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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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tollen Spuk aufzuziehen, daß Ihre Burg bald in der ganzen Welt bekannt
wird.“
    Der Wirt fiel vor Freude fast
vom Bett.
    „Oh, Herr Wachtmeister“, rief
er, „einen größeren Dienst können Sie mir nicht erweisen! Ich weiß gar nicht,
wie ich Ihnen danken soll.“
    „Aber ich“, sagte Siebenschütz
ruhig. „Es sind nämlich einige Bedingungen dabei, die Sie erfüllen müssen, wenn
aus der Sache etwas werden soll.“
    „Worum geht es?“ fragte der
Wirt. „Was ich kann, werde ich tun.“
    „Schön“, sagte Siebenschütz.
„Dann hören Sie zu. Sie müssen uns, solange wir als Burggeister arbeiten,
reichlich und gut verpflegen. Mein Freund ist nämlich ein starker Esser und ein
Feinschmecker obendrein, und ich bin auch kein Kostverächter.“
    „Das ist doch
selbstverständlich!“ rief der Wirt. „Es wird mir eine Ehre sein, für Sie und
Ihren Freund das Beste zuzubereiten, was unsere Küche bieten kann.“
    Siebenschütz nickte zufrieden.
    „Und ein gemütliches warmes
Zimmer brauchen wir natürlich auch“, fuhr er fort. „Ein Gespenst, das friert
und mit den Zähnen klappert, verliert bald die Lust an seiner Arbeit.“
    „Aber, Herr Siebenschütz“,
ereiferte sich der Wirt, „darüber brauchen wir kein Wort weiter zu verlieren.
Sie bekommen das wärmste Zimmer, das ich habe, ganz oben auf dem Turm. Da heize
ich Ihnen den Ofen ein, daß Sie meinen, Sie lägen am Strand von Afrika.“
    „So habe ich es mir auch
vorgestellt“, sagte Siebenschütz. „Und die Betten, die Sie hineinstellen, sind
hoffentlich weich und breit genug?“
    „Weichere und breitere gibt es
in der ganzen Welt nicht“, versicherte der Wirt. „Ich denke da an die Betten
des Ritters Kunibert, der von 1537 bis 1589 die Burg bewohnte und so dick war,
daß er stets auf zwei Pferden gleichzeitig reiten mußte, weil eins allein ihn
nicht hätte tragen können. Sein Bett und das seiner ebenso dicken Frau laß ich
in den Turm schaffen. Darin können Sie längs oder quer liegen, wie Sie es
wünschen.“
    „Na, dann wäre ja alles
geregelt“, sagte Siebenschütz, „und die Gespensterei kann beginnen. Heute spuke
ich noch allein, aber demnächst wird mein Freund mir dabei helfen. Besorgen Sie
mir bitte eine geflickte Jacke, eine abgewetzte Hose und einen verbeulten Hut.“
    Eine halbe Stunde später schrie
und polterte er so schaurig im Kerker, daß zwei Frauen in Ohnmacht fielen und
drei Herren all ihren Mut verloren und entsetzt das Weite suchten.

    Der Wirt war glücklich.
    Siebenschütz aber wanderte,
sobald die Reisegesellschaft fortgefahren war, als Landstreicher verkleidet und
mit einem Pflaster auf dem Auge den Burgweg hinab, um seinen Freund zu holen.
Der Wirt sah ihm nach und wunderte sich.
    „Das verstehe ich ja nun
nicht“, murmelte er. „Aber schließlich soll es mir egal sein, jeder Mensch ist
auf irgendeine Art verrückt.“
    Knasterbax hat in der letzten
Nacht auch schlafen müssen, überlegte Siebenschütz, und wahrscheinlich hat er
sich heute morgen, als es so stark regnete, irgendwo untergestellt. Darum ist
sein Vorsprung bestimmt nicht sehr groß. Ich habe gut geschlafen und gut gegessen
und kann ihn darum leicht einholen.
    Nach einer zweistündigen
Wanderung gelang es ihm, unbemerkt auf einen Mistwagen zu klettern, als der
Fahrer des Traktors, der davorgekuppelt war, in einer Wirtschaft eine kleine
Pause einlegte. Viele Kilometer fuhr er mit. Und als er abspringen mußte, weil
das Fahrzeug die Straße verließ, hatte er auch den zu seiner Kleidung passenden
Geruch angenommen.
    Jetzt müßte Knasterbax bald in
Sicht kommen, dachte er, der Traktor fuhr doch ein tolles Tempo. Hoffentlich
hält sich das Wetter, es sieht schon wieder nach Regen aus.
    Das Wetter hielt sich, aber es
wurde allmählich dunkel, und das paßte Siebenschütz gar nicht.
    „In der Nacht sind alle Katzen
grau“, seufzte er. „Da kann ich ganz nahe an Knasterbax vorbeigehen, ohne ihn
zu erkennen.“
    Ihm kam jedoch das Glück zu
Hilfe.
    In einem kleinen Ort war
Jahrmarkt. Ein winzigkleiner Jahrmarkt. Eine Schaukel, ein Karussell und ein
Bierzelt sowie eine Schieß- und eine Würstchenbude waren das einzige, womit
sich die Leute vergnügen konnten. Eben wollte der verkleidete Polizist sich an
den vielen bunten Lichtern vorbeischleichen, um nicht als Landstreicher
eingesperrt zu werden, da sah er einen Mann an der Würstchenbude stehen, der
ihm bekannt vorkam, obwohl er sonst eine andere Kleidung trug.
    Es war Knasterbax.
    Fröhlich und
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