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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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ihr, wer der Tote ist?«
    Kurzes Zögern.
    »Ja, aber er ist noch nicht offiziell identifiziert worden. Du verstehst sicher, dass wir den Namen nicht nennen können. Seine Angehörigen sind noch nicht informiert.«
    Knutas keuchte in den Hörer. Johan hörte, wie er sich beim Sprechen vorbeugte.
    »Wie alt ist er?«
    »Mittleren Alters, so viel kann ich sagen. Du, ich muss jetzt aufhören. Wir geben nachher eine Pressemitteilung heraus. Hier sind viele neugierige Journalisten.«
    »Wann weißt du mehr?«
    »Ich nehme an, dass wir frühestens gegen Mittag eine vorläufige Antwort haben können.«
    »Dann melde ich mich wieder.«
    »Tu das.«
    Johan zog eine Grimasse, als er auflegte. Es war ungeheuer frustrierend, nicht entscheiden zu können, ob der Fall die Reise wert war, und außerdem daran erinnert zu werden, wie weit er ins Hintertreffen geraten würde, wenn es sich wirklich um Mord handelte. Dann würden seine Kollegen auf Gotland natürlich einen riesigen Vorsprung haben.
    Seit Jahren setzte er sich dafür ein, auf Gotland einen festen Reporterdienst einzurichten, bisher war er aber nicht weiter gekommen. Er fand es unglaublich, dass die Chefs nicht einsehen konnten, dass ein festes Reportageteam gebraucht wurde. Die Insel war relativ groß. Die Einwohnerzahl näherte sich den sechzigtausend. Zugleich entwickelte die Insel sich, die Hochschule blühte ebenso wie das Kunst- und Kulturleben. Gotland war nicht nur ein Ort, der im Sommer auflebte, wenn hunderttausende von Touristen auf die Insel drängten.
     
    Einige Minuten später tauchte das TT-Telegramm auf dem Bildschirm auf.
     
    TT (Stockholm)
     
    Ein Mann wurde am Sonntagmorgen um kurz vor
sieben auf Gotland tot aufgefunden. Der Mann hing in
der Dalmansport in der Visbyer Stadtmauer.
    Seine Identität konnte noch nicht festgestellt werden. Die Polizei schließt ein Verbrechen nicht aus.
     
    Sicherheitshalber buchte Johan einen Platz im nächsten Flug nach Visby. Jetzt musste er schnell handeln. Wenn es sich wirklich um Mord handelte, musste er sofort losfahren. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen, das Adrenalin übernahm die Regie, wenn so etwas passierte. Wenn es Mord wäre, würden alle schwedischen Fernsehnachrichten darüber berichten, davon war er überzeugt. Eine in Visbys idyllischer Stadtmauer aufgehängte Leiche. Oh verdammt.
    Sollte der Mann im Stadttor ermordet worden sein, würde er früher als geplant nach Gotland fahren und Emma und Elin wiedersehen. Insgeheim hoffte er darauf.
    Schon bald kam der Redakteur der landesweiten Nachrichten hereingestürzt und wollte wissen, was die Regionalnachrichten zu tun gedächten.
    Johan konnte nicht antworten, denn nun klingelte das Telefon wieder.
    Es war Pia Lilja.
    »Ich bin fast sicher, dass es Mord ist, Johan. Also mach dich lieber gleich auf den Weg.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Herrgott, ich seh doch, wie es hier aussieht. Er hängt in einer Schlinge an einer Art Gitter oben im Tor – und die Dalmansport ist verdammt hoch. Die Öffnung allein ist mindestens fünf Meter breit. Es ist unmöglich, allein da hochzuklettern. Außerdem hat die Polizei einen weiten Bereich abgesperrt. Das tun sie doch nicht, wenn kein Verbrechen vorliegt?«
    »Okay«, sagte er aufgeregt. »Was hast du für Material? Hast du schon jemanden interviewt?«
    »Nein, die Polizei sagt kein Wort. Zu niemandem, wenn das ein Trost ist. Aber ich habe gute Bilder machen können. Ich war auf der anderen Seite der Mauer, ehe da abgesperrt wurde, und habe den Leichnam in einem sauguten Winkel aufgenommen, ehe sie ihn runtergeholt haben. Ganz schön makaberer Anblick. Ich glaube, außer uns hat den niemand.«
    »Ja, dann ist die Sache ja wohl klar. Bis nachher.«

DIE MINUTEN KROCHEN DAHIN. Die Fähre war eigentlich immer pünktlich, aber genau an diesem Morgen verspätete sie sich natürlich. Er rutschte in seinem Sessel im stillen Salon auf dem Vorderdeck hin und her. Es waren nur wenige Fahrgäste an Bord. Weiter vorn saß ein älteres Paar, das bereits den mitgebrachten Proviant ausbreitete, Kaffee aus der Thermosflasche und Brote, die sie verzehrten, während sie Kreuzworträtsel lösten. Ein Mann in seinem Alter döste unter einer Jacke in einer Stuhlreihe hinter ihm.
    Als die Fähre endlich ablegte, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Für kurze Zeit war er davon überzeugt gewesen, dass die Polizei plötzlich in den Salon der Fähre stürzen und ihn festnehmen würde. Langsam erlaubte er es sich, sich zu
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