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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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es die reinste Befriedigung, mitzuerleben, wie wohl sich die beiden in dem Haus fühlten, in dem Ripley und Zack aufgewachsen waren.
    Und im Laufe der vergangenen Monate, seit dem Sommer, als Nells Flucht vor der Angst schließlich auf der Insel geendet hatte, waren sie und Ripley richtige Freundinnen geworden. Es war wirklich eine Freude zu sehen, wie Nell seitdem aufgeblüht war und sich nicht mehr so leicht unterkriegen ließ.
    Aber abgesehen von all diesem gefühlsduseligen Kram, dachte Ripley, gibt es leider ein kleines Haar in der Suppe. Und dieses störende Haar hieß Ripley Karen Todd.
    Jungverheiratete sollten ihr Liebesnest nicht mit der Schwester des Ehemannes teilen müssen.
    Vor der Hochzeit hatte Ripley überhaupt keinen Gedanken an die Wohnsituation verschwendet, und selbst als die beiden für eine Woche auf die Bermudas geflogen waren und sie ihnen zum Abschied zugewinkt hatte, hatte sie das Problem noch nicht gesehen.
    Aber als Nell und Zack zurückgekommen waren, ganz strahlendes Flitterwöchnerglück, hatte Ripley schlagartig begriffen.
    Frischverheiratete brauchten ihre Ungestörtheit. Sie konnten wohl kaum heißen, spontanen Sex auf dem Wohnzimmerfußboden haben, wenn sie, Ripley, zu jeder Tages-oder Nachtzeit unvermutet ins Haus spazieren könnte. Nicht, dass einer von ihnen auch nur ein Wort darüber hätte verlauten lassen. Das würden sie auch niemals tun. Die beiden könnten sich die Brust mit »Wir sind unheimlich nette Leute«-Verdienstorden bepflastern. Und das, dachte Ripley, ist etwas, was ich mir wohl nie an mein Hemd stecken kann. Sie blieb stehen und benutzte die Felsnase am anderen Ende des Strandes als Stütze, als sie Dehnübungen machte und Waden, Achillessehnen und Quadrizeps streckte.
    Ihr Körper war so schmal und voller Spannkraft wie der eines jungen Tigers. Sie war stolz darauf, stolz auf die Kontrolle, die sie über ihren Körper hatte. Als sie sich tief hinunterbeugte, fiel die Skimütze, die sie aufgesetzt hatte, in den Sand, und ihr Haar von der Farbe dunklen Eichenholzes löste sich.
    Sie trug es lang, weil sie es auf diese Weise nicht regelmäßig stylen und nachschneiden lassen musste. Auch eine Form von Kontrolle, wenn auch anderer Art.
    Ihre Augen waren von einem klaren Flaschengrün. Wenn sie Lust dazu hatte, fuhrwerkte sie gelegentlich mit Mascara und Eyeliner herum. Nach eingehender Selbstprüfung war sie zu dem Schluss gekommen, dass diese Augen der attraktivste Teil eines Gesichts waren, das aus schlecht zusammenpassenden Zügen und kantigen Linien bestand.
    Sie hatte einen leichten Überbiss, weil sie sich immer dagegen gesträubt hatte, ihre Zahnklammer zu tragen, und die breite Stirn und die fast waagerechten dunklen Augenbrauen der Ripley’schen Seite der Familie.
    Keiner hätte ihr nachsagen können, dass sie hübsch war. »Hübsch« war ein zu mildes, schlaffes Wort – und es hätte sie auf jeden Fall beleidigt. Es war ihr lieber zu wissen, dass ihr Gesicht markant und sexy war. Die Art von Gesicht, die Männer anziehen konnte. Wenn sie in Stimmung für einen Mann war.
    Was ich jetzt schon seit ein paar Monaten nicht mehr gewesen bin, dachte sie versonnen.
    Schuld daran waren zum Teil die Hochzeitspläne, die Urlaubspläne und die Zeit gewesen, die sie damit verbracht hatte, Zack und Nell zu helfen, das juristische Durcheinander zu entwirren, damit sie heiraten konnten. Und zum Teil, das musste sie notgedrungen zugeben, waren es auch ihr Verdruss und ihr Unbehagen, die noch von Halloween zurückgeblieben waren, als sie Taschen in ihrem Inneren aufgerissen hatte, die sie Jahre zuvor bewusst zugenäht hatte.
    Was soll’s, es ging nun mal nicht anders, dachte sie jetzt. Sie hatte getan, was getan werden musste. Und sie hatte nicht die Absicht, das gleiche Theater noch einmal zu erleben. Ganz gleich, wie viele coole, süffisante Blicke Mia Devlin in ihre Richtung warf.
    Der Gedanke an Mia brachte Ripley wieder zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen zurück.
    Mia hatte ein leer stehendes Cottage. Nell hatte es damals gemietet und war dann wieder ausgezogen, als sie Zack geheiratet hatte. Ripley hasste zwar die Vorstellung, irgendetwas mit Mia zu tun zu haben, selbst wenn es um ganz reelle Geschäfte ging, aber das gelbe Cottage war die perfekte Lösung für ihr Problem. Es war klein, einsam gelegen, einfach.
    Es ist eine Lösung, die wirklich Hand und Fuß hat, entschied Ripley und stieg die ausgetretenen Holzstufen hoch, die steil vom Strand zum Haus
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