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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten
Autoren: Fler
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perfekten Zähne. »Kein Problem«, antwortete ich. Und dann begann sie mir ihre Fragen zu stellen, von denen ich
    nicht eine einzige wirklich mitbekam. Ich war die ganze Zeit über nur von ihrem A nblick fasziniert. Nachdem sie mit ihren Fragen fertig war,
    sagte ich: »Bleibt doch noch etwas. Ihr könnt die Show hier vom Backstage aus verfolgen.« Ich musste mich für die Bühne fertig machen und
    verschwand im Nebenzimmer, wo ich mir ein neues Shirt anzog und noch mal die Setliste für den Gig durchging. Dann nahm ich mir das
    Mikrofon und startete die Show. Ich rappte meine Songs, und die Fans waren richtig gut drauf. Sie kannten alle Texte und grölten lauthals
    mit, was mich wie immer total kickte. A us dem A ugenwinkel sah ich dazu noch Sabrina am Bühnenrand stehen. Sie lächelte mir zu, und
    zwischen zwei Liedern, als ich gerade einen Schluck Wasser trank, warf ich ihr einen Blick zu und dachte: »Nach der Show mache ich dich
    klar.«
    A ls das Konzert zwei Stunden später zu Ende war, lief ich sofort zurück in meine Garderobe. Völlig verschwitzt kam ich rein und sah Sabrina
    und ihre Freundin strahlend auf dem Sofa sitzen. Sie nippten an ihren Cola-Gläsern und gratulierten mir. »Hey, echt cooler A uftritt.« Weil ich
    mich so schwitzig nicht neben sie setzen wollte, griff ich nach einem Handtuch und rannte Richtung Badezimmer. »Ich geh eben duschen und
    bin gleich wieder zurück.« Ich war ziemlich hektisch, wollte mich so schnell wie möglich frisch machen. Dann ging ich zurück und setzte mich
    direkt neben sie auf das Sofa. Wir quatschten eine gefühlte Ewigkeit, und der restliche Backstage-Bereich verschwand dabei vollkommen aus
    meiner Wahrnehmung. Mit jedem Wort, das sie sagte, fand ich sie noch cooler. Ich merkte, dass sie nicht nur unglaublich schön war, sondern
    auch noch schlau. Sie war ein bisschen länger zur Schule gegangen als ich, schien aber zu verstehen, wo ich herkam. »Ich bin noch ein paar
    Tage in der Stadt. Wenn du magst, gib mir doch deine Nummer – dann treffen wir uns«, sagte ich. »Ja, klar«, antwortete sie sofort. Ich nahm
    mein Handy, sie diktierte mir ihre Nummer, und ich speicherte sie ab.
    Schon am nächsten Tag rief ich sie an. Wir verabredeten uns in einem Café in Köln zum Kaffeetrinken. Ich bestellte einen Espresso, sie eine
    Latte Macchiato. Die Getränke kamen, mein Herz klopfte, und wir redeten. Ich verlor jedes Gefühl für die Zeit. Wir saßen vielleicht eine halbe
    Stunde, vielleicht aber auch schon seit zwei Stunden in dem Café. Ich konnte mich super mit ihr unterhalten, besonders über unsere vielen
    Gemeinsamkeiten: Wir mochten beide Klamotten, Hip-Hop- und R&B-Musik, gutes Essen. Ihre Familienverhältnisse waren wie meine ein
    bisschen verrückt. Und vor allen Dingen: Wir teilten die Liebe zu A merika. Gleich bei diesem ersten Treffen malten wir uns aus, wie wir
    irgendwann mal zusammen in den USA landen würden.
    Trotzdem sah ich in Sabrina nicht sofort meine große Liebe. Ich hatte gewissermaßen einen Schutzwall um mein Herz errichtet. Ich war mir
    einfach nicht mehr sicher, was die Ehrlichkeit der Mädchen anging. Nach meinen Erfahrungen war ich immer misstrauisch, ob sie sich am
    Ende nicht nur mit mir treffen wollten, weil ich in der Öffentlichkeit stand. Das beste Beispiel war ja meine letzte Freundin Marleen gewesen,
    deren Maske am Ende gefallen war und ihr wahres Gesicht zum Vorschein gebracht hatte. Bei Sabrina wünschte ich mir, dass alles anders
    werden würde, und ich hatte im Grunde auch sofort ein gutes Gefühl. A ber ich konnte einfach nicht glauben, dass jemand wirklich so
    liebenswert sein konnte, wie sie im ersten Moment schon rüberkam.
    Nach unserem gelungenen Kaffeetrinken in Köln telefonierten wir fast jeden Tag. Und das stundenlang. Uns ging der Gesprächsstoff einfach
    nicht aus. Sabrina verstand mich. Mehr sogar: Diese Frau gab mir Kraft, unterstützte mich bedingungslos in allem, was ich tat, und spendete
    mir Mut für meinen neuen Weg als Krieger auf dem Solopfad. Ein paar Wochen später kam sie mich in Berlin besuchen und traf dort auch
    einige Freunde und Bekannte von mir. Und die waren sofort total begeistert von ihr. Sie bestätigten alle meinen Eindruck und flüsterten mir
    ungefragt zu: »Deine Freundin ist eine unglaublich liebe Person.« »Sie ist so höflich und sympathisch.« »Sie kann so gut mit Menschen
    umgehen.« Mein Misstrauen begann zu bröckeln. Wenn Sabrina auf alle anderen dieselbe Wirkung hatte,
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