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Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Titel: Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
Autoren: Karen Marie Moning
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zurückgrinste.
    »Was ist es?«, hakte ich argwöhnisch nach.
    Der Dunkelhaarige bewegte seine Arme wie Flügel und zwinkerte mir zu. »Mann, das ist eine winzige Fee, Mädchen.«
    Eine winzige Fee. Na, großartig. Damit hatte ich mich als alberne Touristin geoutet. Ich bezahlte den Kaffee, nahm den dampfenden Becher und ging mit glühenden Wangen zurück zu meinem Tisch.
    Die verrückte Alte, dachte ich ärgerlich und beendete meine Internet-Sitzung. Sollte mir dieses Weib noch einmal unter die Augen treten, würde sie was zu hören bekommen.
    Der Nebel war schuld daran, dass ich mich verlief.
    An einem sonnigen Tag hätte ich mich zurechtgefunden. Aber Nebel verwandelte selbst die vertrauteste Umgebung in etwas Unbekanntes, Düsteres, und diese Stadt war mir ohnehin schon so fremd, dass sie rasch unheimliche Züge annahm.
    In einer Minute war ich überzeugt, direkt auf das Clarin House zuzusteuern, und achtete kaum auf den Weg, in der nächsten befand ich mich in einer Menschenmenge auf einem Boulevard, den ich nie zuvor gesehen hatte. Und plötzlich war ich nur noch eine von drei Personen in einer gruselig ruhigen, in Nebelschwaden gehüllten Straße. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich vielleicht meilenweit gelaufen war.
    Mir kam eine Idee, die ich für blendend hielt. Ich wollte einfach einem Fußgänger folgen und sicherlich würde er mich in die Innenstadt zurückführen.
    Nachdem ich mir die Jacke zugeknöpft hatte, um mich vor dem Nieselregen zu schützen, fasste ich eine Frau um die fünfzig in einem beigefarbenen Regenmantel mit blauem Schal ins Auge und ging ihr nach. Bei dem starken Nebel musste ich ihr ziemlich dicht auf den Fersen bleiben.
    Nach etwa zwei Blocks drückte die Frau ihre Handtasche fest an sich und blickte nervös über die Schulter. Ich brauchte einige Minuten, um mir bewusst zu werden, was ihr solche Angst einjagte – ich. Zu spät fiel mir wieder ein, was ich in dem Reiseführer über die Verbrechensrate in der Innenstadt gelesen hatte. Unschuldig aussehende Jugendliche beiderlei Geschlechts waren hauptsächlich verantwortlich dafür.
    Ich versuchte, sie zu beruhigen. »Ich hab mich verlaufen«, rief ich. »Ich versuche nur, mein Hotel wiederzufinden. Bitte, können Sie mir helfen?«
    »Hören Sie auf, mir zu folgen! Bleiben Sie weg«, schrie sie und beschleunigte mit wehendem Mantel ihre Schritte.
    »Gut, ich halte mich zurück.« Ich blieb auf der Stelle stehen. Auf keinen Fall wollte ich sie verscheuchen; von den anderen Fußgängern war nichts mehr zu sehen – ich brauchte diese Frau. Der Nebel wurde mit jeder Minute dichter und ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich war. »Es tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe. Könnten Sie bitte in die Richtung des Temple-Bar-Bezirks deuten? Bitte! Ich bin eine amerikanische Touristin und habe mich verlaufen!«
    Ohne sich umzudrehen oder langsamer zu werden, zeigte sie vage nach links, dann verschwand sie um ein Häusereck und ich stand mutterseelenallein im Nebel.
    Ich seufzte. Also nach links.
    Ich ging bis zur Kreuzung, bog ab und lief ein wenig schneller, während ich meine Umgebung ins Auge fasste. Esschien, als würde ich immer tiefer in ein heruntergekommenes Industrieviertel der Stadt geraten. Erst waren da Ladenfronten mit gelegentlich Wohnungen darüber, dann säumten Bauten, die aussahen wie verlassene Lagerhäuser mit eingeschlagenen Fensterscheiben und windschiefen Türen, die Straße. Der Bürgersteig war nur noch einen Meter breit und bei jedem Schritt trat man in Abfälle und Unrat. Der Gestank aus der Gosse bereitete mir Übelkeit. In der Nähe musste eine alte Papierfabrik sein, denn der Wind trieb dicke Bogen vergilbten Pergaments in allen Größen durch die menschenleeren Straßen vor sich her. Schmale, schmuddelige Zufahrten wurden von Bögen mit abblätternder Farbe gekennzeichnet und führten zu Laderampen, die den Eindruck vermittelten, dass dort vor zwanzig Jahren zum letzten Mal ein Lieferwagen ent- oder beladen wurde.
    Hier ragte ein baufälliger Schornstein in den Himmel und verschwand im Nebel. Dort stand ein verlassenes Auto mit offener Fahrertür, daneben ein Paar Schuhe und ein Kleiderhaufen, als wäre der Fahrer ausgestiegen, hätte sich nackt ausgezogen und alles stehen und liegen lassen. Alles war unheimlich still. Nur meine Schritte, eigenartig gedämpft im Nebel, und das langsame Tropfen von Wasser aus kaputten Regenrinnen waren zu hören. Je weiter ich in dieses einsame, verwahrloste
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