Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
zusammen wäre, hab ich zu ihm gesagt, ich würde es vielleicht mal bei ihr versuchen. Er wurde sauer auf mich und sagte, abgelegte Bräute wären was für Verlierer.« Hacker leckte sich über die Lippen. »Ich dachte daran, es trotzdem zu versuchen, ich mochte Flora. Aber man wollte nicht, dass Ray sauer auf einen war. Hat es in der Zeitung gestanden?«
    »Nein«, antwortete Milo. »Uninteressante Geschichte.«
    »Flora«, sagte Hacker. »Das darf nicht wahr sein.«
    »Hat es euch Burschen Spaß gemacht, in der Marina zu wohnen?«
    »Das war seine Idee, nicht meine«, erwiderte Hacker. »Er sollte die Miete eigentlich mit mir teilen, daher dachte ich, warum nicht, wir gehen jeder unserer Wege. Er hat einen Monat bezahlt.«
    »Verraten Sie nichts«, sagte Milo. »Sie haben sich nicht beschwert.«
    »Wie ich schon sagte.«
    »War Ray ein guter Mitbewohner?«
    »Eigentlich ja«, antwortete Hacker. »Er machte sein Bett, saugte Staub. Sie kennen Knastbrüder, die können richtig ordentlich sein. Ich dachte, auf diese Weise könnte ich etwas Geld sparen. Ich hatte vor, die Wohnung zu kaufen, nicht nur zu mieten. Mein eigentliches Apartment ist ein Drecksloch, Sie haben es gesehen. Ich liebe das Wasser - sind Sie sicher, dass die Sache mit dem Bundesgefängnis unter Dach und Fach ist? Dass ich nicht in der Nähe von irgendjemandem sein werde, mit dem ich in Kalifornien mal zu tun hatte? Ich will nicht die ganze Zeit auf der Hut sein müssen.«
    »Sicher unter Dach und Fach.«
    Hacker rauchte, lächelte. Alle Gedanken an Flora Newsome waren verschwunden.
    »Finden Sie irgendwas amüsant, Bennett?«, fragte Milo.
    »Ich dachte gerade nach«, sagte Hacker. »Wenn die sechs Jahre vorbei sind, komme ich vielleicht an einen Bewährungshelfer wie mich.«

46
    Es würde lange dauern, bis Jerry Quicks Geschichte vollständig erzählt werden könnte.
    »Vielleicht nie«, sagte Milo.
    Es gab einen Funken falscher Hoffnung. Eine Woche nachdem ich Kelly Quick und ihre Mutter gesehen hatte, machte Kelly den Fehler, ein konventionelles Mobiltelefon zu benutzen, als sie in Brasilien anrief. Milo hatte sich eine richterliche Anordnung zur Vorlage ihrer Abrechnung besorgt und den Anruf zurückverfolgt.
    »Staybridge Suites Hotel, São Paulo, Brasilien.«
    »Brasilien hat kein Auslieferungsabkommen mit den USA«, sagte ich.
    »Das ist eigentlich komisch. Quick hat vor vier Tagen mit einer Frau eingecheckt, bar bezahlt, gestern ausgecheckt, ohne Angabe wohin. Das Gästebuch führt sie als Mr. und Mrs. Jack Schnell aus Englewood, New Jersey, und sie hatten Pässe, um es zu beweisen. Der Mann an der Rezeption beschrieb sie als Mai-Dezember-Paar. Grauhaariger Typ, jüngere Frau, dunkelhaarig, schlank.«
    »Hatte sie blaue Fingernägel?«
    »Hey, du kluger Junge. Der Angestellte sagte, sie hätten einen sehr verliebten Eindruck gemacht. Er sagte außerdem, Mr. Schnell hätte Mrs. Schnell einen knapp geschnittenen Bikini und verschiedenen anderen Flitterkram gekauft.«
    »Schnell ist das deutsche Wort für ›quick‹«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß. Ha-ha-ha.«
    Fehler Nummer zwei: eine MasterCard, die Sheila Quick gehörte, war benutzt worden, um ein Zimmer im Days Inn in Pasadena zu bezahlen. Milo und ich fuhren hin, erblickten Sheila am Pool, in die Lektüre eines Taschenbuchs vertieft, umhüllt von einem unförmigen Bademantel; hier wohl kein knapp geschnittener Bikini. Sie sah klein und blass aus, und wir gingen, ohne sie zu begrüßen, zu ihrem Zimmer.
    Milos Klopfen wurde von einer jungen Frauenstimme beantwortet. »Ja?«
    »Zimmerservice.«
    Kelly Quick machte die Tür auf. Sah ihn, dann mich. Sagte: »Oh nein.« Sie war barfuß, hatte die Haare aufgesteckt und trug eine Brille, eine abgeschnittene Jeans und ein übergroßes T-Shirt aus grobem olivgrünem Stoff, auf dem stand: US ARMY SPECIAL FORCES. WIR MACHEN DAS SCHON. In ihrer Hand hielt sie fünf Kilo juristischen Kommentar.
    Milo sagte: »Hallo, Kelly«, und zeigte ihr sein Abzeichen.
    »Ich habe nichts angestellt«, sagte sie.
    »Wie ist das Wetter in São Paulo?«
    Sie ließ die Schultern hängen. »Ich hab Scheiße gebaut, hätte ein Münztelefon benutzen müssen. Er wird …« Ihr Mund klappte zu.
    »Er wird was, Ms. Quick?«
    Tränen traten in ihre Augen. »Enttäuscht von mir sein.«
    Milo führte sie zurück ins Zimmer. Zwei ordentlich gemachte Einzelbetten. Limonadendosen, Essenskartons und weibliche Kleidungsstücke waren überall verteilt. Weitere juristische Literatur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher