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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie
Autoren: Christian Jacq
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Pharaos ihre Mutter. Aber du stehst jetzt vor der Wahl: Frieden oder Krieg …«
    »Essen wir mit Ameni zu Abend, ich möchte seinen Rat einholen.«
    »Da kannst du dir auch gleich Setaous Meinung anhören, er ist soeben aus Nubien eingetroffen.«
    »Endlich eine frohe Kunde!«
    So scharte der Pharao wieder einmal seine Vertrauten um sich: den Schlangenkundigen Setaou, der Nubien so liebte, den Gesandten Acha mit dem durchdringenden Blick und Ameni, den unerbittlichen, aber treu ergebenen Schreiber … Nur Moses fehlte. Mit ihm wäre die kleine Gemeinschaft vollzählig gewesen, die vor vielen Jahren an der höchsten Schreiberschule 39

    von Memphis das Glück der Freundschaft geteilt und sich gefragt hatte, worin die wahre Macht bestehe.
    Ramses’ Koch hatte sich an diesem Abend selbst übertroffen: Lauch und kleine Kürbisse in Fleischsaft, mit Thymian gewürzter Lammbraten, Feigenmus, eingelegte Nieren, Ziegenkäse, mit Karobensaft beträufelte Honigkuchen … Zur Feier dieses Wiedersehens hatte der König roten Wein aus dem Jahre drei der Herrschaft Sethos’ auftragen lassen. Schon sein Duft versetzte Setaou in helles Entzücken.
    »Sethos sei gepriesen!« ereiferte sich der Freund der Kobras, wie stets in seinem unverwüstlichen, mit Heilmitteln getränkten Gewand aus Antilopenleder, dessen zahlreiche Taschen mit Giften und Gegengiften gefüllt waren. »Wenn eine Herrschaft solche Wunder hervorbringt, muß sie von den Göttern gesegnet sein.«
    »Wie ich sehe, hast du auf dem Gebiet der Eleganz noch immer keine Fortschritte erzielt«, beklagte Acha.
    »Das stimmt«, pflichtete ihm Ameni bei.
    »Du Schreiberling, gib du dich damit zufrieden, doppelt soviel zu essen, wie du wiegst. Was hast du eigentlich für ein Geheimnis, daß du nicht dicker wirst?«
    »Das kommt von der Arbeit im Dienste des Königreichs.«
    »Hast du vielleicht etwas daran auszusetzen, wie ich in Nubien vorgehe?«
    »Wenn dem so wäre, hätte ich das längst in einem Bericht angeprangert.«
    »Sobald ihr eure üblichen Wortgefechte beendet habt«, schaltete sich Acha ein, »könnten wir uns vielleicht ernsteren Dingen zuwenden.«
    »Moses ist der einzige, der fehlt«, sagte Ramses nachdenklich.
    »Wo hält er sich jetzt auf, Acha?«
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    »Er irrt immer noch in der Wüste umher und kämpft sich durch. Wahrscheinlich wird er nie in seinem Gelobten Land ankommen.«
    »Moses hat den falschen Weg eingeschlagen, dennoch führt dieser Weg an ein Ziel, das er erreichen wird.«
    »Ich empfinde wie du Wehmut«, gestand Ameni, »aber ich kann auch nicht vergessen, daß unser hebräischer Freund Ägypten verraten hat.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Erinnerungen nachzuhängen«, sagte Setaou scharf. »Für mich ist ein Freund, der auf diese Weise fortgeht, kein Freund mehr.«
    »Würdest du ihn zurückweisen, falls er Abbitte leistete?«
    fragte Ramses.
    »Wenn ein Mann gewisse Grenzen überschritten hat, führt kein Weg mehr zurück. Vergebung ist die Rechtfertigung der Schwachen.«
    »Zum Glück hat Ramses nicht dir unser Gesandtschaftswesen anvertraut«, befand Acha.
    »Bei den Schlangen gibt es keine halben Sachen; entweder ihr Gift heilt oder es tötet.«
    »Reden wir nicht mehr von Moses«, schlug Ameni vor.
    »Ich bin nur wegen Lotos hier«, erklärte Setaou. »Dank ihrer Gaben als Seherin hat sie mich gewarnt. Ramses ist in Gefahr, nicht wahr?«
    Der Pharao sagte nichts dawider, und Setaou wandte sich an Ameni.
    »Anstatt diesen Kuchen in dich hineinzustopfen, erzähl uns doch lieber, was du aufgedeckt hast!«
    »Ich habe gar nichts aufgedeckt! Bei mir ist alles in Ordnung.«
    »Und bei dir, Acha?«
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    Der Gesandte tauchte seine Finger in eine Schale mit Zitronenwasser.
    »Hattuschili erhebt eine unerwartete Forderung. Er will seine Tochter mit Ramses verheiraten.«
    »Und wo liegt das Problem?« fragte Setaou belustigt.
    »Solche Ehen, die das Einvernehmen mit anderen Ländern verbessern sollen, sind doch auch in der Vergangenheit schon mit Erfolg geschlossen worden. Diese Hethiterin wird nur eine Nebenfrau mehr sein.«
    »Im vorliegenden Fall stellen sich die Dinge etwas schwieriger dar.«
    »Ist die dem Sohn des Lichts Verlobte so grauenerregend?«
    »Der hethitische Herrscher besteht darauf, daß seine Tochter Große Königsgemahlin wird.«
    Setaou brauste auf.
    »Das heißt also, unser ehemaliger Feind verlangt vom Pharao, Iset zu verstoßen!«
    »Die Wahl deiner Worte ist ein wenig rauh«, stellte Acha fest, »doch es
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