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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie
Autoren: Christian Jacq
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beschuldigen.«
    Serramanna schnaubte wie ein wütender Stier, ließ den Soldaten aber los. Der Stümper hatte leider recht.
    »Was befiehlst du jetzt, Kommandant?«
    »Der Schutz des Pharaos muß verstärkt werden. Und dem ersten, der gegen den Gehorsam verstößt, schlage ich den Helm in den Schädel!«
    Die Mitglieder der um Ramses gescharten Leibwache 36

    nahmen diese Androhung nicht auf die leichte Schulter. Wenn der ehemalige Seeräuber einen Wutanfall bekam, war er imstande, sie in die Tat umzusetzen.
    Bis sich sein augenblicklicher Zorn legte, pflanzte er mehrere Dolche in eine hölzerne Zielscheibe. Daß dieser Uriteschup untergetaucht war, verhieß nichts Gutes. Vom Haß zerfressen, würde der Hethiter seine wiedergewonnene Freiheit als Waffe gegen den Herrn von Ägypten nutzen. Aber wann und wie?

    Gemeinsam mit Acha weihte Ramses im Beisein einer ganzen Schar Gesandter den Palast der Fremdländer ein. Sein Freund, geistreich wie immer, hielt eine flammende Rede, bei der in regelmäßigen Abständen die Worte »Frieden«, »herzliches Einvernehmen« und »wirtschaftliche Zusammenarbeit«
    wiederkehrten. Den Erwartungen entsprechend beschloß ein üppiges Festmahl die Zeremonie, die den Aufstieg von Pi-Ramses zur weltoffenen Hauptstadt des Vorderen Orients einleitete.
    Von seinem Vater Sethos hatte der König die Fähigkeit geerbt, das Innerste anderer zu ergründen, deshalb wußte er trotz Achas schauspielerischer Begabung, daß der Oberste Gesandte Ägyptens von Angst erfüllt war und daß diese Angst mit dem Unheil zusammenhing, das er selbst bereits vorhersah.
    Kaum hatten die Feierlichkeiten ihr Ende genommen, da zogen sich die beiden Männer zurück.
    »Das waren überaus kluge Schlußworte, Acha.«
    »Die bin ich meinem Amt schuldig, Majestät. Daß du diese Stätte für Gespräche und Begegnungen ins Leben gerufen hast, wird deine Beliebtheit noch steigern.«
    »Wie hat der hethitische Botschafter meinen Brief aufgenommen?«
    »Ausgezeichnet.«
    37

    »Aber Hattuschili fordert noch mehr, nicht wahr?«
    »Das ist nicht auszuschließen.«
    »Wir sind hier nicht in der Gesandtschaft, Acha! Ich verlange, daß du mir die Wahrheit sagst.«
    »Dann sei gewarnt: Falls du Hattuschilis Bedingungen nicht erfüllst, bedeutet das Krieg.«
    »Eine Erpressung! Wenn das so ist, will ich diese Bedingungen gar nicht erfahren.«
    »Höre mir zu, ich bitte dich. Wir haben zu lange an diesem Frieden gearbeitet, du und ich, um jetzt zuzusehen, wie er im Nu in die Brüche geht.«
    »Sprich, ohne mir etwas zu verschweigen!«
    »Du weißt, daß Hattuschili und seine Gemahlin Puducheba eine Tochter haben. Wie es heißt, eine junge Frau von großer Schönheit und scharfem Verstand.«
    »Desto besser für sie.«
    »Hattuschili wünscht ebenfalls, den Frieden zu festigen, und seiner Meinung nach geschieht das am besten durch eine Eheschließung.«
    »Soll das etwa heißen …«
    »Du hast doch beim ersten Wort begriffen, was das heißt. Um unser Abkommen endgültig zu besiegeln, verlangt Hattuschili aber nicht nur, daß du seine Tochter heiratest, sondern daß du sie auch zu deiner Großen Königsgemahlin machst.«
    »Vergißt du, daß Iset die Schöne diese Stellung innehat?«
    »Für einen Hethiter ist derlei eine recht belanglose Kleinigkeit. Die Frau schuldet ihrem Mann Gehorsam. Wenn er sie verstößt, kann sie sich dem nur schweigend fügen.«
    »Aber wir leben in Ägypten, Acha, nicht in einem barbarischen Land. Willst du mir vielleicht nahelegen, daß ich Iset abschieben soll, um eine Hethiterin zu heiraten, die 38

    Tochter meines schlimmsten Feindes?«
    »Der heute dein bester Verbündeter ist«, stellte der Oberste Gesandte richtig.
    »Diese Forderung ist unsinnig und empörend!«
    »Dem Anschein nach ja, in Wirklichkeit ist sie jedoch nicht ganz von der Hand zu weisen.«
    »Ich werde Iset nicht derart demütigen.«
    »Du bist kein gewöhnlicher Ehemann. Dir muß das Wohl Ägyptens wichtiger sein als deine Gefühle.«
    »Hast du dich vielleicht auf zu viele Frauen eingelassen, Acha, daß du dabei so zynisch geworden bist?«
    »Mir ist Treue fremd, das gebe ich zu, aber darum geht es nicht, ich sage dir nur, was ich als dein Oberster Gesandter und Freund davon halte.«
    »Meine Söhne Kha und Merenptah brauche ich erst gar nicht nach ihrer Meinung zu fragen, diese Antwort kenne ich im voraus.«
    »Wer wollte es ihnen verargen, daß sie Iset die Schöne verehren? Schließlich ist die Große königliche Gemahlin des
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