Ich hab im Sommertheater die Hauptrolle bekommen«, erzählte Marah nach einer Weile. »Wegen deiner Krankheit wollte ich erst nicht vorsprechen, aber Daddy hat mich überredet.«
    »Freut mich. Du wirst bestimmt umwerfend sein.«
    Daraufhin begann Marah einen langen Monolog über das Stück, die Kostüme und ihre Rolle. »Ich kann’s kaum erwarten, dass du es siehst.« Dann riss sie erschrocken die Augen auf, weil ihr klar wurde, was sie gesagt und welches Thema sie unbeabsichtigt angeschnitten hatte. Sie glitt vom Bett und sah aus, als wollte sie es unbedingt ungeschehen machen. »Tut mir leid.«
    Kate streckte den Arm aus und berührte sie an der Wange. »Ist schon gut. Ich werde da sein.«
    Marah starrte sie an. Sie beide wussten, dass sie ihr Versprechen vielleicht nicht halten konnte. »Weißt du noch, als Ashley in der Mittelstufe plötzlich nichts mehr von mir wissen wollte und ich keine Ahnung hatte, warum?«
    »Natürlich.«
    »Du bist mit mir essen gegangen. So als wären wir Freundinnen.«
    Kate schluckte hart und schmeckte bittere Tränen in ihrer Kehle. »Wir sind immer Freundinnen gewesen, Marah. Selbst als wir uns gestritten haben.«
    »Ich hab dich lieb, Mom.«
    »Ich dich auch.«
    Marah wischte sich über die Augen und stürzte aus dem Zimmer, drückte aber die Tür leise hinter sich zu.
    Einen Moment später, kaum dass Kate Zeit gehabt hatte, sich selbst die Tränen wegzuwischen, ging die Tür wieder auf, und Tully verkündete: »Ich habe einen Plan.«
    Kate lachte, dankbar, dass das Leben selbst jetzt noch Spaß und Überraschung barg. »Das hast du immer.«
    »Vertraust du mir?«
    »Wider besseres Wissen, ja.«
    Tully half Kate in den Rollstuhl und hüllte sie in eine Decke.
    »Fahren wir zum Nordpol?«
    »Wir gehen raus«, antwortete Tully und öffnete die Flügeltür zur Terrasse. »Ist dir warm genug?«
    »Ich schwitze. Nimm bitte die Tasche vom Nachttisch mit, ja?«
    Tully schnappte sich die Tasche, warf sie Kate auf den Schoß und schob den Rollstuhl.
    Trotz des kühlen Juniabends war es im Garten unerwartet schön. Sterne blinkten am Himmel und warfen ihr Licht auf die pechschwarze Bucht. In der Ferne sah man den Mond über der glitzernden Stadt. Die Rasenfläche fiel sanft zum Ufer ab. Bläuliches Mondlicht beschien das Spielzeug und die Fahrräder, die achtlos neben dem Schotterpfad zum Strand liegen gelassen worden waren.
    Tully schob sie über eine neu angelegte, breite Holzrampe von der Terrasse und hielt dann inne. »Mach die Augen zu.«
    »Es ist doch dunkel, Tully. Es ist wohl kaum nötig –«
    »Ich kann nicht ewig warten.«
    Kate lachte. »Gut, krieg jetzt bloß keinen Wutanfall, ich mach sie ja schon zu.«
    »Ich habe niemals Wutanfälle. Jetzt schließ die Augen und breite deine Arme aus, als wärst du ein Flugzeug.«
    Kate schloss die Augen und streckte die Arme aus.
    Tully schob den Rollstuhl über den unebenen Rasen. Dann blieb sie am Rand des Hügels stehen, der zum Strand hin abfiel. »Wir sind jetzt wieder jung«, flüsterte sie Kate ins Ohr. »Es sind die Siebziger, und wir haben uns gerade aus dem Haus geschlichen und die Räder geschnappt.« Sie schob den Rollstuhl an; er holperte über das Gras und kippte leicht, wenn eine Mulde kam, doch Tully sagte: »Jetzt sind wir auf dem Summer Hill, fahren freihändig, lachen wie verrückt und halten uns für unbesiegbar.«
    Kate spürte, wie der Wind ihr über den kahlen Kopf strich, in ihren Ohren rauschte und ihr die Tränen in die Augen trieb. Sie roch die immergrünen Bäume und die feuchte dunkle Erde. Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte. Einen Augenblick, eigentlich nur für einen Herzschlag, war sie wirklich wieder jung und raste mit ihrer besten Freundin über die Firefly Lane, als würde sie fliegen.
    Als die Fahrt vorbei war und sie am Strand angekommen waren,
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