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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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abwenden konnte, um weniger schnell entdeckt zu werden. Ihr Fluchtweg hatte sie durch Wälder voller Moskitos geführt, weit im Westen der ilionischen Küstenstädte.
    Hinter ihm erklangen Adreks leichte Schritte. Marek nahm Bogen und Pfeile von seinem Rücken. Der Puma stellte sich auf der Spitze des Hügels hinter ihn.
    „Tut mir leid, dass wir teilen müssen.“ Adrek schlang sich den Riemen des Köchers über die Schulter und passte ihn an seine schlankere Gestalt an. „Das Holz hier ist einfach zu brüchig für Pfeile.“
    „Es ist schön, ihn wiederzuhaben. Ich bin froh, dass Alanka ihn mitgebracht hat.“
    „Sie hat wohl immer gewusst, dass sie dich finden werden.“
    Marek zuckte mit den Schultern. „Oder sie wollte Ersatz.“
    Sie standen da und hörten dem Zirpen der ersten Zikaden des Sommers zu. Den Blick wandten sie dabei nicht eine Sekunde von Ilios ab. Sie hatten sich nicht gegenseitig von ihrem Sklavendasein erzählt, aber als sie sich im Fluss gewaschen hatten, konnte Marek die Narben auf Adreks Armen und seinem Rücken sehen.
    „Jetzt fängt meine Wache an“, sagte Adrek. „Leg dich schlafen, wenn du kannst.“
    Ein letztes Mal betrachtete Marek Ilios. Am folgenden Tag, wenn sie nach Norden weiterzögen, würde er nicht zurücksehen.
    Als er auf das Zelt seiner Familie zuging, kam ihm Nelma mit Nilik in den Armen entgegen.
    „Fütterungszeit.“ Sie sah zum Zelt zurück. „Rhia hat mich gebeten, ihn danach noch für etwa eine Stunde bei mir zu behalten.“
    Er wurde nervös, als ihm klar wurde, was das zu bedeuten hatte. „Nein, du bist zu erschöpft.“
    „Das ist kein Problem. Normalerweise schläft er sowieso beim Füttern ein. So muss ich ihn nicht wieder aufwecken.“ Sie streckte die Hand aus, um Mareks Arm zu tätscheln, schien es sich aber dann noch einmal anders zu überlegen. „Bis morgen früh.“ Sie machte sich auf den Weg zu dem Zelt, das sie mit Adrek bewohnte.
    Marek wischte sich die feuchten Hände an der Hose ab.
    „Kommst du ins Bett?“, hörte er eine leise Stimme, die aus dem Zelt erklang.
    Er schluckte krampfhaft, ehe er das Zelt betrat. Rhia lag auf dem Rücken. Ihr Haar war offen und über die zusammengefaltete Decke ausgebreitet, die sie als Kissen benutzten.
    Marek setzte sich neben sie. „Draußen ist alles ruhig.“
    „Und hier drinnen ausnahmsweise auch.“ Sie lächelte kurz, als würde sie einen neuen Gesichtsausdruck ausprobieren. „Ich habe dich vermisst, Marek.“
    Er legte sich auf die Seite, fasste sie aber nicht an. „Ich war nur ein paar Stunden weg.“
    „Du weißt, was ich meine.“
    Er wusste es und wäre am liebsten davongerannt.
    Vorsichtig berührte sie seine Wange. Er musste sich zusammennehmen, um nicht zusammenzuzucken.
    „Ich werde dir nicht wehtun“, flüsterte sie. Der Schmerz in ihrer Stimme war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
    „Natürlich nicht.“ Jeder Muskel seines Körpers war angespannt, als er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Sie legte ihm die Hand in den Nacken, damit er sich nicht zurückziehen konnte.
    Er kämpfte gegen den Drang, vor ihr zu flüchten, legte ihr eine Hand um die Taille und zog sie eng an sich. Sie stießeinen leisen Seufzer aus und schob ihm die Zunge zwischen die Lippen.
    Innerlich erstarrt, ließ er Rhia los und wandte das Gesicht ab. „Ich kann nicht. Ich kann immer noch nicht.“
    „Es tut mir leid.“ Sie nahm seine Hand. „Es ist zu früh. Ich hätte nicht …“
    „Nein, es ist nicht zu früh.“ Er ließ sich auf den Rücken fallen und presste sich die andere Hand gegen die Schläfe. „Ich glaube nicht, dass ich es je wieder kann.“
    Rhias Schweigen wog schwer. Als sie endlich einatmete, sagte sie: „Ihretwegen. Wegen all der Sachen, die sie dir angetan hat.“
    „Es fühlt sich an, als gehörte ich immer noch ihr. Als hätte sie ein Stück meiner Seele mitgenommen.“
    „Vielleicht hat sie das auch.“
    Er sah sie an und wagte kaum zu hoffen. „Können auch Ilioner Seelen stehlen?“
    „Es geht dabei nicht um Magie. Es geht nur um Macht, und die kann jeder stehlen.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Komm mit mir, und wir holen es zurück.“
    Rhia sah zu, wie ihr Bruder Lycas seinen Flintstein schlug, um ein kleines Bündel Thanapras anzuzünden. Er legte es in die Tonschale, die sie mitgebracht hatte.
    „Sei dieses Mal vorsichtig“, sagte er zu ihr. „Tereus bringt mich um, wenn dir etwas zustößt.“
    Marek drehte sich zu Rhia um. „Ist es
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