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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli
Autoren: Ursula Kahi
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Frau längst wieder bei Ihnen eingezogen sein. Und wie geht es Thomas Sarasin und seiner Familie?»
    Das Klirren, mit dem Geigys Glas an der Wand zerschellte, war erstaunlich laut. Ein intensiver Duft nach Wacholderbrand breitete sich aus.
    «Gopfriedstutz! Werden Sie bloss nicht so ein geschmackloses Arschloch wie Gunnar. Sie wollten einem Verdacht nachgehen, also machen Sie nicht mich dafür verantwortlich, wenn das Ergebnis nicht so ist, wie Sie es sich gewünscht haben.»
    «Sorry.»
    «Das ist ein bisschen wenig, finden Sie nicht?»
    «Ich sagte doch, es tut mir leid.»
    «Und ich sagte, das ist ein bisschen wenig. So können wir tatsächlich nicht zusammenarbeiten.»
    «Kommt nicht wieder vor.»
    «Das hatten wir schon. An Ihrem ersten Arbeitstag.»
    «Verdammt noch mal, was wollen Sie denn, dass ich tue? Mich geisseln?»
    «Mir helfen, zwei Morde aufzuklären.» Geigy wählte ein neues Glas aus der Batterie von Schmutzgläsern auf seinem Schreibtisch und goss sich nochmals ein.
    Unglücklich wies Unold auf die Tabelle. «Bin eben dabei.»
    «Sie erinnern sich an das Zitat des Herrn Staatsanwalt? Ohne die entsprechende Genehmigung können wir gegen die zwei nichts unternehmen. Und damit wir die bekommen, brauchen wir handfeste Indizien.»
    «Gody Metzger war Mittwochnacht um dreiundzwanzig Uhr einundvierzig auf dem Schlossplatz. Das ist doch Beweis genug.»
    «Sein Mobiltelefon war Mittwochnacht um dreiundzwanzig Uhr einundvierzig auf dem Schlossplatz. Wer damit telefoniert hat, ist eine andere Frage … Kommen Sie!» Geigy erhob sich, faltete den Ausdruck zusammen, nahm die Autoschlüssel vom Schreibtisch und eilte zur Tür.
    «Was haben Sie vor?»
    «Wir schauen uns den Tatort nochmals an.»
    «Das bringt doch nichts.»
    «Warten Sie’s ab. Kommissar Maigret hat das auch immer getan.»
    «Erstaunlich!»
    «Aber nein: Beharrlichkeit, gepaart mit Intuition, Einfühlungsvermögen und einer unschlagbaren Vorstellungskraft waren Maigrets Erfolgsgeheimnis.»
    «Nicht das, Sie lesen Simenon?»

    Der Parkplatz vor der «Argovia Credit Groupe» war bis auf den letzten Platz besetzt. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, stellte Geigy den BMW auf dem Trottoir ab.
    «Jeder Beruf hat seine Vorteile», kam Geigy Unold zuvor, der ihn tadelnd mass. «Andere bekommen das Generalabonnement der SBB bezahlt, wir Ermittler haben immer einen Parkplatz.»
    Aufmerksam sah Unold sich auf dem Schlossplatz um. «Waren die schon immer hier?» Er zeigte auf die mächtigen Steinkugeln, die verhinderten, dass der Eingangsbereich der Bank von einem Automobilisten als Parkplatz missbraucht wurde.
    «Was fragen Sie mich? Der Mensch sieht immer nur, was für ihn von Bedeutung ist.»
    «Denken Sie, die drei haben was mit den Morden zu tun?»
    «Im Gegensatz zu Johannes wäre dieser Käser dazu in der Lage gewesen – jedenfalls wenn stimmt, was Sie mir über seine Vergangenheit erzählt haben. Und wenn nicht bloss einer, sondern mehrere Täter in die beiden Morde verwickelt sind, liesse sich auch die Sache mit Mortons Leiche und dem Wasserrad erklären. Zwei erwachsene Männer hätten es locker geschafft, Morton die Treppe hochzutragen.»
    «Für Käsers Fingerabdrücke auf dem Bumerang kann es aber auch eine ganz einfache Erklärung geben.»
    «Da bin ich echt neugierig.»
    «Vielleicht wurde ihm der Bumerang ja gestohlen.»
    «Klar. Unsere Kartei ist voll von Diebstahlmeldungen, die Bumerange betreffen.»
    «Mal ehrlich: Würde Ihnen auffallen, wenn in Ihrem Keller ein Tennisschläger oder ein Fussball oder ein Bumerang fehlt? Falls ja: Würden Sie einer solchen Lappalie wegen wirklich zur Polizei gehen? … Sehen Sie, ich auch nicht. Niemand würde das. Sie würden sich allerhöchstens bei der Hausverwaltung beschweren. Wahrscheinlich nicht einmal das – es sei denn, Sie sind ein ausgewachsener Stänkerer.»
    «Ich fühle mich geehrt, dass Sie mich nicht für einen solchen halten.» Geigy setzte sich auf eine der Kugeln. «Lesen Sie die ‹Sonntagszeitung›? Oder die ‹Frankfurter Allgemeine›?»
    «Was soll das denn nun wieder?»
    «Da gab’s mal eine Kolumne. ‹Klarer denken mit Rolf irgendwas›.»
    «Jetzt rücken Sie schon raus mit dem, was Sie mir verklickern wollen.»
    «Viel ist mir davon …» Geigy verlor den Faden und verstummte.
    «Klarer denken – Kolumne – was ist damit?»
    Geigy pulte ein graues Haar von seinem Hemd. «Anreizsystem», sagte er unversehens. «Wolle man das Verhalten eines Menschen verstehen, müsse
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