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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung
Autoren: Nicole Alexander
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Traktoren standen. Sie schwenkte um die restlichen Bäume ihres Obstgartens herum und bremste in einer Staubwolke vor dem Wohnhaus. Lächelnd blickte sie auf Bullet, der bereits durch die offene Hintertür lief. Er blieb stehen und drehte sich nach ihr um.
    Â» Ich komme.«
    Bullet spitzte die Ohren und sprang ins Haus.

Frühling 1908
    West Wangallon
    Hamish Gordon, untadelig gekleidet mit einem dunklen Anzug, passender Weste und Binder, trabte mit seinem schwarzen Hengst an der leeren Bewässerungsrinne entlang. Er ritt nach Westen, über Land, das er vor fast fünfzig Jahren begonnen hatte anzuhäufen, und der Anblick der schwarzen Scholle unter den Hufen seines Pferdes ließ ihn seine Rückenschmerzen vergessen. Durch das Laub der Bäume drangen die Sonnenstrahlen nur gedämpft auf den Weg, und Tautropfen glitzerten auf den feinen Spinnennetzen zwischen den einzelnen Grasbüscheln. Eine leichte Brise säuselte durch die Bäume, und er spürte den Atem des Lebens auf seinem Gesicht.
    Hamish zügelte den Hengst und blickte über sein Land. Früher hätte er nicht geglaubt, dass ihm Wangallon einmal so viel bedeuten würde. Sein Sohn Angus war jetzt acht, und nachdem er die verschiedensten Kinderkrankheiten gut überstanden hatte, war Hamish nun fest davon überzeugt, dass er endlich einen würdigen Nachfolger hatte. Wenn die Zeit gekommen war, was ja wohl irgendwann der Fall sein würde, auch wenn er wie ein Löwe gegen den Tod kämpfen wollte, dann würde Angus den Platz seines Vaters einnehmen. Zwar musste der Junge noch viel lernen, aber Hamish wusste, dass aus ihm etwas werden würde.
    Der Hengst zuckte zusammen, als sich im Gras etwas bewegte. Er war neu im Stall, stieg bei der leisesten Bewegung und musste erst noch an Sattel und Zaumzeug gewöhnt werden. Hamish war entschlossen, dem Tier ein gewisses Maß an Respekt beizubringen, denn er hatte vor, Angus das Pferd zu Weihnachten zu schenken, und bis dahin sollte es alle Attribute eines hervorragend domestizierten Tieres vorzuweisen haben. Wenn nicht, würde er ihn kastrieren lassen. Das Pferd suchte sich seinen Weg durch das dichte Eukalyptuswäldchen. Hamish fiel auf, dass in diesem Bereich wenig Gras wuchs, und machte sich in Gedanken eine Notiz, hier Bäume fällen zu lassen. Sie konnten das Holz für einen geplanten Trennzaun benutzen, während sie gleichzeitig die Weidefläche für den Viehbestand erweiterten.
    Â» Wir nehmen dieses Holz für den Zaun«, rief er über die Schulter Wangallons erstem Vorarbeiter, Boxer, zu.
    Boxer hatte das Gewehr über die Oberschenkel gelegt. Die Schöße seiner hellen Jacke schlugen gegen den Rücken seiner Stute. » In Ordnung, Boss.« Er spuckte Kautabak aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, aber der dunkle Saft lief ihm trotzdem übers Kinn.
    Hamish ließ die Schultern sinken, um dem klebrigen Netz einer Buschspinne auszuweichen. Hastig krabbelte der dicke Körper zur Seite in Erwartung der Beute, aber leider geschah nichts. In der Ferne hörte man Ochsen brüllen und Peitschen knallen. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Aus dem Dunst am Horizont tauchten Reiter auf. Hamish und Boxer ritten nebeneinander am Kanal entlang; einem Seitenarm des Hauptkanals, der von Osten nach Westen verlief und etwa zehn Kilometer weiter auf einen anderen Nebenarm stieß, sodass zwei Weiden bewässert werden konnten.
    Das Ochsengespann zog einen hölzernen Pflug den für den Kanal vorgesehenen Weg entlang; dahinter fing eine hölzerne Schaufel, ebenfalls von Ochsen gezogen, die aufgeworfene Erde auf. Hamish und Boxer ritten an den Gespannen vorbei. Es würde noch eine Weile dauern, bis der Graben tief genug war. Ein Stück weiter standen Männer auf der vorgesehenen Strecke, die Gesichter gerötet vor Anstrengung. Rhythmisch schwangen sie die Äxte und Schaufeln, um die zahlreichen Baumstämme und Äste zu entfernen, die den Geräten im Weg lagen. In der Nähe brannte ein Lagerfeuer, und Rauch stieg in die kalte Luft. Es roch nach Essen.
    Boxer ritt zum Vorarbeiter und gab barsch Befehl, die Werkzeuge wegzulegen. Langsam drehten sich die Männer um und gingen weiter. Sie waren extra zum Ausheben der Gräben eingestellt worden, und Hamish stellte fest, dass alle Altersgruppen vertreten waren. Jasperson, Wangallons Aufseher, hatte einen elenden Haufen versammelt. Einer trug eine fleckige
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