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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)
Autoren: Inez Corbi
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marschierte. Sie erkannte Bertholds einarmige Gestalt, der den Trupp anführte, und ihr Herz machte einen Sprung, als sie sah, dass sie Noah in ihrer Mitte hatten. Er trug Hemd und Hose aus hellem, nicht mehr ganz sauberem Leinen, und seine Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Als sein Blick sie traf, wurden ihre Knie weich.
    »Isabel!« Über Bertholds fülliges Gesicht ging ein Strahlen, während er auf sie zueilte. »O Isabel, ich freue mich ja so! Ich hatte zwar geschrieben, ich hole Sie in Simbang ab, aber so ist es natürlich noch viel besser!«
    Die Polizeisoldaten waren ein paar Schritte hinter Berthold stehen geblieben. Jetzt gab es einen kleinen Aufruhr, als sie Noah daran zu hindern versuchten, an ihnen vorbeizukommen.
    »Ich will nur mit ihr reden!«, hörte sie ihn sagen.
    Berthold drehte sich um. »Untersteh dich!«, herrschte er ihn an. »Du wirst dich von ihr fernhalten!« Er wandte sich an die Polizeisoldaten. »Bringt ihn aufs Schiff und lasst ihn –«
    »Warten Sie, Berthold«, unterbrach ihn Isabel. »Doktor Weinland sagte, Sie … man hätte den wahren Mörder von Herrn Konings gefunden?«
    »Was?« Berthold schob sich mit seiner verbliebenen Hand den Tropenhelm aus der Stirn und fuhr sich über das Gesicht. »Ach ja, das. Dieser Halunke Gründler hat es gestanden, kurz bevor er gestorben ist.«
    »Und was geschieht jetzt mit … mit Ihrem Gefangenen?«
    Bertholds Gesicht nahm wieder einen gönnerhaften Ausdruck an. »Das muss Sie nicht weiter beunruhigen, Isabel. Denn auch wenn sich herausgestellt hat, dass er nicht der Mörder war, so muss er sich auf jeden Fall noch wegen Ihrer Entführung verantworten. Wir bringen ihn nach Stephansort. Dort wird er dann vor Gericht gestellt.«
    Er nahm ihre Hand in seine. Er schien völlig vergessen zu haben, dass sie nicht alleine waren. »Und sobald wir beide in Stephansort angekommen sind, werden wir heiraten, nicht wahr, meine Liebste?« Er sprach weiter, ohne ihr Zeit zum Antworten zu lassen. »Dann wird alles gut. Ich passe schon auf Sie auf.«
    »Na, da kann sie sich aber glücklich schätzen, bei so einem Ehemann«, mischte Noah sich ein, ohne sich um die Polizeisoldaten zu kümmern. »Isabel, er hat mich gerade fast erschießen lassen!«
    Berthold runzelte unwillig die Stirn. »Hören Sie nicht auf ihn, Liebste, ich habe ihn nur ein bisschen erschreckt. Und nun kommen Sie. Henriette wartet sicher schon.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Isabel ließ sich widerstandslos mitziehen. Ihr war immer noch leicht schwindelig, und sie war froh über seinen Arm. Die Soldaten mit Noah in ihrer Mitte folgten ihnen, offenbar unschlüssig, was sie tun sollten. Berthold achtete nicht auf sie.
    Die Tür zu Bertholds Haus war geöffnet, und auf der Straße wartete eine Kutsche, hoch beladen mit Gepäckstücken und kleineren Umzugsgütern. Kiso und zwei andere eingeborene Helfer eilten hin und her, um weiteres Gepäck darauf zu verstauen.
    »Das ist zu viel, Henriette!«, rief Berthold. »Das können wir nicht auch noch mitnehmen!«
    »Natürlich können wir das.« Seine Schwester erschien in einem eleganten, blütenweißen Kleid auf der Schwelle. »Ich denke nicht daran, auch nur ein einziges meiner Kleider zurückzulassen. Wer weiß, wann wir wiederkommen. Guten Tag, Isabel.«
    Isabel nickte ihr zu. Henriette erstarrte kaum merklich, als sie Noah inmitten der Polizeisoldaten erblickte. Auch in Isabel verkrampfte sich etwas. Dann hatte Henriette sich wieder gefangen und tat so, als wären die Männer nicht vorhanden.
    Berthold hatte von alldem nichts mitbekommen. »Wo haben Sie Ihr Gepäck, Isabel? Oder muss das Schiff doch noch einen Umweg über Simbang machen?«
    Isabel löste sich von seinem Arm. Sie fühlte sich seltsam wattig im Kopf, und ihr Herzschlag ließ ihren Körper dermaßen vibrieren, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    »Ich komme nicht mit«, sagte sie leise.
    »Wie bitte?«
    »Ich komme nicht mit nach Stephansort«, wiederholte sie, nun schon etwas lauter.
    »Aber selbstverständlich werden Sie das. Ich kann schließlich nicht verantworten, dass meine Zukünftige in diesem Malarialoch bleibt!« Erst jetzt schien er die wartenden Soldaten zu bemerken und winkte ihnen hektisch mit der Hand. »Los, los, was macht ihr denn noch hier? Geht schon einmal vor und bringt ihn an Bord.«
    »Nein!« Isabel schüttelte den Kopf. »Warten Sie, bitte, Berthold … Sie … Es ist nicht nötig, ihn mitzunehmen.«
    »Aber
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