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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung
Autoren: Nicole Alexander
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markierte auch den ursprünglichen Eingang zu Wangallon Station. Lange bevor amtliche Straßen und Kraftfahrzeuge die Wege bestimmten, die der Mensch nehmen musste, waren Pferde und Kutschen hier über den Besitz geholpert, durch den Bach direkt in den Ort Wangallon hinein.
    Sarah fuhr weiter. Bald begannen sich die hohen Pinien zu lichten, die Luft war nicht mehr so kühl, und nach und nach weitete sich der Blick auf offenes Land. Sarah wandte sich vom Bach ab und fuhr durch ein Gewirr dicht wachsender Akazien und Kasuarinen, deren dünne Äste ihr ins Gesicht schlugen.
    Hier begann das Sumpfland, wo eine große, eingezäunte Weide in einer Ecke vom Wangallon River durchtrennt wurde. Hier und dort standen ein paar Bäume, und der Boden war holperig und uneben. Ein Graben verlief durch die Weide, und Stumpen von Sandelholz ragten aus dem Boden. Sarah hielt an und stieg ab.
    Jahre waren vergangen, seit sie in diesem Gebiet alleine gewesen war. Immer noch konnte sie es kaum glauben, dass ihr geliebter Bruder hier vor über sieben Jahren in ihren Armen gestorben war. Sarah kniete sich hin und berührte den Boden. Sie ließ die Erde durch die Finger rinnen.
    Und dann stand ihr auf einmal der Unfall wieder deutlich vor Augen. Sein Knöchel, der sich im Steigbügel verfangen hatte, wie er panisch mit den Armen gerudert hatte, und dann das schreckliche Geräusch, als er mit dem Kopf gegen den umgestürzten Baumstamm geschlagen war und der Sandelholz-Stumpf sich ihm in den Magen gebohrt hatte. Sarah wischte sich die Tränen von den Wangen, ihr Atem kam keuchend und stoßweise. Als sie die Augen schloss, hörte sie seine letzten Atemzüge, wie ein Windhauch, der durch die Gräser strich.
    Anthony kam ihr etwa einen Kilometer vor dem Farmhaus entgegen. Daran, dass sie kaum einen Schatten warf, sah Sarah, dass sie spät dran war. Er kam näher, wie damals, als er nach Cameron und ihr gesucht hatte. Der Druck auf ihrer Brust ließ nach, als sie ihn sah. Der weiße Landcruiser hielt neben ihrem Quad, und Sarah beugte sich zu Anthony, um ihm einen Kuss zu geben. Mit dem Zeigefinger fuhr sie über die sichelförmige Narbe auf seiner Wange, die wie ein Fragezeichen auslief. Manchmal kamen ihr die acht Jahre seit seiner Ankunft auf Wangallon so vor, als sei es erst gestern gewesen.
    Â» Du bist spät«, beschwerte Anthony sich.
    Sarah setzte sich aufrecht hin. Na, das ist ja ein freundlicher Empfang.
    Â» Ich habe mir Sorgen gemacht. Was soll das, dass du so weit herumfährst?«
    Â» Er hat heute Geburtstag.«
    Â» Oh.« Mit jedem Jahr verblasste für Anthony die Erinnerung an Cameron mehr. Er nickte verständnisvoll. » Hast du den Zaun geflickt?« Er wies mit dem Kinn auf die Milchkanne. » Das brauchst du nicht, das weißt du doch, Sarah.«
    Wenn sie tröstende Worte erwartet hatte, so war Anthony dafür nicht der Richtige. Er ging selten über das Notwendige hinaus. Sarah rang sich ein Lächeln ab. » Ich bin durchaus in der Lage, ein paar Drähte zu reparieren.«
    Â» Ich will nicht, dass du dich verletzt«, erwiderte Anthony leicht verärgert. » Und was denkst du dir dabei, einfach wegzufahren und mir nicht Bescheid zu sagen, wohin du fährst und wie lange du wegbleibst?«
    Â» Entschuldigung.«
    Er kratzte sich die Stirn und schob dabei seinen Hut in den Nacken. » Na ja, es ist ja nichts passiert. Lass uns nach Hause fahren und Kaffee trinken.«
    Â» Einfachen Milchkaffee? Latte? Espresso?«
    Anthony verdrehte die Augen. » Wie wäre es mit Nescafé ® ?«
    Bullet bellte.
    Â» Klingt gut.« Sarah drückte sich den Hut in die Stirn und fuhr die Piste entlang. Bullet drückte sich fest an sie. Sie fuhr langsamer, als sie an ein paar Hereford-Kühen vorbeikam, die nahe an der Straße grasten. » Hallo, Mädels!«, rief sie ihnen zu. Bullet winselte und bellte einmal, als sie über eine der zahlreichen offenen Wasserrinnen fuhren, mit denen das Land bewässert wurde. Sie waren für die Versorgung der Herden unerlässlich, und Sarah staunte immer wieder über die aufwendige Konstruktion, die unter der Aufsicht ihres Urgroßvaters Hamish vor fast einem Jahrhundert angelegt worden war. Erneut beschleunigte sie und raste durch das Tor der Farm, vorbei an dem massiven eisernen Arbeitsschuppen und dem Maschinenschuppen, in dem vier Quads, drei Motorräder, Landcruiser und
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