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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual
Autoren: Adam Nevill
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Schleifen nicht auf. Und mir ist jetzt schon schlecht, wenn ich mir vorstelle, wie meine Füße aussehen. Mein Knie fühlt sich an wie ein Wassersack voller Nägel. Gib mir bitte dieses Wunderspray, das du heute Morgen hattest. Dann kannst du dich meinetwegen ums Feuermachen kümmern.«
    Hutch, der neben dem Ofen hockte, grinste Dom über die Schulter hinweg an. »Ich frage mich ernsthaft, ob ich dich morgen früh nicht besser hier zurücklasse.«
    Um sie herum bewegten sich die Wände der morschen Hütte und knirschten wie die Planken eines Schiffes, das im Packeis steckt. »Sind wir hier drin überhaupt sicher?«, fragte Phil.
    Hutch fluchte über den Ofen. Und ohne sich ihm zuzuwenden, sagte er zu Phil: »Ich würde es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen.«
    Luke ließ das Licht seiner Taschenlampe erneut über Wände und Decke gleiten. Er war der Größte der vier, und während er versuchte, den schmerzhaften Kontakt mit den niedrigen Deckenbalken zu vermeiden, stieß er gegen eine der Eisenlampen.
    Phil, Dom und Hutch lachten. »Alles in Ordnung, Kumpel?«, fragte Hutch hinterhältig. »Das klang ja ziemlich übel.«
    »Bestens.« Luke leuchtete zu der schmalen Treppe, die in das obere Stockwerk führte. »Ist schon jemand da oben gewesen?«
    »Mit diesem Knie hier«, sagte Dom, »werde ich mich bestimmt nicht weiterbewegen, bis Hutch Hilfe geholt hat und die schwedische Luftwaffe mit einem Helikopter draußen auf der Wiese landet. Hab ich Recht, du armseliger Yorkshire-Arsch? Und deine Landkarte kannst du ins Feuer schmeißen, so nützlich wie sie uns gewesen ist.«
    Nach dieser Bemerkung fingen sie alle an zu lachen. Sogar Luke konnte nicht anders und merkte nun, dass er, ob er wollte oder nicht, wieder etwas mehr Sympathie für Dom empfand. Er war einfach zu empfindlich. Das lag an diesem grässlichen Wald und dem Gewaltmarsch, der hinter ihnen lag. Seine Beine wollten sich noch immer voranbewegen, über Steinblöcke und halb verrottete Baumstämme steigen. Sie waren einfach nur erschöpft. Das war alles. »Ich möchte ja nicht wie ein Trottel klingen … «
    »Das wäre mal eine echte Herausforderung«, murmelte Dom, während er sich den zweiten Stiefel auszog. »Wo ist das Spray, Hutch?«
    Luke warf Dom einen Blick zu. »Leck mich doch.« Dann wandte er sich an Hutch. »Aber ich habe ganz bestimmt was da draußen gehört. Zwischen den Bäumen.«
    Dom verzog das Gesicht. »Jetzt fang bloß nicht mit so einem Scheiß an. Es ist schon schlimm genug, da brauchst du mir nicht noch Angst zu machen.«
    »Ich sag das nicht einfach aus Quatsch. Da war etwas wie …« Er konnte es nicht beschreiben. »Ein lautes Krachen.«
    Niemand hörte ihm zu.
    »Ich will neue Füße haben.« Phil stand in seinen Socken auf. »Ich glaube, ich geh mal und schau mir die Schlafzimmer an.«

    »Ich nehme dann gern die Suite mit eigenem Bad«, sagte Hutch. Er stocherte mit dem Schweizer Messer, das er sich in einem Outdoor-Laden in Stockholm gekauft hatte, in der Ofentür herum. Wie alles in diesem Land, war es nicht gerade billig gewesen. Luke hatte auch eines gekauft, weil ihm der Gedanke, in der Wildnis ein Messer bei sich zu tragen, gefallen hatte. Dom hatte darauf verzichtet, weil es ihm zu teuer war, und erklärt, er würde das von Hutch benutzen, wenn er eines bräuchte. Phil hatte sein Messer gleich am ersten Tag verloren. Es lag jetzt irgendwo da, wo sie ihr erstes Lager aufgeschlagen hatten.
    Draußen ertönte ein Donnerschlag, als würden Eisenplatten auf Granit geschmettert. Ein greller Blitz flammte auf, und das auch noch ziemlich dicht vor der Hütte. Der staubige Fußboden wurde vom Lichtschein, der durch die Tür fiel, jäh erhellt.
    Phil blieb auf der ersten Treppenstufe stehen und fasste nach einem Kruzifix. Und wie zu sich selbst sagte er leise: »Man sollte meinen, dass sie einem Sicherheit geben. Aber das Gegenteil ist der Fall.«

8
    Phil kam so hastig die Treppe herunter, dass es klang, als würde er fallen. Falls den anderen sein lautes Gepolter nicht auffiel, dann auf jeden Fall, dass er heftig nach Luft schnappte.
    Drei Augenpaare hefteten sich neugierig auf ihn. Die Lichtkegel von drei Taschenlampen beleuchteten den Fuß der Treppe.
    Phil rutschte die Stufen hinab und fiel auf die Knie. Dann kroch er eilig von der Treppe weg.
    In Hutchs Gedanken tauchte wieder der hässliche Kadaver auf, der unter dem Baum im Wald gehangen hatte.
    Dom nahm seine Füße vom Tisch. »Was zum Teufel ist denn los?«
    Luke,
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