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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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in aller Ruhe biß
er in eine dicke Bratwurst und schien keinen Augenblick zu fürchten, daß
Siebenschütz ihm nahe sei. Der war inzwischen auch wieder hungrig geworden und
gedachte die günstige Gelegenheit beim Schopf zu fassen und sich dem Räuber als
seinesgleichen vorzustellen.

    Frech schlurfte er an die
Würstchenbude heran, rülpste ungehörig und trat dem gutangezogenen Knasterbax
ganz aus Versehen auf den Fuß.
    „Verschuldigung, liebes
Kamerad“, sagte er, „macht mich großes Hunger unsicher auf Beine. Wollt ich
nicht machen weh weh auf großes Zeh von Mann in schönes Uniform.“
    Nach diesen Worten taumelte er
gegen den hölzernen Tresen und tat, als müßte er sich daran festhalten, um
nicht vor Schwäche umzufallen. Knasterbax stützte ihn hilfsbereit und
betrachtete freudig erstaunt die verbeulte Hose und die geflickte Jacke des
Landstreichers, ohne den Mann, der darin steckte, zu erkennen. Dann flüsterte
er ihm ins Ohr: „Red nix von schönes Uniform! Ist sich nur geliehen, weil
dummes Schafhammel rennt spazieren mit eigenes Zeug. Bin ich dein Kamerad und
hab’ nie nix Geld für Verwendung. Macht es jetzt klimper klimper in Tasche nur
ganz aus Zufall. Komm, lad’ ich dich ein für Bratwurst und Salat von
Kartoffel!“
    Siebenschütz nickte dankbar und
antwortete: „Das nenn’ ich Hilfe für schuldlos heruntergekommenes Mitmensch.
Wird vielleicht sich geben Möglichkeit, daß ich kann machen gut dein großes
Liebenswürde.“
    Und mit Appetit machte er sich
über die Bratwurst und den Kartoffelsalat her, den Knasterbax bestellt hatte.
    Als er satt war, lud der
spendierfreudige Räuber ihn noch zu einem Glas Bier im Bierzelt ein. Aber die
Einladung schlug er aus.
    „Den Sache halte ich für sehr
gefährlich“, flüsterte er. „Hab’ ich gehört, daß ein Schutzmann soll sein in diese
Gegend, ein Mann, das sich nennt Siebenschütz.“
    Knasterbax grinste und
zwinkerte ihm zu.
    „Brauchst du nix haben Angst
vor Siebenschütz“, sagte er, „das Mann ist sich so dumm wie dümmstes Esel und
Schaf. Wenn er kommt in meine Nähe, mach ich kleines Trick, und er sucht in
falsches Ecke.“
    Siebenschütz machte ein
zweifelndes Gesicht.
    „Meinst du, daß er fällt immer
’rein auf kleines Trick?“
    „Immer!“ versicherte
Knasterbax. „Kann sein Winter, Sommer, Tag oder Nacht: führ’ ich ihn immer
herum an dummes Polizistennase. Also komm und trink schönes Glas Bier aus
Flasche.“
    Nun ließ sich Siebenschütz
nicht länger bitten und ging neben Knasterbax in das Bierzelt hinüber. Dort
prosteten die beiden Vagabunden einander vergnügt zu und tranken einen
kräftigen Schluck. Dann nannten sie sich gegenseitig „bestes Freund von Welt“,
umarmten sich und verließen untergehakt den Festplatz.
    „Hast du Haus, liebes Kamerad,
mit Bett für Nacht?“ fragte Siebenschütz, als die Dunkelheit der Straße sie
aufgenommen hatte. „Bin ich müde wie Murmeltier.“
    Knasterbax blieb stehen, hob
die Schultern und schüttelte den Kopf.
    „Kann ich leider nicht dienen
mit Haus und Bett“, lallte er. „Schlaf ich in Scheune oder Graben und manchmal
in Kaufhaus, wenn das Gelegenheit ist günstig. Muß du nur haben Ausdauer, dann
du findest immer warmes Lager für Nacht.“
    „Ist gut“, erwiderte
Siebenschütz gähnend, „lassen wir den Hoffnung nicht sinken.“
    Er wußte es aber so
einzurichten, daß sie in Richtung auf die Burg marschierten. Knasterbax merkte
nichts davon, er war glücklich, einen Menschen gefunden zu haben, der dieselbe
Sprache sprach wie er und dem er rückhaltlos vertrauen konnte.
    Die beiden unterhielten sich
über alles mögliche, erzählten einander von kalten Nächten und verregneten
Tagen und wurden sich von Schritt zu Schritt sympathischer. Schließlich brachte
Siebenschütz ganz unverfänglich das Gespräch auf die Burg.
    „Steht sich kaltes Winter vor
Tür“, begann er. „Wär’ schon schön, zu haben Ofen und Zimmer. Hab’ ich voriges
Winter abgefroren großes Zeh an linkes Fuß.“
    „Ja“, bestätigte Knasterbax,
„Winter ist schlimmstes Zeit von Jahr. Hätte ich auch gerne warmes Zuhause.
Aber gibt es sich kein Zuhause für Räuber und Landstreicher.“
    „Vielleicht doch“, sagte
Siebenschütz so ruhig wie möglich.
    „Nein, niemals!“ widersprach
Knasterbax.
    Siebenschütz blieb stehen und
hielt seinen Weggenossen am Ärmel fest.
    „Vielleicht doch!“ sagte er
noch einmal. „Hör zu, was ich habe gehört heute von Bauer auf Mistwagen!
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