Im Paradies deiner Kuesse
demselben Ergebnis wie zuvor.
Besorgt blickte Finn zum Himmel. In etwa fünfzehn Minuten würde es dunkel sein. Dann würde sie die Wärme und den Schutz des Feuers brauchen. Wenn es ihr nicht gelänge, würde ihre letzte Nacht auf der Insel eine ziemlich ungemütliche sein. Auf keinen Fall wollte er, dass dies der letzte Eindruck von ihrem großen Abenteuer war.
Plötzlich stach ihn etwas schmerzhaft in die Seite. Doch Finn rührte sich nicht von der Stelle, auch weil er vermutete, dass Dave dahintersteckte. Oder vielmehr dessen Zeigefinger.
„Siehst du?“, sagte Barry, der am anderen Ende des Zeltes auf einer Isomatte lag. „So steht er schon seit Stunden da.“
Stunden? Hatte er wirklich so lange in dieser Position verharrt, um Allegra zu beobachten? Seine steifen Glieder bestätigten Barrys Kommentar.
Ohne den Blick von den Bildschirmen abzuwenden, richtete Finn sich auf und machte mit den Armen einige Dehnübungen.
„Wow, er bewegt sich!“, bemerkte Dave trocken. „Ein Wunder ist geschehen!“
Finn schnaufte. „Ich verstehe nicht, worum ihr hier so einen Wind macht! Wir haben uns letzte Woche doch auch angesehen, wie Toby seine Abschlussprüfung meistert, oder nicht?“
„Ja, aber nur, weil es so lustig war, wie er nach seiner Mami gerufen hat“, behauptete Dave und ließ sich in einen der Klappstühle fallen. „Die Kleine hier schlägt sich ganz gut.“
„Also entspann dich, Finn“, warf Barry ein. „Du hast es gehört: Es geht ihr gut.“
Finn fluchte leise. Von wegen es ging Allegra gut! Sie hatte noch immer kein Feuer.
Zwanzig Minuten ununterbrochener Versuche, eine Flamme zu erzeugen, später warf Allegra schließlich das Messer im hohen Bogen von sich. Einmal hatte sie es sogar beinah geschafft. Aber knapp daneben war auch vorbei. Sie richtete sich auf und blickte in den Himmel.
Ganz still stand sie da. So still, dass Finn glaubte, sie hätte den Atem angehalten. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und schluchzte frustriert.
Sie braucht mich!
Nein! Er konnte es nicht länger mit ansehen. Er musste zu ihr!
Der Anblick ihres hübschen Gesichts, auf dem im Schein der untergehenden Sonne zwei Tränen glitzerten, gab ihm den Rest. Beinah hätte er den Monitor berührt, um sie fortzuwischen. Aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig im Zaum.
Plötzlich verschwand Allegra von den Bildschirmen. Anscheinend hatte sie sich sehr schnell bewegt, sodass keine der Kameras in Position gehen konnte.
Finn hielt den Atem an. Sie war doch nicht etwa hingefallen? Oder in Panik losgerannt? Nein. Da war sie wieder! Sie hatte das Messer aufgehoben und versuchte nun erneut, das Feuer zu entzünden.
Wie mutig sie war! Gar nicht unterzukriegen!
Aber jetzt hatte er endgültig genug davon.
Energisch marschierte er zum anderen Ende des Zeltes und steckte ein Ersatzmesser in seinen Gürtel.
Verwundert betrachtete Simon ihn. „Wo willst du denn hin?“
Finn ignorierte diese Frage. Das war ja wohl offensichtlich, oder? Er musste Allegra helfen.
„Finn?“
„Ich gehe zu ihr“, erklärte Finn und zog sich ein langärmeliges Shirt über den Kopf. „Versuch gar nicht erst, mich aufzuhalten. Wir können sie doch nicht einfach sitzen lassen!“
„Das hatten wir nicht ausgemacht“, rief Simon ärgerlich.
„Das ist mir vollkommen gleichgültig!“ Entschlossen marschierte Finn aus dem Zelt hinaus in die Dämmerung. In wenigen Minuten würde es stockfinster sein.
„Finn!“
Doch Finn ignorierte den wütenden Ruf des Produzenten. Er musste zu ihr! Er konnte sie nicht einfach allein lassen und tatenlos zusehen, wenn sie Hilfe brauchte. Okay, vielleicht verstieß er damit gegen die Absprachen. Aber das tat er schließlich andauernd. Und bisher hatte Simon damit nie ein Problem gehabt. Meistens hatte er dadurch nämlich besonders gute Szenen für seine Sendung bekommen.
„Finn!“
Unschlüssig blieb Finn stehen. Auf einmal klang Simons Stimme ganz anders. Nicht mehr zornig, sondern drängend und irgendwie … fröhlich.
Mit klopfendem Herzen rannte er zurück zum Zelt. „Was denn?“
„Sie hat es geschafft!“
Finn eilte zu den Monitoren – und tatsächlich! Dort stand Allegra im orangeroten Schein ihres Feuers und lachte vor Stolz.
„Eine tolle Frau!“, rief Simon und schlug ihm auf die Schulter, ehe er sich wieder den ferngesteuerten Kameras widmete.
Eigentlich hätte er sich jetzt mit den anderen freuen sollen. Doch Finn lachte nicht. Noch vor einer Minute hatte er geglaubt, er
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