Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos
Autoren: E. C. Tubb
Vom Netzwerk:
hieb ihn auf den Tisch und brüllte nach einem neuen. Er trank zuviel. Sein Fluch war, daß er in allem ein Omen sah. »Setzt du dich zu uns, Mark?«
    Vielleicht ließen sich aus unbedachten Worten Einzelheiten erfahren, außerdem wäre es unhöflich abzulehnen. Carodyne hob seinen Krug an die Lippen, trank jedoch nur einen Tropfen. »Wie sieht es mit dem Wetter aus?«
    »Es wird der perfekte Tag«, antwortete ein anderer der Gruppe. »Leicht bewölkt, kein nennenswerter Wind, und kein Schnee. Einer von uns müßte eigentlich einen neuen Rekord aufstellen.«
    »Ich hörte, daß Cran Schwierigkeiten mit seinem Schiff hat«, warf ein großer Venedier ein. Genau wie Carodyne täuschte er nur vor zu trinken. »Und Igal ließ einen Arzt rufen. Es spricht sich herum, daß er was mit dem Herzen hat.«
    »Oder er bekommt kalte Füße.« Helm nahm einen tiefen Schluck. »Er hätte längst aufhören sollen, es geht abwärts mit ihm. Zu langsame Reflexe und zuviel Angst um seine Haut. Was sagst du, Mark?«
    Carodyne zuckte die Schultern. »Morgen wissen wir mehr.«
    »Morgen sind wir entweder reich, abgebrannt, verkrüppelt oder tot«, brummte Helm düster. »Zum Teufel! Genießen wir das Leben, solange wir es noch können.«
    Das war die Philosophie jener, die damit Geld verdienten, ihr Leben zu riskieren – oder die Flucht eines, der wußte, daß er sein Glück zu oft beschworen hatte und am Ende war. Ein Freund hätte Fendhal etwas ins Bier gemischt und ihn so daran gehindert, am Rennen teilzunehmen, und damit sein Leben gerettet, auch wenn es die Freundschaft gekostet hätte. Aber hier gab es keine Freunde. Unter der Tünche von Geselligkeit und Neckerei verbargen sich eiserne Entschlossenheit und extremer Egoismus. Für diese Männer war nur eines wichtig: das Rennen zu gewinnen. Auch wenn die Dolche, mit denen sie ihre Gegner schwächten, unsichtbar waren, waren sie nicht weniger wirklich.
    Carodyne löste sich unauffällig aus der Gruppe. Fendhal hatte kaum noch eine Chance. Igal hatte vermutlich den Arzt nur rufen lassen, um die anderen zu täuschen. Der Venedier war noch zu neu, um sich ein Bild von ihm machen zu können. Und die anderen?
    Er sah Shara Mordain auf sich zukommen. »Sie haben mich belogen, Mark. Weshalb sagten Sie nicht, daß Sie Berufssegler sind?«
    »Weil es nicht stimmt.«
    »Aber Sie machen doch morgen beim Rennen mit!«
    »Na und? Es ist ein Glücksspiel. Ich hoffe, den Preis zu gewinnen. Ich habe nicht gelogen.«
    »Ach nein?« Sie legte den Kopf ein wenig zurück, um ihm besser in die Augen sehen zu können. »Nun, vielleicht nicht. Aber wenn Sie ein Spieler sind, weshalb haben Sie dann die Schachpartie absichtlich verloren?«
    »Habe ich das?«
    »Ich spiele Schach, seit ich fünf wurde. Sie hatten den Ekal bereits geschlagen, als Sie um den Wein baten. Und dann verloren Sie. Ich möchte wissen, weshalb!«
    Rings um die Winterhütte schmiegten sich kleine Verandaséparées mit durchsichtigen Heizscheiben, die sie mollig warm machten. Er führte sie zu einem und schloß die Tür. In der klaren Luft glitzerten die Sterne wie Edelsteine, und das flammende Leuchten des Omphalos lenkte die Blicke auf sich.
    »Mark?«
    »Sie sehen nicht wie eine Närrin aus, also benehmen Sie sich nicht wie eine«, sagte er kalt. »Der Ekal ist ein mächtiger Mann. Es würde ihm nicht gefallen, wenn Sie dumme Gerüchte verbreiteten.«
    »Haben Sie mich deshalb hierhergebracht? Damit uns niemand hören kann?« Sie zuckte die Schultern, als er nicht antwortete. »Ich hatte schon gehofft … Vergessen wir es. Jedenfalls brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Es interessierte mich lediglich, weshalb Sie es taten. Und es interessiert mich noch, Mark. Ich muß es wissen.«
    »Muß?«
    Sie sagte, als wäre ihr sein scharfer Ton nicht aufgefallen: »Lassen Sie mich raten. Der Ekal ist reich und stolz und alt. Er hat eine große Leidenschaft, das Schachspiel. Er ist ein guter Spieler, aber es gibt bessere. Sie könnten zu ihnen gehören, oder zumindest so gut sein wie er. Sie hätten ihn schlagen und den Einsatz gewinnen können.«
    »Ich habe aber nicht gewonnen.«
    »Wenn Sie gewonnen hätten, hätte er mehr als nur Geld verloren – seinen Stolz. Das wußten Sie, genau wie er es wußte, und wie er wußte, daß Sie ihn bereits geschlagen hatten. Und plötzlich war ihm irgendwie klar, was Sie beabsichtigten. Doch wie?« Sie überlegte kurz. »Der Wein!« sagte sie schließlich. »Als Sie darum baten, kannte er sich aus.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher