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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis
Autoren: Carter Brown
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Smaragd wurde von einem
silbernen Schnörkel gehalten, der sich bei genauerem Hinsehen als Monogramm
entpuppte — zwei verschlungene P. Ich starrte sie einige Sekunden lang ratlos
an, dann steckte ich sie in die Tasche und verließ das Haus, um dem Sturm zu
trotzen.
     
     
     

7
     
    Für den ersten Kilometer meines
Heimweges brauchte ich eine Viertelstunde. Die Scheibenwischer waren gegen den Wolkenbruch
völlig machtlos, und ich fuhr wie durch einen endlosen Tunnel. Wenn ich dem
freundlichen Herrn vom meteorologischen Institut Glauben schenken durfte, der
mir durch mein Autoradio Trost zusprach, hatte der Hurrikan zum Atlantik
abgedreht, so daß die Windstärke und auch der Regen im Lauf der nächsten Stunde
stetig nachlassen würden.
    Als ich Manhattan am frühen
Abend erreichte, war aus den herabstürzenden Wassermassen ein kräftiger
Landregen geworden. Wie in New York üblich, hatten die Taxifahrer beim ersten
Regentropfen Feierabend gemacht, so daß ich auf dem Weg von der Garage zu
meiner Wohnung bis auf die Haut naß wurde.
    »Hallo«, sagte eine neckende
Stimme, als ich durch die Tür trat. »Da kommt ja der gute alte Neptun
persönlich. Würden Euer Majestät vielleicht die kleine Krabbe von der Nase
entfernen? Sie paßt nicht ganz zum Haarschnitt .«
    »Du bist vielleicht ein
Herzchen«, sagte ich bitter. »Ich dachte, du wolltest dir was zum Anziehen
holen ?«
    »Das habe ich auch. Noch vor
dem Regen«, erwiderte Nina heiter.
    »Und warum hast du dann nichts
davon am Leibe ?« grunzte ich.
    »Weil es sinnlos wäre. Du bist
wirklich sehr unlogisch, Danny. Wozu soll ich denn ein frischgebügeltes Kleid
zerknautschen, wenn ich ganz alleine bin ?«
    Sie erhob sich von der Couch,
gähnte, hob die Arme über den Kopf und streckte sich wohlig. Einen Augenblick
lang schien der weiße, trägerlose Büstenhalter ins Rutschen zu kommen, aber
dann hielt er doch noch. Bei den passenden weißen Höschen bestand keine
Rutschgefahr, da sie wie eine zweite Haut anlagen .
    »Wie wär’s denn, wenn du uns
einen Drink machen würdest, während ich mich umziehe ?« fragte ich.
    »Okay.« Sie ließ die Arme
sinken. »Hattest du einen guten Tag ?«
    »Du machst wohl Witze«, seufzte
ich und verschwand im Badezimmer.
    Ich ging kurz unter die Dusche,
zog mich im Schlafzimmer an und schnallte mir, bevor ich in das Jackett
schlüpfte, mein Schulterhalfter um. Auch die ordinäre Krawattennadel vergaß ich
nicht aus dem nassen Anzug zu nehmen.
    Die Gläser standen auf einem
kleinen Tischchen vor der Couch, auf der Nina North wie der personifizierte
Junggesellentraum hingegossen lag. In Augenblicken wie diesen überlege ich
zuweilen ernsthaft, ob ich nicht den Beruf wechseln soll.
    »Danny, Liebling.« Nina deutete
auf ein Plätzchen neben sich. »Komm, setz dich zu mir, du siehst ganz erschöpft
aus .«
    Ich folgte ihrer Aufforderung,
und sie seufzte leise, wobei sie ihre wohlgerundete Hüfte an mir schrubbte.
Dann beugte sie sich über mich, preßte ihre rechte Brust gegen meinen Arm, nahm
die Gläser und reichte mir eins.
    »Ah!« Sie lehnte sich in die
Kissen zurück und lächelte mir liebevoll zu. »Ist das herrlich. Du hast keine
Ahnung, wie es war, wenn Peter nach Hause kam. In meiner Wohnung gab es an
einem Abend mehr Theater als am Broadway in einer Woche .«
    Ich nahm die Krawattennadel aus
der Tasche und gab sie ihr. »Kennst du das ?«
    Sie betrachtete die Nadel so
eingehend, als handle es sich um einen Leitfaden zu sofortigem Erfolg, und
rümpfte dann verächtlich die Nase. »Was ist denn das für ein Ding ?«
    »Eine Krawattennadel«, erklärte
ich geduldig. »Sie hindert Schlipse am Herumflattern. Wie mir heute nachmittag gesagt wurde, ist
sie ziemlich ordinär. Und außerdem trägt sie ein Monogramm .«
    Nina studierte die Nadel noch
intensiver. »Stimmt. Zwei P, nicht?«
    Allmählich fühlte ich mich wie
der Quizmaster einer Fernseh-Show. »Überanstrenge dich bloß nicht, Schätzchen«,
knurrte ich. »Überlege mal in aller Ruhe. Wen kennst du mit zwei P ?«
    »Peter?« Sie sah mich einen
Augenblick ungläubig an und kicherte dann. »Du machst Witze, Danny. Peter würde
nie im Leben so ein Ding anstecken. Wenn er seine Anzüge nicht im besten
Geschäft kaufen kann, geht er lieber nackt .« Sie ließ
die Nadel auf meine Handfläche fallen. »Ist das denn so wichtig ?«
    »Sehr wichtig«, sagte ich
scharf. »Hast du in letzter Zeit einen deiner schwulen Freunde gesehen ?«
    Sie blickte verblüfft hoch.
»Nein —
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