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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch
Autoren: Falko Löffler
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jedes Mal runterlatschen? Und wissen gar nicht, ob es da unten dann auch funktioniert?« Janka klang ehrlich empört.
    Krautmann wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und schaute verwirrt zu den Lehrern.
    »Das ist alles schon richtig so«, verkündete Frau Herzig. »Wir wussten, dass wir hier etwas abgeschieden sind, aber wir sind ja nicht aus der Welt. Es wird euch nicht schaden, ein paar Tage ohne Handy auszukommen. Und wir machen ja auch Ausflüge, da habt ihr dann Empfang.«
    Hier und da ächzte jemand in alles anderer als froher Erwartung.
    Der Hausmeister räusperte sich und nahm den Faden wieder auf. »Das Telefon hat einen Zähler und in der Schublade ist eine Telefonliste. Da tragt ihr euch mit Namen und Anzahl der Einheiten bitte ein und am Abreisetag rechne ich dann alles ab.«
    »Wie, keine Flatrate?«
    »JANKA!« Frau Herzigs Ausruf hatte eher belustigtes Kichern zur Folge, als dass die Ermahnung bei Janka Wirkung zeigte. »Gibt's sonst noch irgendwas zu beachten?«, fragte die Lehrerin den Hausmeister, offensichtlich bemüht, das Thema zu wechseln.
    Krautmann zuckte mit den Schultern. »Ist alles fertig in den Zimmern. In der Küche ist auch alles an. Wenn's Probleme gibt . . .«
    »Rufen wir an«, beendete Frau Herzig nickend den Satz. »Jedenfalls wenn es geht . . .«
    Der Hausmeister nickte zurück. »Komm, Susanne«, sagte er zu dem Mädchen und wollte sich in Bewegung setzen.
    »Lassen Sie Ihre Tochter doch da!«, rief Lucas hinter mir aus. »Die kann sicher ein bisschen Spaß vertragen. Da unten in Waldpopel ist doch nichts los. Sie kann auch zu mir aufs Zimmer.«
    Krautmann sah aus, als hörte er nicht richtig.
    Und Susanne lief rot an wie eine Tomate – gleichzeitig schien sie Mühe zu haben, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Susanne ist nicht meine Tochter«, sagte Krautmann. »Sie ist meine Nichte. Und du hältst dich von ihr fern.«
    »Sonst?«, fragte Lucas fröhlich.
    Krautmann schaute ihn düster an. »Los jetzt!«, zischte er zu Susanne und stampfte nach draußen. Susanne beeilte sich, ihm hinterherzukommen, aber ich sah noch, wie sie Lucas zulächelte.
    Passlewski trat einen Schritt vor. Ich war mir sicher, dass er Lucas' Auftritt nicht weiter kommentieren würde – und ich behielt recht: »Wir habenVierbettzimmer. Zwei Regeln sind zu beachten: Mädchen im ersten Stock, Jungen im zweiten.« Hier und da hörte ich leises Kichern – allen war klar, dass diese Regel nachts nicht lange gelten würde. »Und damit ihr euch alle besser kennenlernt, sollen bitte zwei Gymnasiasten und zwei Realschüler in ein Zimmer.« Aus dem Kichern wurde vielstimmiges Stöhnen. Kevin und ich warfen uns einen Seitenblick zu. Wir wussten, dass wir zumindest zusammen ein Zimmer belegen würden. Aber welche zwei Gymnasiasten wir abbekamen – das konnten wir nur dem Zufall überlassen, denn wir kannten ja keinen von denen. »Wir kontrollieren dann, ob ihr euch entsprechend auf die Räume verteilt, also versucht gar nicht erst, zu viert ein Zimmer zu belegen.« Er nickte. »Das war's erst mal.«
    Alle sprangen auf. Das Wettrennen um die besten Plätze hatte begonnen.

Der Neue
    Ich hocke in der Pausenhalle und warte, bis Passlewski kommt. Bei meiner neuen Klasse im Flur will ich nicht warten – ich kenne ja noch niemanden. Als Passlewski die Tür des Klassenzimmers aufschließt, nehme ich meine Tasche und folge ihm.
    Einige streifen mich mit abschätzigen Blicken.
    »Ah, Samuel!«, ruft Passlewski aus.
    Ich bin kurz davor, ihm spaßeshalber zu sagen, dass ich eigentlich Samson heiße.
    Er winkt mich zu sich. Während die anderen sich auf ihre Plätze verteilen, muss ich nach vorne zum Pult.
    »Ihr habt ja schon mitbekommen, dass ihr ab heute einen neuen Klassenkameraden habt. Vielleicht kannst du dich selbst kurz vorstellen.« Er stellt seine Tasche auf den Tisch und beginnt sie auszupacken, als ginge ihn das alles gar nichts weiter an.
    Ich schaue zur Klasse und habe das Gefühl, von hundert Augenpaaren angestarrt zu werden. Ein Räuspern ist das Einzige, was ich rausbekomme. Das erste Kichern ist sicher nur noch ein paar Sekunden entfernt. »Also . . . ich bin Samuel«, sage ich schnell. »Ich, also, meine Eltern, wir sind gerade hergezogen, ins Nordend. Mein Vater arbeitet hier und ist schon die ganze Zeit hergependelt, aber jetzt muss er in Außendienst, also von hier aus, da sind wir halt hergezogen.« Ich atme durch und versuche zu überschlagen, wie oft ich › also ‹ gesagt habe – und
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