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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro
Autoren: Johnston McCulley
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aber er besitzt auch ungefähr genauso viel wahren Mut!«
    Sargento Gonzales entspannte
     sich wieder auf der Bank, und der Wirt schenkte ihm einen erleichterten
     Blick, denn er machte sich allmählich Hoffnungen, dass in dieser
     Regennacht keine Becher, Möbel oder Gesichter zerschlagen würden.
    »Und trotzdem muss
     dieser Senor Zorro sich doch irgendwann einmal ausruhen - er muss essen
     und schlafen«, meinte der Wirt. »Es steht fest, dass er einen
     Platz hat, an dem er sich versteckt und erholt. Eines schönen Tages
     werden die Soldaten seinen Bau schon aufspüren.«
    »Ha!«, erwiderte
     Sargento Gonzales. »Gewiss muss der Kerl essen und schlafen. Und was
     behauptet er jetzt schon wieder? Er sagt, er ist gar kein echter Dieb, im
     Namen der Heiligen! Alles, was er macht, sagt er, ist die zu bestrafen,
     die die Leute in den Missionen schlecht behandeln, sagt er. Der Freund der
     Unterdrückten, wie? Kürzlich erst hat er in Santa Barbara einen
     Anschlag hinterlassen, auf dem genau das zu lesen war, hab ich nicht
     recht? Ha! Und was meint ihr ist die Antwort? Die frailes in den Missionen
     beschützen ihn, sie verstecken ihn, geben ihm zu essen und zu
     trinken! Man braucht doch bloß die Kutte von einem solchen Bruder zu
     filzen, und schon hat man eine Spur, die schnurstracks zu diesem sauberen
     Straßenräuber hinführt. Ein fauler Zivilist will ich sein,
     wenn es anders ist!«
    »Ich zweifle nicht an
     der Wahrheit Eurer Worte«, erwiderte der Wirt. »Ich kann mir
     gut vorstellen, dass die frailes dazu fähig sind. Möge uns nur
     dieser Senor Zorro niemals hier heimsuchen!«       
    »Und warum nicht,
     Fettwanst?«, brüllte Sargento Gonzales mit Donnerstimme.
     »Bin denn nicht ich hier? Habe ich vielleicht keinen Säbel an
     meiner Seite? Bist du etwa eine Eule und wir haben helllichten Tag, dass
     du nicht mal bis zur Spitze deiner kümmerlichen, krummen Nase sehen
     kannst? Bei allen Heiligen —«
    »Was ich sagen wollte«,
     erklärte der Wirt schnell und nicht wenig besorgt, »ist, dass
     ich kein Verlangen danach habe, ausgeraubt zu werden.«
    »Ausgeraubt? Was sollte
     man dir denn schon stehlen, Fettwanst? Einen Krug gepanschten Wein und ein
     Essen vielleicht? Bist du etwa reich, Narr? Ha! Lass den Kerl ruhig
     kommen! Soll dieser kühne und gerissene Senor Zorro doch durch diese
     Tür treten und sich vor uns hinstellen! Soll er doch seine Verbeugung
     machen, das tut er ja angeblich immer, und soll er seine Augen doch unter
     der Maske funkeln lassen! Nur einen Augenblick lang möchte ich diesen
     Kerl ansehen — und dann gehört die fürstliche Belohnung,
     die Seine Exzellenz ausgesetzt hat, endlich mir!«
    »Vielleicht wagt er
     sich nicht so nahe an die Garnison heran«, warf der Wirt ein.
    »Mehr Wein!«, brüllte
     Gonzales. »Mehr Wein, Fettwanst, und schreib ihn an! Wenn ich diese
     Belohnung erst eingestrichen habe, dann werde ich alle Schulden zahlen.
     Darauf hast du mein Wort als Soldat! Ha! Wenn doch jetzt bloß dieser
     unerschrockene und verschlagene Senor Zorro, dieser Fluch von Capistrano,
     hier hereinkommen würde —«
    Plötzlich öffnete
     sich die Tür.

 
    2
    IM GEFOLGE DES STURMS
    Ein Schwall von Regen und
     Wind drang herein und mit ihm ein Mann. Die Kerzen flackerten, und eine
     von ihnen erlosch. Dieses plötzliche Eintreten inmitten der
     Prahlereien des Feldwebels erschreckte sie alle, und Gonzales zog seinen Säbel
     zur Hälfte aus der Scheide, während die Worte in seiner Kehle
     erstarben. Schnell stemmte sich der Indianer gegen die Tür, um dem
     Wind das Eindringen zu verwehren.
    Der Neuankömmling drehte
     sich um und betrachtete die Anwesenden; wieder seufzte der Wirt
     erleichtert. Es war natürlich nicht Senor Zorro. Es war Don Diego
     Vega, ein gut aussehender Jüngling von bester Herkunft und
     vierundzwanzig Jahren, der den Camino Real entlang dafür bekannt war,
     wie wenig Interesse er den wirklich wichtigen Dingen des Lebens
     entgegenbrachte. 
    »Ha!«, rief
     Gonzales und schleuderte seine Klinge zurück.
    »Habe ich euch womöglich
     ein wenig aufgeschreckt, Senores?«, fragte Don Diego höflich
     mit schwacher Stimme, während er sich umsah und den Männern vor
     sich zunickte.
    »Falls das der Fall
     gewesen sein sollte, Senor, dann allein, weil Ihr im Gefolge des Sturmes
     eingetreten seid«, entgegnete der Feldwebel. »Eure Tatkraft
     allein würde einen Mann wohl kaum aufschrecken.«
    »Hm!«, brummte
     Don Diego, als
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