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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman
Autoren: Barbara Delinsky
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er hatte sie geliebt.
    Sie stand nur einen Augenblick vor ihm und lächelte traurig, bevor sie die Arme ausbreitete. Er litt. Molly hatte recht, was das anging. Und es war die Aufgabe einer Mutter zu trösten.
    Nick war komplex und eindeutig ehrgeizig. Aber war Robin das nicht auch gewesen? Sie mochte sich vor einem Rennen übergeben haben, doch sie lief, gewann und wollte dann noch mehr. Sie wollte die Beste sein. Das machte sie nicht zu einem schlechten Menschen.
    Genauso war es mit Nick.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise.
    Mehr als nur Robins Tod, wie Kathryn glauben wollte. »Ich habe einiges von dem gesehen, was du über Robin geschrieben hast, Nick. Es ist sehr schön. Wir werden einen Nachruf brauchen. Vielleicht könntest du mit uns daran arbeiten?«
    Er musste es nicht aussprechen. Die Dankbarkeit in seinem Gesicht war Antwort genug.
     
    Das Telefon klingelte. Auf Charlies Wunsch nahm Kathryn den Anruf im Arbeitszimmer an. Es war das Krankenhaus, das anrief, um zu sagen, dass die Entnahme erfolgt war, dass die Organe auf dem Weg zu ihren Empfängern waren und dass Robin entlassen wurde.
    Es war ein bittersüßer Moment. Doch als sie den Hörer auflegte, traf sie die Realität des nächsten Schritts. Es würde heute Abend ein Treffen im Beerdigungsinstitut geben, um Pläne für die nächsten Tage zu machen. Kathryn fürchtete sich vor alldem. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass man Robin in die Erde senken würde. Und eine Zukunft ohne sie? Schwer zu akzeptieren. Aber es musste getan werden.
    Ein Blick zu Charlie, und, Gott segne ihn, er las ihre Gedanken. Er winkte sie zum Schreibtisch und holte einen Umschlag aus der Schublade. »Das kam am Freitag. Es ist Zeit, um Robins Einlagenzertifikat zu erneuern. Ich rufe immer die Bank an, um für sie den besten Kurs zu bekommen, so dass die Gesamtsumme angewachsen ist. Hier drin ist ein Teil ihrer Gewinne in den letzten fünf Jahren. Schau doch mal.«
    Als Kathryn den Auszug sah, war sie erschrocken. »So viel?«
    »Es gibt noch mehr in Aktien und Wertpapieren.«
    Wieder traf es Kathryn wie ein Schock. »Sie wird es nie nutzen können.«
    »Nicht direkt. Ein Läuferstipendium in ihrem Namen wäre schön. Vielleicht sogar ein Haus.«
    Es dauerte eine Minute, bevor Kathryn ihm folgen konnte. Dann lächelte sie. »Robin würde das gefallen.«
    Charlie bedeutete ihr zu bleiben und verließ das Arbeitszimmer. Er kehrte mit Molly zurück. Kathryn reichte ihr den Bankauszug. Molly las ihn. Sie sah verblüfft aus, was Kathryns Worte nur noch süßer machte.
    »Habe ich nicht Dorie McKay im Wohnzimmer gesehen?« Als Molly verwirrt blieb, berührte Kathryn ihr Gesicht. Süß und naiv, viel zu selbstlos, aber zuverlässig und stark – ihr jüngstes Kind hatte es verdient. »Ein Geschenk von deiner Schwester«, sagte sie sanft und dachte nun so klar, wie sie es immer getan hatte. »Du hast in dieser Woche so oft gesagt, dass du Robin geliebt hast. Nun, es gibt etwas, was Robin nicht sagen konnte, was ich aber weiß. Ich erinnere mich an das erste Mal, als sie dich gesehen hat. Du und ich waren im Krankenhaus, du erst Stunden alt und in eine Babydecke eingewickelt, doch Robin wollte dich sehen. Als ich anfing, dich auszuwickeln, schob sie meine Hand beiseite und bestand darauf, es selbst zu machen. Die Ehrfurcht in ihrem Gesicht war so, dass man es nie vergessen kann. Sie machte ein besonderes Geschenk auf, das beste, das sie jemals bekommen hat – ihre kleine Schwester.« Kathryn nahm sie am Kinn. »Sie hat dich geliebt, Molly. Sie würde wollen, dass du dein Haus bekommst.«
    Mollys Augen füllten sich mit Freude, Traurigkeit, Tränen. Kathryn zog sie an sich und lächelte. Hier war ein kleiner Blick in die Zukunft, ein greifbares Geschenk, das sie in der Freude ihrer Tochter jeden Tag der Woche sehen würde. Robin würde das nicht nur gefallen, sie würde es lieben.
    Und Kathryn auch.
     
    Molly blieb eine Zeitlang im Arbeitszimmer. Manche von Robins Freunden in den anderen Zimmern waren in Tränen aufgelöst, und auch sie konnte ihre Gefühle nicht in den Griff bekommen. Kathryn blieb bei ihr, bis Charlie, der mit der Maklerin gesprochen hatte, zurückkam.
    »Keine Versprechen«, berichtete er, »aber sie kennt ihren Job. Sie wird rechnen und sich ein faires Angebot an Terrance Field einfallen lassen. Wenn es jemand schafft, dann Dorie. Sie kann sehr überzeugend sein.«
    Molly war überwältigt. »So viel passiert.«
    »Manche sagen, das Leben sei eine
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