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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Autoren: Patricia Alge
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brechen.
    Er hoffte inständig, dass Valandra tatsächlich eine so geübte Reiterin war, wie Kasim ihm versichert hatte. Dennoch waren all seine Sinne aufs Höchste gespannt. Jeden Augenblick rechnete er damit, sie in einem Graben zu finden. Er erschauderte und drängte seinen Hengst zu einem schnelleren Gang. Die Landschaft war nicht das einzig Tückische. Er durfte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn Valandra einem wilden Tier begegnete oder Gesetzlosen in die Hände fiele.
    „Bist du sicher, dass sie diesen Weg eingeschlagen hat?“, erkundigte sich Kasim. „Vielleicht hält sie sich auch in irgendeinem Versteck auf und wartet dort, bis Lord Lamont nach Walkmoor Castle heimkehrt.“
    „Nein, Valandra besitzt zu viel Mut und Verstand, um sich zu verkriechen. Sie reitet nach Oban zu ihrem Vater. Das ist der einzig sichere Ort für sie.“
    Kasim zügelte seinen Hengst und horchte in die Nacht hinaus. „Warte!“, flüsterte er. „Ich glaube, ich höre etwas.“
     
    „O nein, bitte tu mir das nicht an. Steh auf!“, flehte Valandra und zerrte verzweifelt an den Zügeln ihres Pferdes. „Wir können hier nicht bleiben. Wir müssen weiter.“
    Sie versuchte, das arme Tier anzuschieben, ihm irgendwie auf die Beine zu helfen, doch es blieb jämmerlich wiehernd liegen. „Bitte, lass mich jetzt nicht im Stich“, flehte sie den Tränen nahe.
    Sie waren gestürzt. Vermutlich war das Pferd mit dem Huf in einen Fuchsbau getreten und hatte sich den Vorderlauf gebrochen. Valandra war im hohen Bogen über den Kopf des Tieres geflogen. Glücklicherweise war sie jedoch unverletzt geblieben. Die vielen Kissen um ihren Leib hatten den Aufprall größtenteils abgefangen.
    Valandra versuchte erneut, das Pferd zum Aufstehen zu bewegen, doch es war aussichtslos. Sie blickte sich ängstlich um. Der Mond hatte sich hinter den Wolken hervorgeschoben und erhellte den nahen Hügel und die Lichtung, auf der sie sich befand.
    Hier bleiben konnte sie auf keinen Fall. Sie würde sich zu Fuß durchschlagen müssen. Sanft streichelte sie dem Pferd über die samtweichen Nüstern. „Bitte verzeih mir.“ Es tat ihr in der Seele weh, das arme Tier verwundet zurücklassen zu müssen. Sie besaß nicht einmal ein Schwert, um es von seinem Leiden zu erlösen.
    Valandra entledigte sich ihrer ungewohnten Leibesfülle und machte sich schweren Herzens zu Fuß auf den Weg.
    Sie hatte die Bäume noch nicht erreicht, als sie plötzlich einen Reiter hinter sich hörte. Er preschte direkt auf sie zu! Großer Gott, das konnte nur ein Gesetzloser sein! McGregor würde niemals allein ihre Verfolgung aufnehmen. Valandras Brust zog sich vor Grauen zusammen. Nein, bitte nicht! Sie war eben erst McGregor entwischt, jetzt konnte sie doch nicht gleich einem anderen Teufel in die Arme fallen. So viel Pech konnte sie doch unmöglich haben. Valandra raffte ihre Röcke und begann zu laufen. Sie musste es unbedingt bis zu den Bäumen schaffen. Im Wald konnte sie sich verstecken. Die dichten Büsche würden ihr bestimmt Schutz bieten.
    Valandra rannte so schnell sie nur konnte. Sie stolperte über Unebenheiten im Boden, fiel über eine Wurzel, doch sie raffte sich blitzschnell wieder auf und lief weiter. Sie durfte diesem Gesetzlosen keinesfalls in die Hände fallen. Valandra hörte voller Panik, dass die Hufschläge immer näher kamen. Der Reiter rief, sie solle stehen bleiben, doch ihre Atemstöße waren so laut, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Ihre Beine wurden immer schwerer. Nur noch wenige Schritte, bis sie die Bäume erreicht hätte...
    Valandra warf einen Blick über die Schulter und sah den Reiter dicht hinter ihr. Sie schrie auf.
    Urplötzlich prallte sie gegen etwas Hartes, das ihr den Atem aus den Lungen presste. Sie musste gegen einen Baum gerannt sein. Doch seit wann besaßen Bäume Hände? O Gott, sie war einem zweiten Kerl direkt in die Arme gelaufen. Die Furcht lähmte ihren Verstand, doch sie setzte sich mit aller Kraft zur Wehr. Sie schrie, trat um sich und rammte die Fingernägel in das Fleisch ihres Angreifers. Aber der ließ sie nicht los. Im Gegenteil, er presste sie nur noch enger an seinen harten Körper.
    „Verdammt noch mal, hörst du denn nicht? Ich bin es!“
    Es dauerte einige Sekunden, bis die vertraute Stimme zu ihr durchdrang.
    Valandra gab ihre Gegenwehr auf und starrte fassungslos in das Gesicht ihres Peinigers.
    „Ranulf?“ Es war zu dunkel, um seine Züge zu erkennen, doch ihr Herz wusste, dass er es
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