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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne
Autoren: Cynthia Breeding
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könnt?«
    Gilead machte eine kleine Verbeugung und übergab ihm Dallis. Dann drehte er sich um und streckte seine Arme aus. Deidre trat hinein und wurde sofort von seinem einzigartigen, männlichen Duft, der so sehr von Stärke sprach, umfangen.
    Er achtete darauf, sie nicht zu nah an sich zu ziehen, denn Angus beobachtete sie von der Empore aus, aber sie fühlte, wie sich sein Griff bei den Drehungen verstärkte. »Ich habe versucht, meinen Vater zu überzeugen, dich gehen zu lassen.«
    »Und er hat nein gesagt.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja.« Er sah ihr in die Augen, seine eigene von Sorge verdunkelt. »Wir konnten Fergus zurückschlagen, aber es war nicht leicht. Alle Cenel zusammen konnten ihm kaum standhalten. Einmal dachte Vater sogar, Niall hätte die Seiten gewechselt.«
    Deidre hob die Augenbrauen. »Warum?«
    »Nialls Heer war so weit zurückgeblieben, dass wir sie aus den Augen verloren hatten, bis mein Vater einen Halt befahl, und wir warteten, bis sie uns wieder eingeholt hatten.« Gilead zog sie näher an sich, als sie sich im Kreis drehten. »Daraufhin befahl er, dass Nialls Truppen vor unseren marschieren sollten.«
    Deidre runzelte leicht die Stirn. »Wäre das nicht eine viel gefährlichere Position für Niall?«
    Gileads Mundwinkel zuckte. »Das war der Gedanke.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Dein Vater hat das absichtlich getan?«
    Gilead nickte. »Aber es hat nicht funktioniert. Am nächsten Morgen, als wir unseren Marsch beginnen wollten, behauptete Niall, er habe verdorbenes Fleisch gegessen, und verbrachte den ganzen Tag im Versorgungswagen.«
    Bei allen Heiligen! Wäre dieser Mann in der Schlacht gestorben, wäre er zum Held geworden, und sie wäre frei. »Was für ein wehleidiger Feigling!«, sagte sie entrüstet.
    »Genau meine Rede.« Er strich ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Wange und nahm dann wieder ihre Hand. »Aber lebendige Feiglinge wissen, dass sie schwach sind, und das macht sie gefährlich. Vater kann es sich nicht leisten, Niall aus allem auszuschließen.«
    Deidres Beine fühlten sich plötzlich an, als wären sie aus Holz und auf dem Boden festgenagelt. Sie hörte auf zu tanzen und starrte Gilead an. »Was bedeutet, dass dein Vater Niall an sich binden muss, und um das zu tun, muss ich ihn heiraten.«
    »Ja …«, sagte Gilead zögerlich, »aber ich …«
    Deidre machte sich von ihm frei und rannte zu der Tür am Flur. Sie wollte keine weiteren Rechtfertigungen mehr hören.
     
    Deidre weigerte sich am nächsten Tag – dem Tag vor der Hochzeit –, ihr Zimmer zu verlassen. Sie hatte keinerlei Verlangen danach, in Gileads Augen das Mitleid zu sehen, und hatte sicherlich keine Lust, irgendwie an Dallis’ Vorbereitungen teilzuhaben.
    Una war gekommen, um sie zu holen, aber hatte nur einen Blick auf ihre roten, geschwollenen Augen und auf ihr aufgedunsenes Gesicht geworfen, den Kopf geschüttelt und war wieder nach unten gegangen. Deidre hörte unterdrücktes Gebrüll – wahrscheinlich von Angus – als Reaktion auf ihre Weigerung, herauszukommen, aber er war nicht die Treppe hinaufgestürmt. Sie hatten ihr diesen Tag geschenkt. Ihr letzter Tag in Freiheit.
    Deidre hatte die ganze Nacht über zu Isis gebetet, der Magdalena gedient hatte; zu der Schottin Brighid; und sogar zu Christus. In ihrer Verzweiflung hatte sie sogar versucht, den alten Zauberer anzurufen, der ihrer Mutter vor so vielen Jahren das Buch überlassen hatte. Er hatte ihrer Mutter gesagt, dass er schon ewig lebte. Deidre fühlte, wie in ihr die Hysterie hochstieg und sich über ihre eigene Dummheit in einem herzzerreißenden schreienden Lachen zu entladen drohte. Ein Unsterblicher? Zweifellos ein Maulheld. Das ganze Buch war eine einzige Lügengeschichte. Wenn jemals eine Jungfrau in Not geraten war, dann wohl sie selbst, aber hier war kein Ritter in schimmernder Rüstung. Sie existierten nicht.
    Und dann, um ihrem schwindenden Glauben noch eins draufzusetzen, erschien Deidre, als sie endlich in eine Art Halbschlaf hinüberdämmerte, die rothaarige Frau aus dem Steinkreis, noch immer weiß gekleidet, und reichte ihr mit einem Schmunzeln einen Kelch, aus dem sie trinken sollte.
    Deidre erwachte mit rasender Wut. Wahrscheinlich hatte man ihr im Traum Gift angeboten, aber sie hatte nicht vor, sich umzubringen. Sie hob ihr Nachtgewand und tastete nach der weichen, ledernen Messerscheide, die sie an ihr Bein gebunden hatte, und in der sich der Sgian Dubh befand, den Formorian sie
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