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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes
Autoren: Evita Wolff
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in den Speisesaal gingen. »Beim heiligen Andreas ...«
    »Ihr hättet mich sehen sollen in der Nacht seiner Geburt!« Max blickte zärtlich zu Alexander, der in einem Kinderwagen neben dem Tisch lag. Die Taufe hatte das Baby angestrengt, und es schlief jetzt tief.
    Max fuhr mit einem drolligen Lächeln fort: »Wie ein Tiger im Käfig bin ich da draußen vor der Entbindungsstation auf und ab gegangen, als wäre ich selbst der Vater ...«
    Eric lächelte.
Unter dem Tisch tastete seine Rechte nach Elaines Hand, sein Blick ruhte auf dem schmalen Ring an seiner Linken; tauchte darauf in ihre Augen: Es hatte einer Fee bedurft, um ihn aus seinem Käfig zu befreien. Sie hatte ihn tun lassen, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte: sich einem anderen Menschen anzuvertrauen.
»Ich sollte wohl ein paar Worte sagen«, wisperte er, nur für sie hörbar.
Ihr Lächeln strahlte auf: Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre er dazu ganz einfach nicht in der Lage gewesen. Seine Menschenscheu hätte ihn schier erstickt.
Er erhob sich und ließ sacht den Löffel an sein Glas klingen, und alle Blicke der kleinen Gesellschaft richteten sich erwartungsvoll auf ihn. Es gab noch andere Gäste im Speisesaal, und auch sie sahen zu ihm hinüber. Für einen Moment war die Panik wieder da, aber aus dem Augenwinkel sah er Elaine und Alexander; er räusperte sich verhalten und begann ruhig und leise zu sprechen. – Seine kleine Ansprache endete mit den Worten: »Wir wollen an diesem glücklichen Tag jedoch nicht den Menschen vergessen, dem wir, meine Familie und ich, unser Leben und das Leben der Tiere verdanken.« Seine Gedanken wanderten zu dem kleinen Grab, zu dem Elaine und er jeden Sonntag frische Blumen brachten und das sie sorgsam pflegten. »Laßt uns für einen Augenblick Juanita Cochans gedenken, bitte.« Er blieb stehen, legte die Hände ineinander und neigte den Kopf in stummem Gebet, und die anderen taten es ihm nach.
»Gott segne sie«, sagte Claire leise, als Eric wieder Platz genommen hatte, »und möge sie in Frieden ruhen. – Elaine, willst du nicht noch einmal das Gedicht sagen, daß du bei ihrer Bestattung am Grab gesprochen hast?«
Elaine wandte sich erklärend an diejenigen, die Juanitas Trauerfeier nicht beigewohnt hatten: »Wir – Eric und ich – mußten immer an die kleine Megan in John Galsworthys >Appletree< denken. Deshalb haben wir diese Worte aus dem >Hippolytus< auf ihrem Grabstein eingravieren lassen.« – Ihre Stimme sank und leise rezitierte sie
    For mad is the heart of Love, And gold the gleam of his wing; And all to the spell thereof
Bend when he makes his spring. All life that is wild and young In mountain and wave and stream, All that of earth is Sprung,
Or breathes in the red sunbeam; Yea, and Mankind. Over all a royal throne,
Cyprian, Cyprian, is thine alone!
    Sie hielt Erics Hand, während sie sprach, wie bei Juanitas Beerdigung. Als sie geendet hatte, hob sie ihr Glas. Das Licht fing sich in dem geschliffenen Kristall.
    »Auf Juanita«, sagte sie leise. »Möge sie in Frieden ruhen.«
Sie hoben ihre Gläser und tranken.
Und dann war es Turner, der mit gewohnter Geradlinigkeit den Bann brach, als er leise und anerkennend schnalzte und murmelte: »Beim heiligen Georg, Junge, du findest auch immer das Richtige! Wußte gar nicht, daß du ein Weinkenner bist!«
Eric lächelte. »Es ist nicht mein Verdienst. Der Maître d'hôtel hat mir geholfen. Tatsächlich hat eigentlich er die Auswahl getroffen.«
»So. Mit dem Herrn sollte ich mich mal unterhalten. Mein Weinkeller könnte eine kleine Auffrischung nämlich gut vertragen.«
Elaine und Eric tauschten einen verständnisinnigen Blick: Eine gute Wahl hatten sie mit den Paten getroffen – den feinfühligen, sensiblen Max und den tatkräftigen, lebhaften Sir Simon. Der Name ihres Sohnes war Alexander Maximilian Simon Gustavson.
    Turner hatte die Einladung, noch ein paar Tage zu bleiben, gern angenommen. Der Gästeraum der Gustavsons war behaglich, es war wunderbar ruhig hier, und Elaine kochte hervorragend. Und – es bereitete ihm eine ungeheure Freude, das junge Paar miteinander und mit dem kleinen Alexander zu beobachten.
    Er strolchte hinaus in den Garten, die Hände gegen den schon beinah winterlichen Wind vergraben in seinen Jackentaschen. Die Hengstfohlen waren noch bei der Stute auf Sunrise, aber Lance schlenderte über den Rasen und zupfte an den noch vereinzelt stehenden grünen Büscheln. Die rote Katze lag auf seinem Rücken.
    »Hey, Lance,
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