Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
unscheinbar. Es schien mir eindeutig, dass Ihr Verhältnis auf wahrer Liebe beruhte und nicht auf niederen Empfindungen. Und, Tyrell, es ist offensichtlich, dass sie Sie von Herzen liebt.”
    Endlich sah sie in seinen Augen ein Gefühl, das sie zu deuten vermochte. Es war Hoffnung. “Das hat sie Ihnen gesagt?”
    “Das war gar nicht nötig.” Blanche dachte an das, was ihr Vater getan hatte. Es schien ihr sehr wichtig zu sein, dass Tyrell davon erfuhr. “Tyrell, mein Vater sagte mir, dass er sich in Ihr Verhältnis zu Miss Fitzgerald eingemischt hat. Allem Anschein nach hat er sie ermutigt, Sie zu verlassen. Außerdem erzählte er mir, sie hätte Ihnen vor ihrer Abreise einen Liebesbrief geschrieben. Er hat zugegeben, ihn vernichtet zu haben. Er hatte Angst vor dem, was Sie vielleicht tun könnten, wenn Sie ihn erst gelesen hätten.”
    Er sah sie lange an, und sein Gesicht drückte eine Mischung aus Zorn und Überraschung aus. “Ich danke Ihnen, dass Sie mir das gesagt haben”, erwiderte er schließlich. Dann wurde seine Miene wieder freundlicher. “Und Sie, Blanche? Wie geht es Ihnen?”
    “Mir geht es gut.”
    Nachdenklich musterte er sie. “Jede andere Frau hätte inzwischen schon einen hysterischen Anfall erlitten. Zwar weiß ich, dass so etwas gegen Ihre Natur wäre, aber Sie wirken völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen.”
    “Ich bin nicht verzweifelt, weil Sie eine andere heiraten wollen und ich deswegen hier in Harrington Hall bleiben werde. Um ehrlich zu sein, ich bin erleichtert.”
    Das schien ihn zu überraschen. “Es gelingt mir einfach nicht, Sie zu verstehen.”
    Plötzlich glaubte sie zu wissen, was er möglicherweise dachte. “Ich wollte Sie damit auf keinen Fall kränken, Tyrell. So wie Sie eben sagten, dass Ihre Entscheidung nichts mit mir zu tun hat, so wurde meine Entscheidung durch keine Ihrer Handlungen beeinflusst.”
    “Sie lieben einen anderen.”
    Jetzt wirkte sie nicht mehr erleichtert, sonder vielmehr verzweifelt, und wandte sich ab. “Nein, ich fürchte, das ist nicht der Fall.”
    Tyrell trat zu ihr und legte vorsichtig eine Hand auf ihren Arm. In den vier Monaten ihrer Bekanntschaft hatte er sie noch kein einziges Mal berührt, nicht einmal, um sie aus einem Zimmer zu begleiten. Abgesehen von den beiden Malen, an denen er sie geküsst und sie dabei kühl und teilnahmslos gelassen hatte. Seine Berührung gefiel ihr nicht, daher drehte sie sich zu ihm um. Er sah sie an.
    “Sie verhalten sich mir gegenüber ausgesprochen großzügig. Sollte sich jemals die Gelegenheit dazu ergeben, so würde ich mich gern revanchieren. Warum sind Sie jetzt so bedrückt, wenn doch die Auflösung unserer Verlobung Ihnen nichts bedeutet?”
    Blanche wandte den Blick ab und lächelte traurig. “Ich bin nicht fähig zu lieben, Tyrell. Haben Sie das noch nicht gemerkt?”
    “Jeder Mensch ist fähig zu lieben.”
    Sie fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. “Ich bin glücklich, aber niemals begeistert. Ich bin traurig, aber niemals zu Tode betrübt. Mit meinem Herzen stimmt etwas nicht – es schlägt zwar, aber es weigert sich, mir mehr als nur eine Andeutung von Gefühlen zu schenken.”
    Er war erschrocken. “Ich bin sicher, dass eines Tages der richtige Mann Sie von Ihrem Leid kurieren wird.”
    “Es ist schon beinah mein ganzes Leben lang so”, sagte sie und schloss die Augen.
Der Aufstand
. Vage und verschwommen erinnerte sie sich an Bilder von Gewalt und unaussprechlichen Ereignissen, und sie wehrte sich dagegen. Nachdem die Dämonen sich hinter die Schleier verlorener Erinnerungen zurückgezogen hatten, öffnete sie die Augen und sah Tyrell an. “Wie fühlt es sich an, Tyrell? Wie fühlt es sich an, wenn man jemanden liebt?”
    “Es fühlt sich an wie ein Wunder”, sagte er langsam und suchte nach den richtigen Worten. “Ein staunenswertes Wunder, dass es so viel Freude und eine so tiefe Verbindung geben kann zwischen zwei Menschen. Es ist ein Gefühl von Liebe und Hingabe, als wäre man endlich vollständig.”
    Sie lächelte. “Ich freue mich sehr für Sie. Für Sie beide.”
    “Und ich bin Ihnen zutiefst dankbar. Blanche, ich habe es ernst gemeint. Sollten Sie mich jemals brauchen, so werde ich für Sie da sein, egal, wie groß oder wie unbedeutend Ihre Bitte auch sein mag. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.”
    Sie nickte. “Das ist sehr freundlich von Ihnen.”
    “Jetzt werde ich mit meinem Vater sprechen und danach mit Ihrem.”
    “Wegen Vater müssen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher