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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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der andere als spröd erwiesen; Peter wußte nicht, warum. Er hatte schon versucht,es im Wasser abzukühlen, wie das braune Metall; das graue Metall jedoch verhielt sich anders als das braune: Nach dem Kühlen im Wasser war es härter als zuvor!
    Der Herbst kam. Tage und Wochen vergingen, ehe sich Peter entschloß, von seinen Schmelzversuchen abzulassen und sich der Jagd zu widmen.
    Daß Peter sich um das Eintragen der Herbsternte gar nicht mehr kümmerte, war für Eva eine große Belastung. Sie mußte die kürzer werdenden Tage vom Morgen bis zur Abenddämmerung ausnützen, wenn sie die kostbare Kastanien-, Nuß- und Wildobsternte nicht den Bären, Wildschweinen und Eichhörnchen überlassen wollte. Peter schleppte reichlich Wildbret an, das zu Rauchfleisch verarbeitet werden mußte; Gedärme und Blasen mußten gereinigt und gespannt werden; Häute waren einzulagern kurz, die Tage reichten nicht aus, alles zu bewältigen. Eva pflegte beim flackernden Licht der Talgkerzen oder derAmpel zu arbeiten, bis ihr die Augen zufielen. Daß Peter sie mit bronzenen Nadeln, mit Messern, Löffeln, Sägen und Beilen viel reicher ausgestattet hatte als ihrem Bedürfnis entsprach, schätzte sie nicht als hohen Lohn ihrer Arbeit, sondern als das, was es war: Peter hatte diese Dinge aus Freude an der Metallarbeit gemacht!
     

Die Wildgeiß in der Fallgrube
    Herbstregen setzte ein. Wochenlang rieselte es vom Himmel herab. Peters Wohnstube verwandelte sich in eine Kleinschmiede. Mit einem handlichen Hammer und einer einfachen Zange, die nichts anderes war als ein gebogener Bronze-Streifen, der unter dem Druck der Hand federte, fertigte er bronzene Bohrstäbe von verschiedener Stärke, die er anfangs in Holz schäftete. Erst als er merkte, daß die vom Metall geleitete Hitze auch das Holz der Schäftung angriff, nahm er Röhrenknochen von Wildschweinen, Rehen und Hasen.
    Peter arbeitete wie besessen. Neues Hausgerät entstand. Gutgefügte vierbeinige Schemel, Bänke und Tische, die von Holznägeln zusammengehalten wurden, machten seine und Evas Stube wohnlicher. Mit einem Hammer aus Hartholz stellte er dünnwandige Metallgefäße her. Unter den raschen, geschickten Schlägen streckte sich das rasch abgekühlte weiche Braunzeug und nahm die Gestalt der Unterlage an, eines flach- und rundköpfigen Holzstocks.
    Eine besondere Freude machte er Eva mit einer flachen Pfanne, in der sich dickes Fruchtmus über dem Feuer in Fladen verwandelte. Auf Evas Wunsch nach Kochgefäßen, die nicht nur unzerbrechlich waren, sondern sich auch leichtreinigen ließen, hämmerte Peter einen bauchigen und einen flachen Topf, versah beide mit je zwei Randlöchern, durch die er einen gekrümmten metallenen Henkelstab zog. Eva konnte jedes der beiden Kochgefäße an einem starken Traghaken über das Feuer hängen. Sie konnte aber auch beide Töpfe zugleich zum Wasserholen benützen, wenn sie diese an die Enden eines Stabes hängte, den sie sich auf die Schulter legte, so daß sie die Hände frei behielt. Das dickwandige, plumpe Tongeschirr wurde zum Vorratsbehälter. Die größten irdenen Gefäße dienten zum Einlegen von Fleisch in eine mit Kräutern gewürzte Salzlake, aus der es nach und nach entweder zum Braten oder Räuchern entnommen wurde.
    In das arbeitsreiche Leben der jungen Menschen war Behagen gekommen, das freilich ab und zu getrübt wurde. Auch Evas Fuchsfähe machte einmal im Jahr ihrer Herrin Kummer. In solchen Zeiten war Bläff nicht zu halten, sie riß aus und streifte auf eigene Faust durch die Wälder. Und beiPeters Einäugel war es nicht anders. Aber die beiden kehrten stets wieder zurück, und ungefähr sechzig Tage nach ihrer Rückkehr hatte jede fünf oder sechs Junge, deren Vorhandensein Eva neuen Kummer bereitete. Sie liebte jedes einzelne Füchslein, deren drolliges Tun und Treiben sie entzückte. Peter jedoch ließ die Kleinen nur so lange am Leben, bis ihr graues Kinderkleid dem roten Fuchspelz gewichen war, dann tötete er sie, um auf bequeme Art zu weichen Pelzen zu kommen. Und das war es, was Eva so zu schaffen machte. Vorläufig ließ er keinen der Nachkommen Bläffs am Leben. Nur von Einäugels Jungen behielt er einmal einen Rüden, der ihm aufgefallen war, weil der Kleine zugeworfene Fleischbrocken so geschickt auffing. Darum gab er ihm auch den passenden Namen »Schnapp«.
    Erst im dritten Frühling nach dem denkwürdigen Tag, an dem der Salztopf im Brennofen zersprang, war der große Vorrat an irdenen Schüsseln und Töpfen
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