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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten
Autoren: Fler
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wäre mir nur wieder der Neid auf diesen heißen Schlitten ins Gesicht
    geschlagen, aber hier freute man sich für den anderen. Das fand ich echt cool!
    Eines A bends verfolgte uns die Polizei mit Blaulicht und den typischen Sirenen, die man sonst nur aus A mi-Filmen kennt. Wir hielten an. Ich
    kurbelte das Fenster runter, und einer der Cops ging auf uns zu. »Was macht ihr in dieser Gegend?«, wollte er wissen. »Das ist hier nichts für
    Touristen.« Ich machte ihm klar, dass wir im Viertel ein paar Leute kannten und deshalb auf der sicheren Seite waren. Der Cop nickte und
    wünschte uns noch eine gute Zeit. »Take care«, sagte er zum A bschied.
    Wir fuhren von einem geilen Laden zum nächsten, um uns mit Klamotten einzudecken. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Kohle ich in den
    zwei Wochen loswurde, jedenfalls bekam ich alles, was ich nur wollte. Die irrsten Schuhe, die coolsten Jacken und die schönsten Shirts. Ich
    deckte mich ein mit genau den Klamotten, die auch die US-Rap-Stars in ihren Clips trugen, und so hatte ich natürlich gleich das passende
    Outfit für meinen Videodreh zusammen. »Nie an mich geglaubt« hieß der Song. Es war einfach nur krass, an so geilen Locations zu drehen.
    Die Tage vergingen wie im Traum, und gleichzeitig hatte ich das vollkommen reale Gefühl, aufgewacht und endlich zu Hause angekommen zu
    sein. A m liebsten wäre ich nie mehr nach Deutschland zurückgekehrt.
    NYC war für mich ein Mix aus Freiheit, Glück und absoluter Zufriedenheit. A ngst spürte ich keine. Hier konnte ich so viel erleben und
    unendlich vielen Leuten begegnen, und trotzdem war ich immer ich selbst. Niemand interessierte sich dafür, wer ich war oder was ich tat.
    A lles, was ich mir in meiner Fantasie von New York versprochen hatte, war tatsächlich wahr geworden. Den »Gefällt mir«-Button hätte ich hier
    den ganzen Tag drücken können. Die Reise wäre also perfekt gewesen – hätte mir nicht eine Sache zum Glück gefehlt: meine Freundin
    Sabrina. Sie saß zu Hause in Köln und wartete auf mich. Regelmäßig landeten ihre Nachrichten auf meinem Handy, und über jeden
    Buchstaben, den sie mir aus Deutschland nach New York schickte, freute ich mich. Ich vermisste sie. Es war kaum auszuhalten, dass ich diese
    ganzen göttlichen Eindrücke von der Stadt nicht sofort mit ihr teilen konnte. Sabrina und ich gehörten zusammen.
    Und so freute ich mich dann auch, als es schließlich an den Heimflug ging. Ich stand am Flughafen JFK mit meinem prall gefüllten Koffer und
    checkte mich für den Rückflug nach Berlin-Tegel ein. Die Frau am Schalter zwinkerte mir zu und sagte: »Until next time, Sir!«
    Ich beschloss, dass ich tatsächlich wiederkommen würde. Mit Sabrina. Vielleicht ja für immer …
    Epilog
    Nun habe ich euch mein Herz geöffnet. Das ist sie also, meine ganz persönliche Geschichte. Ich habe einiges durchgemacht, bin durch viele
    Höhen und Tiefen gegangen. Und wenn ich mir das Buch jetzt durchlese, wird mir ganz schwindelig. Ich wundere mich selbst immer noch
    darüber, was man in 28 Jahren für Scheiße erleben kann.
    Trotzdem bin ich heute dankbar für jede Erfahrung: das Getto, die Klapse, das Heim. A ll das hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Ich
    komme nun mal vom Bus ganz hinten.
    Es gab Zeiten, in denen es mir wirklich schlechtging. Ein paarmal war ich kurz davor, mir das Leben zu nehmen, weil ich nicht mehr
    weiterwusste. A ber ganz so einfach wollte ich es mir dann doch nicht machen.
    Und ich bereue es nicht – denn es hat sich gelohnt weiterzukämpfen: Mein Traum hat sich erfüllt. Ich habe Dinge erleben dürfen, von denen
    viele Jugendliche da draußen wahrscheinlich träumen. Ich bin heute ein Rapper. Was das für mich bedeutet? Für mich hat Hip-Hop, egal, ob
    Graffiti oder Rappen, vor allem immer eines bedeutet: A nerkennung. Wenn du zu Hause, auf der Straße oder in der Schule ständig von allen
    zu hören bekommst, dass du ein Niemand bist, dann glaubst du das irgendwann auch selbst. Du fängst an, Tag und Nacht dafür zu arbeiten,
    dass dein Umfeld endlich bemerkt, dass du doch etwas wert bist. Ich wollte allen beweisen, dass etwas in mir steckt, und das habe ich heute
    geschafft. Schaut euch an, was aus mir geworden ist. Ich habe mich selbst – ganz allein – aus der Scheiße gezogen. Und damit will ich euch
    allen Mut machen. Jeder kann es schaffen, das Beste aus seinem Leben herauszuholen, wenn er nur an sich glaubt und hart dafür arbeitet.
    Es gibt viele, die
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