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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Autoren: Lynne Wilding
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»Das ist schrecklich für dich, Papa. Geht es dir gut?«
    »Mach kein Theater, Lisel, es geht mir gut«, wies Carl sie barsch zurecht. »Ich bin nur enttäuscht, das ist alles. Luke hat mir gerade erzählt, dass Carla und Sam bei van Leeson wohnen, bis alles geklärt ist. Ich hätte gerne, dass sie bei uns wohnen, damit wir uns um sie kümmern können.«
    »Du hast recht, Papa, das sollten sie tun. Carla und der Junge haben Schreckliches durchlebt, sie sollten bei ihrer Familie sein.«
    Luke musterte Lisel genauer und bemerkte, dass sie eine teilnahmslose Maske aufgesetzt hatte. Die veränderte Haltung
seiner Tante war verblüffend. Wo waren ihre Boshaftigkeit, ihr Protest gegen Carlas Anwesenheit im Valley, ihre wahnsinnige Eifersucht geblieben? Sie erinnerte ihn an ein Chamäleon, das seine Farben wechselte, wenn es sich seiner Umgebung anpassen wollte. Und es gab noch etwas, was ihm auffiel. Es lag eine Eiseskälte in den Augen seiner Tante, die mit ihren teilnahmsvollen Worten in völligen Widerspruch stand. Aus Erfahrung wusste er, dass sie eine Schau abzog. Bei Vorstandssitzungen oder im Umgang mit den Angestellten hatte er ähnliche Veränderungen an ihr erlebt.
    Lisel schaute auf ihre Uhr und wandte sich an Luke. »Ich gehe jetzt besser, sonst komme ich noch zu spät zur Sitzung. Wenn du nachher im Büro bist, müssen wir miteinander reden. Es wird Zeit, dass ich einige Weinanbaugebiete in Europa besuche, um in puncto Werbung auf dem Laufenden zu bleiben.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte Carl ihrem Vorschlag zu.
    »Auf Wiedersehen, Papa und Greta, auf Wiedersehen, Luke.« Lisel gab ihrem Vater und ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange und stieg in ihr Auto. Ihr blieb gerade noch genug Zeit, um bei Josh vorbeizufahren und ihm Feuer unter den Hintern zu machen.
     
    Carla, die die Kleidung von Pauls verstorbener Verlobten trug, stand an Pauls Wohnzimmerfenster und schaute über die Holzveranda auf das Tal und das Buschland. Ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie an die Ereignisse der letzten Nacht dachte, die ihren Höhepunkt erreichten, als Paul sie gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte. Und sie sich daraufhin in aller Ausführlichkeit geliebt hatten. Sie musste sich zwar an die Vorstellung gewöhnen,
dass sie bald Mrs. van Leeson sein würde, aber sie hatten auch vereinbart, dass sie die Heirat nicht überstürzen wollten. Sam sollte sich in aller Ruhe mit der Vorstellung vertraut machen, bald wieder einen Vater zu haben, was ihm bestimmt sehr gefallen würde. Außerdem musste sie mit Angie besprechen, ob sie Sundown Crossing wieder aufbauen oder verkaufen sollten. Gott sei Dank hatte sie weiterhin die Versicherungsbeiträge gezahlt. Daher würde bei sorgfältiger Planung noch genügend Geld für den Wiederaufbau übrig bleiben, wenn sie sich dafür entschieden. Ihr Leben würde sich nochmals völlig ändern.
    Angesichts all dessen, was geschehen war - der Betrug der Conrads, das Feuer auf dem Weingut -, sollte sie nicht so glücklich sein, wie sie jetzt war. Auf irgendeine unerklärliche Weise ließ die Tatsache, dass sie Paul liebte und er sie, alles, selbst das Feuer - so schockierend es auch sein mochte - nicht so schlimm erscheinen. Momentan war er auf dem Polizeipräsidium in Nuriootpa und zeigte Walt an. Und was den Brand anbetraf, so hatten die beiden Polizisten, die sie heute Morgen befragt hatten, gesagt, dass sie schon einen Hinweis hätten. Die Reifenabdrücke mit der grünen Farbe stammten auf jeden Fall von einem schweren Fahrzeug wie einem Lastwagen, Lieferwagen oder Pick-up. Sie waren zuversichtlich, dass sie den Täter bald fassen würden.
    Ihre Gedanken schweiften zu ihrem Großvater und Greta, die gerade bei Paul ankamen, als die Polizei abfuhr. Sie hatte Tränen der Erleichterung in ihren Augen gesehen, als sie sich alle in die Arme gefallen waren. Greta und ihr Großvater hatten versucht, sie zu überreden, mit ihnen nach Stenhaus zu kommen, wo genug Platz für sie war. Als sie ihr Angebot abgelehnt hatte, waren sie sehr enttäuscht gewesen.
Doch ihr Zuhause war jetzt bei Paul. Er wollte unbedingt, dass sie, Sam, Angie und die Loongs vorerst bei ihm blieben.
    Unten im Tal spielte Sam mit Su Lee und den beiden Hunden. Beide genossen den freien Tag, denn weder Carla noch Kim wollten die Kinder heute in die Schule schicken. Außerdem benötigten sie neue Kleidung und Schuluniformen, ehe sie wieder irgendwohin gehen konnten. Jetzt trugen die beiden
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