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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes
Autoren: Evita Wolff
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einmal so leicht.«
Ihre Finger verschlangen sich fester ineinander. Minutenlang verharrten sie im Gedenken an die schattenhafte Gestalt, die ihr Leben gerettet und das ihre dafür gegeben hatte.
Emily fühlte sich von diesem Flüstern und dem darauffolgenden gemeinsamen Schweigen, von dieser Bewegung der Zugehörigkeit, schmerzhaft ausgeschlossen, fühlte auch Zorn. Mußten sie ihre tiefe Vertrautheit unbedingt unmittelbar vor ihren Augen demonstrieren?
Sie räusperte sich und ließ die Gläser leicht aneinanderklingen. »Auch wenn diese Nacht viel Schreckliches gebracht hat, Eric, so gibt es doch auch Grund zum Feiern. Sie haben Ihre Fohlen, und ich – mein Gott, ich kann es noch gar nicht fassen ... ich bin die Cochans los!« Sie vermied Elaines Blick, als sie den Whisky in die Gläser füllte. Hatte sie Eric davon erzählt, daß sie, Emily, sie in den unmittelbar vor dem Zusammenbruch stehenden Stall hatte schicken wollen? Sie konnte nicht begreifen, konnte nicht mehr nachvollziehen, was in diesen Sekunden über sie gekommen war.
Sie tranken. Der scharfe Alkohol vermengte sich beinah augenblicklich mit dem Blut der drei erschöpften Menschen und stieg ihnen zu Kopf. »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen, Elaine«, hörte Emily sich sagen. Eric ließ darauf fragende Blicke zwischen den Frauen hin und her gleiten.
»Ja. Gewiß.« Elaine ließ sich von Emily ein Stückchen von der Koppel fortführen. »Elaine ... Sie werden bemerkt haben, daß ich Ihre Anwesenheit hier nicht besonders geschätzt habe ...«
»Das ließ sich nicht übersehen.« Elaines Stimme war zurückhaltend.
»Und ich ging sogar so weit, daß ich Sie einer großen, einer tödlichen Gefahr auszusetzen bereit war. Sie und das Kind. In dieser Sekunde wünschte ich ... wünschte ich ...«
»Sie hätten ihn für sich? Ich würde einfach nicht existieren? Ich nicht, und das Kind nicht?«
»Es ist furchtbar, ich weiß das. Ich kann es nicht mehr verstehen, Elaine. Ich verstehe es einfach nicht.«
»Ich verstehe es«, sagte die Jüngere langsam und schob ihren Arm unter Emilys. »Ich verstehe es. Ich glaube, ich weiß ziemlich genau, wie Ihnen zumute war. Sie waren überreizt, Emily. Ich weiß, was ein zerfasertes Nervenkostüm einem Menschen antun kann. Denken Sie nicht mehr daran.«
Emily blieb stehen. »Meine eigene Tochter schaut mich nicht mehr an, seit ich das tat... und Sie ...«
»Ihre Tochter ist ein sensibles Mädchen. Vielleicht wäre es gut, wenn Sie ihr die Möglichkeit gäben, etwas anderes als nur das Gestüt zu sehen. Sie wird sich schon wieder beruhigen. Sie kam mir nach und versicherte mir, Sie seien nicht böse. Ich war natürlich aufgebracht.«
»Ja«, murmelte Emily demütig.
»Aber ich wußte, daß sie recht hatte«, fuhr Elaine fort. »Vielleicht hätte ich an Ihrer Stelle ebenso gehandelt. Ich weiß es nicht. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich ihn liebe, wie ich es tue, und er sich einer anderen zuwendet.«
»Aber es war monströs!«
»Nun ... ja. Aber es war auch menschlich.« Die schlanke Hand faßte ihren Arm fester. »Wir sind alle nur Menschen, Emily.«
»Sie ... sind eine wirklich außergewöhnliche Frau, Elaine!«
»Im Augenblick bin ich vor allem eine sehr müde Frau, die sich um ihren sehr müden Mann sorgt.«
Der Blick der tiefblauen Augen tauchte in ihren. »Es gibt genug Platz im Haus für Sie beide.«
»Ich weiß das zu schätzen, Emily, wirklich. Und es würde ihn sicher freuen, wenn er nach dem Aufwachen gleich die Fohlen sehen könnte ... sie bedeuten ihm so viel. Aber ich denke, daß er sich eher erholt, wenn er in seinem vertrauten Zimmer bei den Hickmans aufwacht. Es ist so wie im Krankenhaus, wissen Sie? – Er braucht Ruhe und Abstand.«
Emily lächelte sie mit Wärme an. »Sie sind seine Ärztin«, sagte sie sanft.
    Elaine fand ihn auf der Koppel neben der kleinen Pferdefamilie kniend, als er gerade Wolfs Pfoten verband. Als sie zu ihm trat, blickte er auf und lächelte sie an. Sie sah die Linien, die die Erschöpfung von seinen Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herunterzog. Sie kniete nieder und senkte ihre Hand in Wolfs Pelz. Der Hund wedelte erfreut und stieß sie mit der Nase an. »Du warst eine so große Hilfe, lieber Junge.«
    »Ja, das warst du wirklich.« Erics Hand begegnete ihrer in dem dichten, weichen Fell. »Denk nur, kleine Fee – ohne ihn wäre Solitaire in den Flammen umgekommen. Und Cochan hätte vielleicht nicht gestanden. Ja, mein Junge, wir haben dir
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