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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Autoren: T.R. Ragan
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abzudrücken.
    »Stehen bleiben, oder ich schieße.«
    »Warum hast du mich angelogen?«, fragte er.
    »Weil ich leben wollte.« Sie trat einen Schritt zurück in Richtung Tür. »Warum haben sie diese Mädchen umgebracht?«
    »Das hab ich doch schon gesagt. Sie waren eine Gefahr für die Gesellschaft.«
    »Sie waren noch Kinder. Als Teenager hat man es nicht leicht. Sie haben niemandem einen Gefallen getan und ein Held sind Sie auch nicht, Sam.«
    Er kam noch einen Schritt näher. In diesem Augenblick sah Lizzy, wie seine geliebte Spinne über den steifen Kragen seines blutigen Hemdes krabbelte. Das Insekt musste auf ihn gekrochen sein, als er an das Bett gefesselt auf dem Boden hockte.
    »Ich warne Sie. Noch einen Schritt weiter, und ich schieße.«
    »Ich weiß über deine schlimmsten Ängste Bescheid. Ich weiß alles über dich. Ich hatte so viel mit dir vor. Du hast ja keine Ahnung.«
    »Sie sind ein kranker, widerlicher Kerl. Und Sie kennen mich nicht im Geringsten.«
    »Keiner kennt dich so gut wie ich, Lizzy. Und ich weiß, dass du nicht auf mich schießen wirst«, sagte er. »Ich komme vielleicht in den Knast, aber das ist nicht das Ende, das verspreche ich dir.«
    Er trat noch einen Schritt näher. Die Spinne verschwand unter seinem Hemd. »Gib mir die Pistole, Lizzy.«
    »Vielleicht muss ich Sie am Ende gar nicht erschießen«, sagte sie zu ihm. »Zumindest nicht, wenn mir Ihr australischer Freund zuvorkommt.«
    Er verstand sofort, was sie meinte, und blickte sich nach allen Seiten um. Er war unsicher, ob sie die Wahrheit sagte oder ihn nur anlog. Aufgeregt drehte er sich um die eigene Achse und erstarrte plötzlich. Ihre Blicke trafen sich und in diesem Moment wusste Lizzy, dass die Spinne ihn gebissen hatte. Er zuckte zusammen und riss vor Entsetzen – und vielleicht auch Schmerz – die Augen weit auf.
    In einer Sache hatte er jedoch recht gehabt, dachte Lizzy. Sie war sich nicht sicher, ob sie es fertiggebracht hätte, ihn zu erschießen.Sie hatte die Absicht gehabt und den kalten und tödlichen Abzug an ihrem Finger gespürt, aber dann hatte sie es doch nicht getan. Am Ende lag er womöglich richtig.
    Lizzy sah zu, wie er krampfhaft versuchte, die Spinne zu finden – mit seinen rücklings gefesselten Händen keine leichte Aufgabe. Sie hoffte, Samuel Jones zum letzten Mal sehen zu müssen. Er sah weder wie ein Serienmörder noch wie ein Mörder schlechthin aus, sondern wirkte völlig normal, wie jemand, an dem man achtlos auf der Straße vorbeigeht. Ein Mann, den der Zufall zum Bösewicht gemacht hatte. Ein Mann, der in ihrer Stadt gelebt und gearbeitet und im Alleingang viel zu viele Mädchen umgebracht hatte … Mädchen, die die Chance verdient hatten, sich zu entwickeln und erwachsen zu werden … Mädchen, die irgendwann aus ihren Fehlern gelernt hätten und produktive Mitglieder der Gesellschaft geworden wären.
    Samuel Jones zuckte inzwischen am ganzen Körper – nicht einmal die Zunge blieb verschont. Es war kein schöner Anblick. Speichel rann ihm über die Unterlippe und ein dicker Schweißfilm bedeckte seine Stirn. »Hilf mir«, sagte er und fiel auf die Knie.
    Aber da hatte Lizzy bereits das Zimmer verlassen.

Kapitel 38

Sacramento, Kalifornien, Sonntag, 21. März 2010
    »Mary war nicht nur meine Schwester, sondern auch meine beste Freundin«, sagte Jessica zu der versammelten Menge, die sich zum Teil aus Verwandten und Freunden, aber überwiegend aus Fremden zusammensetzte. Leute, die seit Jahrzehnten in dieser Stadt lebten und Mary das letzte Geleit geben wollten, um sich danach wieder in dem Bewusstsein ihrem Alltag zu widmen, dass ihre eigenen Kinder sicher waren, jetzt, wo Samuel Jones nicht mehr lebte.
    »Sie war eine Freundin, wie sie jeder haben sollte. Mary und ich haben als Kinder auf dem Spielplatz im Park geschaukelt und dabei große Zukunftspläne geschmiedet. Wir wollten reisen, fremde Sprachen lernen und zusammen die Welt erkunden. Es gab nichts, was wir nicht tun konnten. Wir hatten unser ganzes Leben vor uns.« Sie hielt inne und wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Leider wurde Mary viel zu früh aus unserer Mitte gerissen. Aber wir sollten jetzt nicht traurig sein, zumindest nicht heute. Das wäre nicht in ihrem Sinne. Mary war der glücklichste und fröhlichste Mensch, den ich kannte. Seht euch um«, sagte Jessica und breitete die Arme aus. »Heute ist ein schöner Frühlingstag und wir sindgekommen, um Marys Leben zu gedenken. Ich werde ihr Lächeln,
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