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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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Kuss, Herr Wirt.«
    Mit diesen Worten küsste sie Krister auf den Mund. Die anderen riefen Hurra und pfiffen. Nachdem sich die Begeisterung gelegt hatte, fragte Jenny:
    »Warum wollte Månsson eigentlich so plötzlich verkaufen?«
    Krister wurde mit einem Mal ernst.
    »Ihm blieb nichts anderes übrig. Ich hatte keine Ahnung, aber anscheinend ist er spielsüchtig. Er hatte wahnsinnige Schulden. Das war auch der Grund für seine Scheidung und dafür, dass er vor zwei Jahren nach Göteborg zurückgezogen ist. Offenbar hat er für seine beiden Restaurants in Stockholm sehr viel Geld bekommen, und davon hat er dann zunächst sowohl das Glady’s als auch den Sjökrogen gekauft. Vielleicht hatte er sich einen Teil des Geldes aber auch geliehen … was weiß ich.«
    »Und jetzt hat er mit dem Geld, das er für die beiden neuen Lokale hier in Göteborg bekommen hat, also seine Spielschulden zurückgezahlt?«, fragte Katarina.
    »Vermutlich. Er war im Frühjahr wegen seiner Spielsucht in Therapie. Anscheinend hat er seine Finanzen in den Griff bekommen, denn er und seine neue Flamme … wie heißt sie noch gleich … Jeanette Stenberg, richtig. Sie hat eine Weile als Oberkellnerin im Glady’s gearbeitet, bevor sie im Sjökrogen angefangen hat. Deswegen kenne ich sie auch ein wenig. Nett.«
    Krister trank einen Schluck Champagner und fuhr dann fort:
    »Jetzt wollen Janne und Jeanette also nach Malle ziehen. Laut Janne bereits am Montag. Er hat mich gestern angerufen und sich verabschiedet. Er musste packen, und ich habe ja gearbeitet, also konnten wir nicht mal ein Abschiedsbier trinken.«
    »Was haben sie für Pläne auf Mallorca?«, wollte Irene neugierig wissen.
    Sie kannte Jan-Erik Månsson nicht sonderlich gut. Er war ein alter Freund Kristers. Krister hatte einige Jahre in Stockholm im Ritz gearbeitet. Als der Koch Jan-Erik direkt nach seiner Lehre dort anfing, hatte ihn Krister unter seine Fittiche genommen. Sie waren Freunde geworden. Irene und Krister hatten sich kennengelernt, als Irene in Stockholm die Polizeischule besucht hatte. Damals hatte sie auch Janne einige Male getroffen. Er war nett und gesellig, und man schloss ihn rasch ins Herz. Nach Beendigung ihrer Ausbildung hatte sich Irene zurück nach Göteborg gesehnt. Krister, der aus Värmland stammte, hatte sie mitgenommen. Janne hatte einige Jahre im Ausland gearbeitet, war dann nach Stockholm zurückgekehrt und dort sehr erfolgreich geworden. Alle waren erstaunt gewesen, als er plötzlich seine beiden mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants verkauft hatte und nach Göteborg zurückgezogen war. Irene und Krister hatten auf Heimweh getippt. Dann erfuhren sie von seiner Scheidung und nahmen an, dass diese ein weiterer Grund für seinen Umzug gewesen war. Von der Spielsucht hatten Irene und Krister erst erfahren, als er es ihnen selbst erzählt hatte.
    »Sie wollen in einer kleineren Stadt ein Hotel betreiben. Der Ort heißt, glaube ich, Puerto Pollensa. Offenbar ist der Hotelbesitzer ein alter Freund Jannes. Irgendein Steven. Sie kennen sich aus Jannes Londoner Zeit«, meinte Krister.
    Jetzt war es an der Zeit, die Vorspeise fertig zu machen. Krister erhob sich und ging Richtung Küche, um Jennys mit Kräutern und Tofu gefüllte Tomaten und die Hummerhälften für die Fleischesser zu gratinieren, als Egon zur Tür hereinstürzte. Beinahe wäre Krister über ihn gestolpert.
    »Egon!«, rief er. Im letzten Moment gelang es ihm, sich am Türrahmen abzufangen.
    Der kleine Zwergdackel blieb auf der Schwelle stehen. Im Maul hielt er seinen geliebten blauen Ball, den er von Sammie, dem ersten Hund der Fami lie, geerbt hatte. Er setzte sich auf die Hinterbeine, legte den Kopf zur Seite, wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz und ließ sein Herrchen nicht aus den Augen. Natürlich konnte ihm Krister nicht widerstehen. Das konnte er nie. Er beugte sich vor und nahm den Hund auf den Arm.
    »Nicht jetzt, Kleiner. Später. Du bekommst erst was zu fressen«, sagte er und vergrub sein Gesicht in Egons weichem Pelz.
    In Egons Wortschatz kam das Wort »später« nicht vor. Hingegen hatte er das Wort »fressen« deutlich gehört. Er kläffte. Fressen war eines seiner Lieblingswörter.
    »Ich gebe Egon was zu fressen, dann kannst du mit der Vorspeise anfangen«, sagte Irene und stand vom Tisch auf.
    Durch die halboffene Tür zum Schlafzimmer konnte Irene sehen, wie Egon in ihr Bett kroch. Er rülpste ein paarmal und rollte dann mit in die Luft gestreckten Pfoten auf den
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