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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition)
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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ob sie am Ende betrunken sein würde. Nachdem die Unterhaltung mit Sven erst ein wenig spröde begonnen hatte, was sie immer angeregter geworden. Auch er hatte immer mehr den Eindruck gemacht, als würde er sie mögen. Doch nun war eine andere Frau aufgetaucht, die seine Aufmerksamkeit für sich beanspruchte, und Katherine verspürte nicht die geringste Lust, bei der weiteren Entwicklung der Dinge zuzusehen. Eine Weile stand sie mit ihrem Bier in der Hand am Rande der Tanzfläche und beobachtete die Leute. Gelegentlich fiel ihr Blick auf Sven, der nahezu unbeteiligt bei seinen Bekannten stand und nachdenklich in die Gegend sah. Zweimal begegneten sich ihre Blicke, doch Katherine sah sofort wieder weg. Beim dritten Mal war es ihr jedoch unmöglich, den Blick abzuwenden und Sven nutzte die Gelegenheit, zeigte mit dem Zeigefinger in schneller Folge erst auf sie, dann auf sich, machte eine kreisförmige Bewegung mit dem Finger zum Boden und wies dabei mit dem Kopf auf die Tanzfläche. Katherine lächelte ein wenig verlegen, nickte aber und stellte den Rest ihres Bieres auf den Tresen. Sie tanzten eine ganze Weile zusammen, ohne viel miteinander zu reden, bis sie schließlich erhitzt und durstig neue Getränke bestellten. Obwohl Katherine bereits ein wenig schwankte, blieb sie bei ihrer Getränkewahl. Sven schien dagegen noch ganz nüchtern zu sein und prostete ihr zu.
    » Was trinkst du da?«, fragte sie neugierig.
    Sven grinste. »Cola.«
    » Cola? Sonst nichts? Cola ohne was?« Katherine war ziemlich erstaunt, aber er antwortete:
    » Ja. Besser ich bleibe nüchtern. Wie es aussieht, muss ich dich wohl nach Hause bringen.« Er grinste immer noch, und Katherine griente zurück.
    » Und? Wirst du die Situation schamlos ausnutzen?«
    Gespielt entsetzt zog er die Augenbrauen hoch.
    » Natürlich nicht. Wofür hältst du mich?«
    » Na dann kann ich mir ja auch gleich ein Taxi nehmen«, antwortete sie schnippisch, und er brach in fröhliches Gelächter aus.
     
    Als Sven aus dem Badezimmer kam, ging er schweigend zu dem Stuhl, auf dem seine Kleidung lag, und zog sich an. Katherine blieb liegen und beobachtete ihn. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante. Ein wenig unentschlossen sah er auf sie herab, mit einer Hand leicht über ihren nackten Rücken streichelnd.
    » Ich muss los«, sagte er leise. Er gab ihr noch einen letzten Kuss, sagte noch immer leise: »Mach’s gut«, stand auf und ging. Katherine spürte einen Kloß der Enttäuschung in der Kehle. Wollte er wirklich so gehen? Hatte es denn gar keine Bedeutung für ihn gehabt? Nur ein One-Night-Stand? Als er schon fast die Zimmertür hinter sich hatte, fasste sie sich ein Herz.
    » Sven?« Er drehte sich um und sah sie mit einem leichten – hoffnungsvollen? – Lächeln an.
    » Ja?«
    » Gibst du mir deine Telefonnummer?« Nun wurde sein Lächeln breiter, und er ging zu ihrem Schreibtisch, suchte sich einen Zettel und einen Stift und schrieb etwas auf. Dann ging er wieder zur Tür, drehte sich noch einmal um und warf ihr noch einen Kuss zu, bevor er ging. Auf dem Zettel standen sein Vorname und eine Handynummer.
    An diesem Tag traute Katherine sich zum ersten Mal, in die Papiere ihrer Mutter zu sehen. Dort waren ihr Arbeitsvertrag und Lohnabrechnungen, ihr Handyvertrag und ein Stapel Briefe. Sehr zu ihrer Erleichterung befand sich auch die PIN für das Handy dabei, und Katherine hoffte, sie war nicht geändert worden. Sie blätterte die Briefe durch. Überwiegend handelte es sich um welche, die ihr Vater während der Zeit geschrieben hatte, als er auf Montage gewesen war. Auch einige von ihr und ihrem Bruder, die auf Klassenfahrten und in Zeltlagern entstanden waren, lagen darunter. Katherine las sich den einen und anderen davon amüsiert durch. So verbrachte sie den größten Teil ihres Sonntags, machte sich zwischendurch eine Kleinigkeit zu essen und setzte sich später in ihren Sessel, legte eine schöne Musik auf und erlaubte sich zum ersten Mal an diesem Tag Gedanken an die vergangene Nacht.
     
    Am nächsten Samstag endlich fasste sie sich ein Herz und wählte die Nummer, die Sven ihr aufgeschrieben hatte. Es dauerte eine geraume Zeit, bis er sich mit einem ziemlich genervt klingenden »Ja?« meldete.
    » Hi, hier ist Katherine.« Ein kurzes Schweigen entstand. Na toll! Sie musste ja einen ziemlichen Eindruck hinterlassen haben, wenn er sich noch nicht einmal an sie erinnerte. Gerade wollte sie auflegen, als er mit recht angespannt klingender Stimme
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