Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
den Spiegeln stand und die böse Vorahnung hatte, dass mich die Spiegel diesmal nicht durchlassen würden. Ich stand jetzt direkt vor dem Spiegel, der mich hierher gebracht hatte und spürte die Wärme, die von ihm ausging. Ich legte meine Hand darauf und konnte ihn spüren, zum zweiten Mal in meinem Leben fühlte ich die Beschaffenheit eines Spiegels, was eigentlich ein echtes Highlight darstellte, in Anbetracht meiner Situation jedoch eher ungünstig auf mich wirkte. Mit brachialem Knall durchbrach die Bestie die Waschraumtür, die Spiegelfliesen, die auf deren Innenseite klebten, flogen in tausend Splittern durch den Raum. Schließlich stand das Untier direkt vor mir und starrte mich an. Meine Knie zitterten, und ich selbst ebenso, wie Espenlaub. Die Bestie glotzte mich hungrig mit ihren drei Augen an, und mir fiel nichts Besseres ein, als meine Taschen nach einer Waffe zu durchsuchen, während ich ihre ekelhaft dürren, behaarten Beine betrachtete. Ich zählte zwei Duzend, schließlich blickte ich ihr ins Gesicht und sah grüne, dickflüssige und schleimige Tropfen aus ihrem Mund fallen. Wie in Zeitlupe schlugen sie auf dem Boden auf und ich konnte sie sogar hören. Nicht einmal meinen eigenen Atem konnte ich hören, doch diese schleimig grüne Flüssigkeit tropfte schallend zu Boden. Die Bestie rückte näher und ich fand keine Waffe in meinen Taschen, nur eine Tüte kristallenen Zuckers, die ich dem versteckten Drogenlager des Hauses Nummer sechs entnommen hatte. Als ich sie in Händen hielt, erkannte ich, dass die Angst einflößende Kreatur deutlich mehr sabberte als noch kurz zuvor, als hätte ich das richtige Futter erwischt, jedenfalls fiel mir nichts besseres ein, als es ihr in den geöffneten Schlund zu werfen und mich mit einem gekonnten Satz in eines der fünf Toilettenhäuschen zu verkriechen, die diese Bar zur Verfügung stellte. Zitternd lauschte ich dem schmatzenden Geräusch einer Bestie, die einen Pfund „ Zucker “ vertilgte. Nach einer Weile hörte ich ein lautes Rülpsen und sich entfernendes Trampeln und schließlich wurde es ruhig. Offensichtlich hatte es sich verzogen. Vermutlich war die Bestie auf dem richtigen Trip und ich war nicht mehr interessant für sie. Es wurde kälter im Raum und ich hatte eine Eingebung, die mir sagte, es sei Zeit, abzuhauen, denn die Spiegel würden mich jetzt durchlassen. Ich lugte vorsichtig aus meiner Kabine und trat vor die Wand. Der Raum war Menschen…, wollte sagen…, Bestien leer und ich spürte die Kälte von den Spiegeln, wie ich sie immer spürte und ich wusste, ich war der Mensch, der durch Spiegel gehen konnte. Vermutlich der Einzige, der dazu in der Lage war und es war Zeit, diese Fähigkeit einzusetzen, denn ich musste zurück, um meinem Bruder ein paar positive Nachrichten zu überbringen, wenngleich auch ohne Beweise. Dennoch waren es gute Nachrichten, also trat ich durch den Spiegel und zitterte von der Kälte, die meinen Körper durchströmte. Es war so frostig, dass ich gar nicht merkte, wie ich auf der anderen Seite ankam…
Ka pitel 6
Als ich die Augen öffnete , blendete mich das eingehende Licht des Tages. Ich lag kurioserweise in einem Bett, ohne zu wissen, wie ich dorthin gelangt war. Mein Blick schwenkte durch ein steriles Zimmer, offensichtlich ein Krankenhaus. Was war passiert? Ich erinnerte mich vage an meine Rückkehr in die Waschräume der Bar, danach lag alles in einem verschwommenen Nebel. Frau Doktor Senfling beugte sich gerade über mich und lächelte zufrieden.
„Da sind Sie ja wieder. Wie geht es Ihnen?“, fragte sie leise.
„Sie müssen nicht flüstern, Frau Doktor, mir geht es gut.“
Die Ärztin setzte sich auf den Rand meines Bettes und verstärkte ihr Lächeln.
„Es war wohl keine so gute Idee, Sie in den Spiegel gehen zu lassen. Es tut mir leid.“
Ich zwinkerte mit den Augen, weil das Licht blendete, schließlich sagte ich: „Wieso? Ganz im Gegenteil , Sie haben mir den Tag gerettet.“
Frau Doktor streichelte mir die Stirn. „Wirklich? Was haben Sie denn erlebt?“
Ich legte ein Grinsen auf. „Ich habe ein gewaltiges Abenteuer erlebt, Sie werden es nicht glauben.“
„Erzählen Sie es mir.“
Meine Lippen bebten vor Freude.
„Also gut, ich bin in den Spiegel gegangen, wie Sie es mir gesagt haben und habe dieses Haus aufgesucht. Es war unglaublich aufregend. Als ich die Drogen gefunden hatte, wollte ich zurück kommen um meinem Bruder das Beweisstück zu übergeben, aber da war
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