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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel
Autoren: Clive Cussler
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unverhohlen und beneideten heimlich wohl auch ihren sprachlosen Geschlechtsgenossen, der anscheinend gefangen im Niemandsland dieser Redeschlacht stand und anscheinend die Trophäe für die Siegerin sein sollte. Pitt genoß die Situation nicht weniger. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, daß sich zwei attraktive Frauen um ihn stritten, und so wärmte sich sein Selbstbewußtsein in der Gunst des Augenblicks.
    »Kann ich Sie nicht unter vier Augen sprechen?« fragte die geheimnisvolle Schöne in dem grünen Gewand.
    Adrian nickte. »Warum nicht?« Sie ließ sich geschmeidig von ihrem Barhocker gleiten und folgte der Fremden durch die offene Tür, die hinaus zum Privatstrand des Hotels führte.
    Hingerissen sah Pitt den zwei Paaren wohlgerundeter Hüften hinterher, die sich kreisend in einer weichen Bewegung, die keinen Anfang und kein Ende zu haben schien, von ihm entfernten.
    Müde seufzend lehnte er sich gegen die Bar. Er fühlte sich wie eine Spinne, die zwei Fliegen vor ihrem Netz beobachtete und sich wünschte, daß sich die mögliche Beute doch bitte woanders niederlassen würde. Dann bemerkte er die staunenden Blicke seines Publikums. Er lächelte breit, und mit einer angedeuteten Verbeugung gab er zu verstehen, daß ihm die starrende Neugier nicht entgangen war. Anschließend drehte er sich wieder zur Bar.
    Das waren jetzt genug Überraschungen für einen einzigen Tag, sagte er sich wehmütig. Doch wollte er die Gunst des Augenblicks nicht verstreichen lassen, ohne sich nicht wenigstens einen kleinen Genuß gegönnt zu haben. Er machte dem Barkeeper ein Zeichen, ihm noch einen Scotch on the rocks zu bringen – einen doppelten diesmal.
    Eine Viertelstunde später kehrte die Fremde mit den grauen Augen in die Cocktail Lounge zurück und stellte sich wartend hinter Pitt. Er war so tief in Gedanken versunken, daß es mehrere Sekunden dauerte, bis er ihre Nähe spürte und ihr Bild in dem Spiegel hinter der Bar entdeckte.
    Ihre Lippen bewegten sich, als ob sie im nächsten Moment lächeln wollte. »Dem Sieger gehört die Beute?« Sie hatte die Frage zögernd gestellt.
    Der Bluterguß unter ihrem rechten Auge veränderte seine Farbe allmählich von Rot nach Violett, und aus einem kleinen Riß in ihrer Unterlippe liefen ein paar Blutstropfen ihr Kinn hinunter, um dann mit erstaunlicher Genauigkeit in den Spalt zwischen ihren Brüsten zu fallen. In Pitts Augen war sie noch immer die begehrenswerteste Frau, der er je begegnet war.
    »Und was ist mit der Verliererin?« fragte er.
    »Für ein paar Tage wird sie sich gründlicher als sonst schminken müssen, aber ich glaube, daß sie sich schon bald soweit erholt haben wird, um eine Revanche fordern zu können.«
    Pitt zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, wickelte es um einen Eiswürfel, den er aus seinem Glas herausgefischt hatte, und preßte es leicht gegen ihre Lippe. »Halten Sie es fest gegen den Riß. Es wird die Schwellung mildern.«
    Sie zwang sich zu einem erschöpften Lächeln und nickte ein Dankeschön.
    Das neugierige Publikum wandte sich Pitt wieder zu. Diesmal jedoch mit derart boshafter Gehässigkeit, daß sie schon fast an Niedertracht grenzte. Eilig beglich er seine Rechnung, nahm dann die schöne Fremde am Arm und führte sie aus der Lounge hinaus zum Strand.
    Seine Augen suchten angestrengt den Sandstreifen ab, doch war von Adrian keine Spur mehr zu sehen.
    »Wollen Sie mir nicht erzählen, was passiert ist?«
    Um ihm antworten zu können, mußte sie das Taschentuch mit dem Eiswürfel von ihrer Lippe nehmen. »Das müssen Sie doch längst gesehen haben. Miß Hunter war vernünftigen Argumenten einfach nicht zugänglich.«
    Sich seiner selbst nicht sicher, sah Pitt sie nachdenklich an.
    Warum hat sie sich gerade mich ausgesucht, dachte er. Warum prügelt sie sich sogar um einen Mann, den sie nie zuvor getroffen hat? Und schließlich die entscheidende Frage: Welches Spiel trieb sie mit ihrem Verhalten? Pitt neigte nicht dazu, sich etwas vorzumachen. Kein Filmstudio wäre je auf die Idee gekommen, ihn für die Rolle des
Don Juan
zu engagieren.
    Zwar hatte er immer genügend Frauen kennengelernt, doch nie ohne die allgemein üblichen Eröffnungszüge, die kleinen kunstvollen Lügen und die vorsichtigen Annäherungsmanöver.
    Er beschloß, nicht weiter nach ihren Gründen zu fragen, sondern mit dem Geheimnis die Spannung zwischen ihnen noch steigern zu lassen.
    »Wollen wir ein Stück am Strand entlanggehen?« fragte er.
    »Ich habe gehofft,
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