Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro
Autoren: Johnston McCulley
Vom Netzwerk:
wahrer
     Mann!«, rief Gonzales mit weit ausgebreiteten Armen. »Mein
     Freund ist er, dieser caballero, und das soll jedermann wissen! Er trägt
     nur selten einen Degen bei sich, und ich bezweifle, dass er ihn überhaupt
     führen könnte — aber er ist mein Freund! Die dunkel glühenden
     Augen einer bezaubernden Senorita lassen ihn kalt, und trotzdem schwöre
     ich, er ist ein Bild von einem Mann! Musik und Dichtung, wie? Ha!
    Hat er denn nicht ein Recht
     darauf, wenn ihn danach verlangt? Ist er nicht Don Diego Vega? Nennt er
     nicht blaues Blut und weites Land und große Lagerhäuser,
     randvoll mit Gütern, sein Eigen? Ist er denn nicht ein freier Mann?
     Mag er sich auf den Kopf stellen oder Unterröcke tragen, wenn ihm der
     Sinn danach steht - und ich schwöre, er ist ein Bild von einem Mann!«
    Die Gefühle der Soldaten
     entsprachen den seinen, denn sie tranken Don Diegos Wein und hätten
     ohnedies nicht den Mut besessen, die Aussagen des Feldwebels anzufechten.
     Der dicke Wirt schenkte eine weitere Runde aus, da Don Diego zahlen würde.
     Denn es war unter der Würde eines Vega, sich um die Höhe seiner
     Zeche in einer Taverne zu kümmern, und der dicke Wirt hatte diese
     Tatsache schon oft zu seinem Vorteil genutzt.
    »Der Gedanke an Gewalt
     oder Blutvergießen ist ihm ein Gräuel«, fuhr Sargento
     Gonzales fort. »Er ist so sanft wie der Frühlingswind. Und doch
     hat er eine feste Hand und ein klares Auge. Nur die Art, in der der
     caballero das Leben sieht, das ist es eben. Hätte ich doch bloß
     seine Jugend, sein gutes Aussehen und seine Reichtümer! Eine Flut von
     gebrochenen Herzen würde sich von San Diego de Alcalá bis nach
     San Francisco de Asis hinziehen!«
    »Und von gebrochenen
     Schädeln!«, vermutete der Korporal.
    »Ha! Und von
     eingeschlagenen Schädeln, Kamerad! Das ganze Land würde ich
     beherrschen! Kein Jüngling würde sich mir lange in den Weg
     stellen. Die Klinge gezückt und auf ihn! Mit Pedro Gonzales fechten,
     wie? Geradewegs durch die Schulter durch! Ha! Durch die Lunge!«
    Gonzales war jetzt auf den
     Beinen, und seine Klinge hatte er aus der Scheide springen lassen. Er ließ
     sie vor und zurück durch die Luft schwirren, stocherte in die Luft,
     parierte, machte Ausfälle, rückte vor, zog sich zurück,
     stieß seine Flüche aus und brüllte vor Lachen, während
     er gegen Schatten focht.
    »So wird das gemacht!«,
     schrie er dem Kamin zu. »Was haben wir denn da? Zwei von euch gegen
     einen? Umso besser, Senores! Das Glück ist mit dem Tapferen! Ha! Nimm
     das, du Hund! Stirb, du Wurm!«
    Er lehnte sich gegen die
     Wand, schnappte völlig außer Atem nach Luft und ließ die
     Spitze des Säbels auf den Boden sinken, das massige Gesicht tiefrot
     gefärbt von der Strapaze und dem Wein, den er getrunken hatte. Währenddessen
     lachten der Korporal, die Soldaten und der dicke Wirt laut und anhaltend
     über den unblutigen Kampf, aus dem Sargento Pedro Gonzales als
     unangefochtener Sieger hervorgegangen war.
    »Wenn doch - wenn doch
     dieser feine Senor Zorro nur jetzt und hier vor mir stünde!«,
     keuchte der Feldwebel.
    Und wieder öffnete sich
     plötzlich die Tür, und ein Mann betrat inmitten einer Sturmböe
     die Gaststube.

 
    3
    EIN BESUCH VON SENOR ZORRO
    Der Indianer rannte nach
     vorn, um die Tür gegen die geballte Kraft des Sturmes zuzustemmen,
     dann zog er sich wieder in seine Ecke zurück. 
    Der Neuankömmling stand
     mit dem Rücken zu den Männern. Sie konnten sehen, dass er den
     Sombrero tief in die Stirn gezogen hatte, so als wolle er verhindern, dass
     der Wind ihn davonfegte, und dass sein Leib in einen langen schwarzen
     Mantel gehüllt war, der vor Nässe triefte.
    Immer noch mit dem Rücken
     zu ihnen, öffnete er den Mantel und schüttelte die Regentropfen
     ab, dann schlug er ihn wieder vor der Brust zusammen, während der
     dicke Wirt eilig vortrat und die Hände erwartungsvoll aneinander
     rieb, denn er vermutete, einen caballero vor sich zu haben, der vom Camino
     Real kam und für ein Mahl, ein Bett und die Versorgung seines Pferdes
     gutes Geld bezahlen würde.
    Als der Wirt nur noch ein
     paar Fuß von ihm und der Tür entfernt war, wirbelte der Fremde
     herum. Der Wirt stieß einen Schreckensschrei aus und zog sich
     schnell zurück. Der Korporal schluckte entgeistert, den Soldaten
     blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen, Sargento Pedro Gonzales
     gestattete seinem Unterkiefer, herabzufallen, und seinen Augen, aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher