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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme
Autoren: Gantt DeVa
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möglich gearbeitet hast!« Johns Grinsen reizte ihn dazu weiterzusprechen. »Ich glaube, Sokrates hat sinngemäß gesagt, dass der, der die Welt bewegen will, zuerst einmal sich selbst bewegen muss.«
    »Ach, wirklich?« John gähnte. »Na gut, Paulie, dann halte ich es doch lieber mit der Weisheit, dass es sehr viel besser ist, wenige Dinge gut als viele Dinge schlecht zu erledigen.«
    Diese Art der Diskussion war Paul zu dumm. Er schwieg.
    John seufzte. »Nachdem wir das geklärt hätten, können wir vielleicht zum Ausgangspunkt zurückkehren.«
    »Und der wäre deiner Meinung nach?«
    »Die Männer, denen du Verantwortung übertragen hast – und zwar hier auf Charmantes.« Als Paul etwas sagen wollte, schnitt John ihm das Wort ab. »Ich will nur die Namen, Paul, mehr nicht.«
    »Verdammt, John, du kennst sie alle!«
    »George hat einen gewissen Wade Remmen erwähnt. Wer, zum Teufel, ist das?«
    »Wade Remmen?«, fragte Jeannette interessiert.
    John nickte und sah seine Schwester an. »Kennst du ihn, Jeannie?«
    »Oh, ja! Der sieht gut aus!«
    Charmaine lächelte über ihre Ausdrucksweise.
    »Sieht er wirklich gut aus?«, fragte John amüsiert.
    »Oh, ja!« Jeannette nickte.
    »Und wer hat das gesagt? Etwa Miss Ryan? Hat Mr. Remmen einen Schnurrbart?«
    »Nein, hat er nicht. Mama hat zuerst gesagt, dass er gut aussieht. Dann habe ich es auch gesehen.«
    Pauls gerunzelte Stirn glättete sich wieder.
    John lächelte ihn an. »Hast du das gehört, Paulie? Du hast nichts zu befürchten. Miss Ryan hat nur Augen für dich.«
    »Das weiß ich«, fauchte Paul und merkte zu spät, wie lächerlich das klang.
    Charmaine stöhnte innerlich und fürchtete, dass nun ihre privaten Gefühle breitgetreten würden. Sie atmete auf, als Paul wieder auf Wade Remmen zu sprechen kam.
    »Als George vor vier Monaten von der Bildfläche verschwand, bat ich Wade, die Verantwortung in der Sägemühle zu übernehmen. Er hat seine Sache bestens gemacht und kluge Entscheidungen getroffen. Aus diesem Grund habe ich ihm den Posten auf Dauer übertragen. George hat jetzt mehr Zeit für andere wichtige Dinge.«
    »Um tagaus, tagein für deine Wünsche zur Verfügung zu stehen, meinst du wohl. Sag, George, gefällt es dir, wenn man wie bei einer Marionette ständig an den Fäden zieht?«
    »Mir ist es egal, solange die Bezahlung stimmt.«
    »Manche Dinge ändern sich offenbar nie«, bemerkte John nachdenklich.
    »Das halte ich für untertrieben«, brummte Paul.
    Aber für John war das Thema noch nicht beendet. »Das hört sich an, als ob dieser Mr. Remmen besonders tüchtig wäre. Wie lange hat er denn gebraucht, um sich einzuarbeiten?«
    Paul wusste ganz genau, dass John sich weder für Wade Remmen noch für einen anderen Angestellten interessierte. Der einzige Zweck seiner Fragen war das immer gleiche Spiel, sich als Erbe der Duvoisins und Hüter des Familienvermögens aufzuspielen. Also gab sich Paul betont desinteressiert, um seinem Bruder den Sieg zu verderben.
    »Wade stammt aus Virginia. Als seine Eltern starben, blieben er und eine jüngere Schwester mittellos zurück. Da sie in Virginia keine Arbeit fanden, schlichen sie sich auf eines unserer Schiffe, um in der Fremde ein besseres Leben zu beginnen. Der Kapitän entdeckte sie zwei Tage nach dem Auslaufen und übergab sie mir, als das Schiff im Hafen einlief. Das Ganze ist jetzt zwei Jahre her. Wade war damals siebzehn Jahre alt. Außerdem war er kräftig und an die Arbeit im Hafen gewöhnt. Er trug mir seinen Fall vor und versprach, die Passage für sich und seine Schwester zu bezahlen. Da ich nichts zu verlieren hatte, habe ich ihm eine Chance gegeben. Und Wade hat mich nicht enttäuscht. Es war nur natürlich, dass ich auf ihn zurückgegriffen habe, als George uns im Stich gelassen hat.«
    »Was für eine Geschichte!« John schüttelte den Kopf.
    »Willst du sonst noch etwas wissen?«, fragte Paul, ohne auf Johns dramatisches Gebaren einzugehen.
    »Hat Mr. Remmen die Passage bezahlt?«
    Charmaine staunte über Johns Kleinlichkeit, aber Paul schien an derartige Fragen gewöhnt zu sein und lachte nur. »Muss ich dir etwa über jeden Penny Rechenschaft ablegen, der deinem Portemonnaie womöglich entgangen ist?«
    »Wenn du es nicht tust, wird sich unsere bewährte Krämerseele George darum kümmern. Nicht wahr, George?«
    »In Ordnung«, sagte George. »Und, nein, ich glaube nicht, dass Wade die Passagen bezahlt hat.«
    John sah Paul an. »Und warum nicht?«
    »Weil er seinen Lohn
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