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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)
Autoren: Michael Schuck
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Ein kleiner Tumult zwischen liebenden Eheleuten?" Die Stimme lachte zynisch. Es klang wie Rasierklingen auf Glas. Daniel stand ganz erstarrt. Es konnte diese Stimme gar nicht geben und diese Situation schon gar nicht. Ihm wurde einen Augenblick schwindelig.
    "Wer sind Sie denn ?", versuchte Daniel.
    "Ach, du bist es, mein Junge! Ja, das bringt dich aus dem Takt, was? Dachtest wohl, du könntest deine kleine schmierige Rache ganz für dich allein genießen. Aber daraus wird nichts. Das nächste Mal mit Lin gehört mir. Und wenn du dich da einmischst, wirst du dir wünschen, nicht geboren worden zu sein."
    Es klickte im Hörer. Die ätzende Stimme war fort. In einem hatte sie recht gehabt. Daniel war wirklich aus dem Takt. War das jetzt der Augenblick, die Karten aufzudecken? Aber die Bilder Lins' mit Herwig hatten sich zu tief in seine Seele gebrannt. Die Wunde war noch nicht geheilt, noch nicht einmal auf dem Weg zur Besserung.
    "Der war wirklich verrückt", sagte Daniel. "Völlig von der Rolle, der Typ!"
    Es entstand ein ungutes Schweigen.
    "Ich glaube, ich gehe erstmal in die Badewanne", sagte Daniel und versuchte Lockerheit in seine Stimme zurückzubekommen. Er empfand sein Verhalten selbst wie eine kindliche Flucht, aber ihm fiel wirklich nicht anderes ein, um dem Schweigen zu entkommen.
    Lin blieb zurück in diesem Wohnzimmer, das in rein geometrischen Formen gehalten war. Die Farben Blau und Weiß dominierten. Lin fühlte sich wie in einer Eiswüste und fragte sich verkrampft, was diese Ätzstimme Daniel gesagt hatte. Auch sie fragte sich, ob dies der Augenblick sei, die Karten auf den Tisch zu legen. Aber sie traute sich nicht.
    Einige Zeit später erschien Daniel im Bademantel auf dem Treppenabsatz.
    "Morgen Abend werde ich nicht zu Hause sein können", rief er zu Lin hinunter. "Können wir den Abend im Bett noch ein bisschen weiter genießen?"
    Lin rief mit aufgesetzter Fröhlichkeit zu ihm herauf: "Aber immer!"
    Die durch den Anruf hervorgerufene Verkrampftheit wich jedoch nicht mehr von Lin und Daniel. Doch keiner von beiden hatte den Mut, dieses Thema anzusprechen. Sie schliefen miteinander. Es war für beide nicht toll. So wurde es ein sehr schweigsamer Abend.
     
    ******
     
    Herwig donnerte auf den Sandsack ein, was die Fäuste hergaben. Ihn beseelte eine ungeheure Wut. Zwei Wochen lang hatte er sich nun schon nicht mehr mit Lin treffen können. Und seine eigene Frau brachte ihn immer mehr zur Raserei. Eigentlich war sie sehr hübsch, aber inzwischen wog sie genauso viel wie er selbst, nur dass sie zwei Köpfe kleiner als Herwig war. Abgesehen davon war jeder einzelne Muskel seines Körpers durchtrainiert.
    Er hatte vorgehabt, heute Abend mit einem Sparringspartner zu arbeiten. Aber irgendein besonderer Zug in seinem Gesicht hatte alle in Frage kommenden Partner bewogen, einen großen Bogen um ihn zu machen, was Herwig natürlich zusätzlich nervte.
    Er schlug wie ein Wilder drauflos.
    Es war nicht allein das Gewicht, was ihn an seiner Frau ärgerte. Da kam einiges zusammen. Sie war im Gegensatz zu ihm beruflich enorm erfolgreich. Sie betrieb eine kleine Naturheilpraxis un d lebte nach dem Motto: Du bist, was du isst. Die grandiosen Ausrutscher, die sie sich leistete, lagen im Bereich der Milka-Schokoladen. Herwigs Ausrutscher lagen mehr im Bereich von fremden Frauen.
    Schon gar kein Verständnis hatte Herwig für ihre um die Naturheilverfahren angelagerten Reinkarnations- und Rebirthing-Ideen. Er weigerte sich, über diesen esoterischen Quatsch auch nur kurz nachzudenken. Seine Frau dagegen stieg dort in immer höhere Sphären auf.
    Sie machte das Geld, während sein Geschäft mit Aluminium- und Plastikfensterrahmen eindeutig rückläufig war. Sie machte das Geld und ließ es ihn spüren. Und wenn sie dann im Kreise ihrer Schüler und Fans saß und sie alle ge meinsam auf Thorwald Dethlefsens ätherischen Spuren wandelten, dann war für Herwig die Atmosphäre arroganter Besserwisserei so dick, dass er seine Frau am liebsten alle aus dem Fenster geschmissen hätte.
    D er Satz: "Mein Mann ist noch nicht so weit", trieb ihm immer wieder das Blut in den Kopf und die Wut in den Bauch.
    " Warte nur", murmelte er in sich hinein, "wenn ich meinen finanziellen Kram geklärt habe, dann siehst du von mir nur noch einen Kondensstreifen."
    Herwig keuchte und schwitzte, schlug aber weiter unentwegt Geraden und Haken in den Trainingssack. Langsam begann er sich besser zu fühlen. Eines nach dem anderen dieser
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