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Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Titel: Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
Autoren: Karen Marie Moning
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sonst wäre es hier unten überfüllt, weil sie alle zu uns ziehen würden.
    Ich war von klein auf an die schwüle Hitze gewöhnt und lungerte am Pool im Garten meiner Eltern herum. Ich trug meinen Lieblingsbikini, einen pinkfarbenen mit Tupfen, der perfekt zu meiner Ich-bin-eigentlich-keine-Serviererin-Maniküre und -Pediküre passte. Ich lag auf einer gepolsterten Liege und ließ mich von der Sonne bescheinen, mein langes blondes Haar zu einem strubbeligen Knoten auf dem Kopf zusammengebunden – also zu einer Frisur, mit der man wirklich nicht gern gesehen werden wollte. Mom undDad waren in Urlaub, feierten ihren dreißigsten Hochzeitstag mit einer dreiwöchigen Kreuzfahrt, die vor zwei Wochen in Maui begonnen hatte und nächstes Wochenende enden sollte.
    Während ihrer Abwesenheit arbeitete ich hingebungsvoll an meiner Sonnenbräune, erfrischte mich gelegentlich kurz in dem kühlen blauglitzernden Pool und ließ mir von der Sonne die Wassertropfen von der Haut lecken. Ich wünschte, meine Schwester Alina wäre hier und würde mit mir abhängen, dann könnten wir noch ein paar Freunde einladen.
    Mein iPod steckte in Dads Bose-SoundDock auf dem Tisch neben mir und hüpfte fröhlich durch die Hitparade, die ich speziell fürs Sonnenbaden am Pool zusammengestellt hatte; sie bestand aus den Top-Hundert-Songs und ein paar weiteren, die mich zum Lächeln brachten – also aus seichter Musik für unbeschwerte Tage. Gerade hörte ich Louis Armstrongs »What a Wonderful World«. Ich bin zwar in eine Generation hineingeboren, die Zynismus und Sachlichkeit cool findet, aber gelegentlich verlasse ich die ausgetretenen Pfade. O ja!
    Ein großes Glas mit süßem Eistee war zur Hand, das Telefon in der Nähe für den Fall, dass Mom und Dad früher als erwartet ihren Landgang machten. Eigentlich sollten sie nicht vor morgen die nächste Insel anlaufen, aber sie hatten schon zweimal früher als geplant angelegt. Da mein Handy vor ein paar Tagen versehentlich in den Pool gefallen war, schleppte ich den schnür losen Hörer mit mir herum, um ja keinen Anruf zu verpassen.
    Tatsache war, dass ich meine Eltern wahnsinnig vermisste.
    Anfangs hatte ich mich gefreut, Zeit für mich zu haben. Ich wohne noch zu Hause, und wenn meine Eltern daheimsind, kommt mir das Haus manchmal vor wie die Grand Central Station, denn Moms Freundinnen, Dads Golfkumpel und die Damen von der Kirchengemeinde gehen ein und aus, zudem schauen Nachbarkinder unter irgendeinem Vorwand vorbei, praktischerweise bereits in Badeklamotten – liebe Güte, könnten sie auf eine Einladung in den Pool aus sein?
    Doch nach zwei Wochen der ersehnten Einsamkeit wurde es mir allmählich zu viel. Das große Haus kam mir schrecklich still vor, besonders am Abend. Zur Dinnerzeit fühlte ich mich richtig einsam. Und ausgehungert. Mom ist eine wunderbare Köchin und ich hatte Pizza, Kartoffelchips und Cheeseburger gründlich satt. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an Brathühnchen, Kartoffelbrei, frisches Gemüse und selbstgebackenen Pfirsichkuchen mit Schlagsahne dachte. In meiner Vorfreude hatte ich sogar schon eingekauft und alles, was Mom brauchte, besorgt.
    Ich esse gern. Zum Glück sieht man das nicht. Ich habe weibliche Kurven, eine schlanke Taille und schlanke Schenkel. Mein Stoffwechsel ist gut, Mom meint aber: Ha, wart’s ab, bis du dreißig bist. Dann vierzig, fünfzig. Dad sagt: Dann gibt’s mehr zu lieben, Rainey, und sieht Mom dabei mit einem Blick an, der mich ganz schnell das Thema wechseln lässt. Ich vergöttere meine Eltern, aber es gibt so etwas wie ZVI. Zu viele Informationen.
    Alles in allem ist mein Leben großartig, abgesehen davon, dass mir meine Eltern fehlen und dass ich die Tage zähle, bis Alina aus Irland zurückkommt; diese beiden Missstände sind jedoch vorübergehender Natur und in Kürze behoben. Mein Leben wird bald wieder vollkommen sein.
    Kann man durch einfaches Glücklichsein das Schicksal herausfordern, den wichtigsten Faden durchzuschneiden, der das Leben zusammenhält?
    Als das Telefon klingelte, dachte ich, meine Eltern würden anrufen.
    Ein fataler Irrtum.
    Seltsam, dass eine so kleine, unbedeutende Handlung, die man ein Dutzend Mal am Tag vollzieht, zu einer Demarkationslinie werden kann.
    Das Abheben eines Telefonhörers. Das Drücken auf eine Taste.
    Bevor ich das tat, war meine Schwester Alina in meinem Bewusstsein noch am Leben. In dem Moment, in dem ich auf die Taste drückte, zersplitterte mein eigenes Leben in
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