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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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zwingen. Es war vergebens. Tausend Fragen und Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum.
    Warum war ihr zukünftiger Bräutigam auf die Jagd gegangen, obwohl er gewusst hatte, dass sie und ihre Familie eintreffen würden? Er musste den Tag ihrer Ankunft gekannt haben, da er ihm von seinem König mitgeteilt worden war.
    Er war noch immer nicht zur Burg zurückgekehrt und hatte sogar das abendliche Festmahl verpasst.
    War das seine Art zu zeigen, wie unglücklich er war, eine Engländerin heiraten zu müssen? War diese Missachtung nicht ein Schlag ins Gesicht ihres Stiefvaters? Es war kein Geheimnis, wie sehr der Laird der Sinclairs die Engländer verabscheute. Aber er hatte der Heirat und allen damit verbundenen Vereinbarungen zugestimmt.
    Vereinbarungen, die alle Müdigkeit aus Abigail vertrieben hatten. War sie bisher schon von so vielen Befürchtungen geplagt worden, so war zu diesen nun noch eine große Sorge hinzugekommen. Der König des Lairds hatte verlangt, dass die Ehe vollzogen wurde, ehe sie die Lowlands hinter sich ließen. Abigail hatte keine Ahnung, warum Schottlands Souverän so etwas verlangte, aber die Aussicht auf den raschen Vollzug der Ehe bereitete ihr zusätzliches Unbehagen. Dabei war die Situation, in der sie sich befand, schon beängstigend genug.
    Und keine dieser Ängste war ihr bisher genommen worden. Es war ihr noch nicht einmal erlaubt gewesen, ihren Bräutigam aus der Ferne zu sehen.
    Und wenn sie ihm endlich in die Augen sehen durfte? Würde sie dann Grausamkeit darin entdecken? Einen Zorn, der dem ihrer Mutter glich? Würde er ihr Gebrechen bemerken, selbst wenn sie sich die größte Mühe gab, es vor ihm zu verbergen?
    Das Festmahl an diesem Abend war eine kaum zu bewältigende Prüfung für sie gewesen, schlimmer als alles andere, was sie seit dem Verlust ihres Gehörs hatte ertragen müssen. Es war schon schwer genug, einem Gespräch zu folgen, das von mehreren Leuten geführt wurde; und die ungewohnte Umgebung hatte es noch schwieriger gemacht. Doch sie hatte unerwartet Unterstützung bekommen: Sir Reuben hatte sich sehr bemüht, Abigail zu helfen, damit sie den Gesprächen folgen konnte, die sich um sie herum entspannen.
    Niemand vom Clan der MacDonalds hatte sie direkt angesprochen. Vermutlich weil sie dem Anführer der Sinclairs so ihren Respekt erwiesen.
    Und trotzdem waren Abigail, auch wenn sie an keinem der Gespräche direkt teilgenommen hatte, einige Fehler unterlaufen, weil sie es nicht bemerkt hatte, wenn das Wort an sie gerichtet worden war.
    Der alte Kämpe, der als Gastgeber fungierte, solange der Laird abwesend war, hatte angenommen, Abigails mangelhaftes Gälisch sei der Grund dafür gewesen. Dabei sprach und verstand sie das Gälische inzwischen recht gut. Aber für den Moment kam ihr diese Erklärung sehr gelegen. Doch wie lange würde sie taugen, die Tatsache zu verschleiern, dass sie es nicht hören konnte, wann jemand sie ansprach?
    Und wie würde Talorc, der Laird der Sinclairs, reagieren, wenn er davon erfuhr?
    Emily hatte bereits in ihrem allerersten Brief deutlich gemacht, dass Talorc und sie nicht zusammenpassten. Sie hatte Abigail berichtet, dass der Mann die Engländer hasse. Und unter keinen Umständen habe er eine Sassenach heiraten wollen. Er musste jetzt doch vor Wut kochen, weil sein König ihm erneut befohlen hatte, eine Engländerin zu heiraten.
    Sprach das für Abigail oder nicht? Würde sie wie ihre jüngere Schwester Jolenta den mächtigen Anführer eines Schottenclans zum Mann haben wollen, würde das Wissen, dass Talorc alles Englische verabscheute, eine solche Hoffnung zerstören. Aber Abigail hatte schon früh alle Hoffnung auf eine eigene Familie aufgegeben, nachdem ihre eigene Mutter sie wegen ihres Gebrechens zurückgewiesen hatte. Und kein Mann, egal ob schottischer Barbar oder englischer Ritter, würde eine Frau wollen, die mit Taubheit geschlagen war.
    Die Möglichkeit, dass Talorcs Abscheu für die Engländer – und demzufolge sein Wunsch, die Sassenach wieder loszuwerden – groß genug war, war ihre einzige, wenn auch schwache Hoffnung. Vielleicht sah er in ihrem Betrug eher ein Geschenk als eine Beleidigung, für die er ihrem Vater den Krieg erklären würde.
    Sir Reuben indes schien sich nicht darum zu sorgen, dass der Laird der Sinclairs ihm wegen dieser Sache den Krieg erklären könnte. Nach allem, was Emily in ihren Briefen über den Stolz der Highlander im Allgemeinen und Talorcs Stolz im Besonderen geschrieben hatte, bestanden
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